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Kirche und Sport
"Luther würde kritisch auf den Sport schauen"

Vor dem DFB-Pokal-Finale feierten Frankfurter und Dortmunder Fans gemeinsam in der Berliner Gedächtniskirche einen ökomenischen Gottesdienst. "Darum geht es in der Botschaft Jesu, dass sich Menschen mit Respekt begegnen und sogar die Feinde lieben", sagte der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche, Volker Jung, im DLF.

Volker Jung im Gespräch mit Matthias Friebe |
    Fußballfans des Vereins Borussia Dortmund sitzen in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin während eines ökumenischen Gottesdienstes anlässlich des DFB-Pokalfinales der Männer im Rahmen des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentages.
    BVB-Fans und Frankfurt-Fans feierten vor dem DFB-Pokalfinale eine gemeinsame Messe. (dpa/Gregor Fischer)
    Volker Jung berichtete von einer guten Atmosphäre und einem bunten Bild der schwarz-gelb gekleideten Dortmund-Fans, rot-weiß-schwarz gekleideten Frankfurt-Fans und der Anwesenden mit den orangenen Kirchentags-Schals. "Alle waren sehr daran interessiert, dieses Thema Fußball, Finale und Fankultur in einem Gottesdienst aufzunehmen und das haben wir versucht."
    Mit dem Gottesdienst sollte vor allem zum Ausdruck gebracht werden, dass der Respekt voreinander nicht verloren ginge. "Darum geht es in der Botschaft Jesu, dass sich Menschen mit Respekt begegnen und sogar die Feinde lieben. Dies als Gedanken auch mit in die Fankultur zu nehmen, ist von vielen ganz gut aufgenommen worden."
    "Fußball ist in der Gefahr, sich selbst religiös zu erhöhen"
    Auch sei es ein Anliegen des Gottesdienstes, den Fußball zu würdigen als ein wirklich starkes Stück Leben, sagte Jung. "Fußball ist auch eine gute Schule für das Leben. Aber Fußball ist aber auch in der Gefahr, sich selbst religiös zu überhöhen."
    Für viele Fans sei der Fußball tatsächlich eine Art Ersatzreligion. Man würdige den Sport in seiner Kraft und seiner sozialen Verantwortung. Aber man müsse auch die Grenzen des Sports erkennen, erkennen, was es bedeute, wenn man das Ganze übersteigert.
    "Ich habe auch einen kleinen Blick auf die FIFA geworfen, die - wie ich finde - in einer schwierigen Situation ist, weil da manches aus dem Lot geraten ist. Das ist die ethische Aufgabe, hier zu erkennen: Der Sport wird zerstört, wenn das Geld alles dominiert und damit genau das auf die Seite drängt, was den Sport stark macht: Nämlich einen guten Wettstreit in Fairness mit viel Leidenschaft zu befördern."
    "Luther hätte seine Freude daran, ein gutes Fußballspiel zu sehen"
    Anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation wird in Berlin und in Wittenberg der Evangelische Kirchentag gefeiert - Luther habe sich allerdings nie zum Sport geäußert, so Jung. "Bei Luther findet man viel, aber man findet nichts zum Sport. Fußball wurde damals meines Wissens noch nicht gespielt. Aber Luther würde genauso kritisch auf den Sport schauen. Ich glaube aber auch, dass er daran seine Freude hätte, ein gutes Fußballspiel zu sehen."
    Besonders berührt und bewegt hätte es Jung, auf dem Breitscheidplatz an der kleinen Gedenkstätte für die Opfer des Terror-Anschlages im vergangenen Jahr auf dem Weihnachtsmarkt nicht nur Blumen zu sehen, sondern auch die Schals der beiden Finalgegner. "Das ist ein Ausdruck dafür, dass viele Fans ein gutes Gespür dafür haben, worum es hier geht und dass es gerade darum geht, in solchen Zeiten zueinander zu stehen."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.