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Kirchenschließungen in Algerien
Wo der Bibel-Import eine Sünde ist

Die Behörden in Algerien haben mehrere evangelische Kirchen geschlossen. Wegen fehlender staatlicher Genehmigungen, heißt es offiziell. Doch die Christen sehen in diesem Vorgehen etwas anderes: einen Angriff auf die Religionsfreiheit und eine Diskriminierung religiöser Minderheiten.

Von Dunja Sadaqi |
Demonstranten in Hafenstadt Bejaia - Ex-Präsident der Protestanten Mustapha Krim vorne weg
Algerische Christen demonstrieren gegen Kirchenschließungen (Deutschlandradio/ Sadaqi )
Algerische Sicherheitskräfte zerren Christen aus Kirchensälen. Unter lautem Protest verlassen die Menschen die Kirche. Diese Videos kursieren seit Tagen in den sozialen Netzwerken. Zusammen mit Videos von protestantischen Pastoren, die per Videobotschaft um Hilfe bitten.
"In diesem Video will ich Ihnen mitteilen, welchen Problemen wir gegenüberstehen", sagt Salah Chalah, der Präsident der protestantischen Kirchen in Algerien in einem Facebook-Video. "Bis zum heutigen Tage wurden 11 Gemeinden von den algerischen Behörden geschlossen. Wir machen uns Sorgen, wohin das führen wird."
Im Oktober wurden weitere protestantische Gotteshäuser geschlossen. Algerische Protestanten haben sich deswegen zu Protesten getroffen. Wie hier in der Hafenstadt Bejaia, im Nordosten Algeriens. Dort, in der Region der sogenannten Kabylei, wächst die christliche Gemeinde.
Hürden für nicht-islamische Religionsgemeinschaften
Hanafi Idiri ist zum Protest-Sit-In gekommen. Er ist algerischer Pastor und berichtet davon, dass die algerischen Behörden die protestantische Gemeinde systematisch verfolgen würde: "Wir werden ständig von der Polizei belästigt. Warum betet ihr hier, wann betet ihr? Diese Fragen kommen immer wieder. Das wird gemacht, um die Gemeinde zu provozieren, um sie zu entmutigen. Die Polizei macht Druck auf die Bevölkerung. Die uns deswegen keine Häuser mehr vermieten. So zerstreuen sie uns Christen, damit wir nicht einen einzigen Ort haben, um uns zu versammeln. Wir haben zurzeit ein Problem, Kirchen zu eröffnen. Es gibt tausende Christen, aber wir finden keinen Ort, um uns zusammen zu finden."
Die offizielle Begründung der algerischen Behörden: Die protestantischen Kirchen seien ohne Genehmigung errichtet worden. Das Problem liegt in einem Gesetz aus dem Jahr 2006. Demnach müssen alle nicht-islamischen Gotteshäuser von den Behörden genehmigt und als Gemeinden registriert werden. Das trifft zurzeit allerdings nur auf die katholische Kirche zu.
Christen fühlen sich diskriminiert
Offiziellen Zahlen zufolge gibt es rund 40.000 algerische Christen, das sind weniger als ein Prozent der Bevölkerung. Ihr Status im Land ist schwierig. In Algerien ist der Islam zwar Staatsreligion, laut Verfassung herrscht aber Religionsfreiheit.
Christen würden diskriminiert in Algerien, sagte Yousseff Ourahmane, der Vizepräsident der protestantischen Kirche in Algerien Anfang des Jahres dem französischen Fernsehen TV5MONDE: "Unsere Gemeinschaft erhält seit längerem keine Erlaubnis mehr, Bibeln zu importieren. Für diese Genehmigung gibt es eine Kommission, die uns gesagt hat, es sei eine Sünde uns Bibeln importieren zu lassen. Außerdem kenne ich viele Glaubensbrüder und -schwestern, die wegen ihres Glaubens entlassen worden sind."
So erging es auch Rachida Aoudj. Sie sagt, seit sie und ihr Mann konvertiert sind, erlebe sie Repressionen. "Kurz nachdem bekannt wurde, dass mein Ehemann konvertiert ist, hat die Verfolgung begonnen. Er war Bankdirektor. Er wurde gekündigt. Ich selbst hab normalerweise nur zwei Kilometer von zu Hause entfernt gearbeitet. Auf einmal wurde ich versetzt - mehr als 50 Kilometer von meinem Zuhause entfernt. Ich habe viel Belästigung von den Behörden ertragen müssen. Zum Beispiel haben sie meine Kollegen bedroht, dass sie nicht mehr mit mir reden sollen."
Algerische Protestanten fordern deshalb eine Änderung der Genehmigungspflicht für ihre Gotteshäuser und die offizielle Anerkennung ihrer Religionsgemeinschaft.