Giuseppe Verdis Freiheitsoper «Nabucco» feierte an der Hamburgischen Staastsoper Premiere. Die Inszenierung war mit besonderer Spannung erwartet worden, denn der Regisseur Kirill Serebrennikow konnte die gesamte Arbeit nur über Videobotschaften leiten. Serebrennikow steht in Moskau unter Hausarrest, denn er soll staatliche Fördergelder veruntreut haben. Er bestreitet die Vorwürfe. Im November 2018 ist ein Strafprozess eröffnet worden. Beobachter sagen, der Prozess könnte ein Zeichen an die kritische Kulturszene in Russland sein.
Von Jerusalem nach New York
Die Handlung der Oper verlegte Serebrennikow nach New York, in die Räume des UN Sicherheitsrates. Hier wird das Schicksal von Millionen Geflüchteter verhandelt. Auf der Bühne in Hamburg standen dann tatsächlich syrische Flüchtlinge, die gegen Ende auch als Gefangenenchor agierten. Außerdem waren Reportagefotos zu sehen, die den Exodus der syrischen Bevölkerung zeigten. Die Empörung einiger Zuschauer konnte unser Kritiker nachempfinden. Dennoch funktionierte die Geschichte rund um die dysfunktionale Herrscherfamilie "Nabucco" sehr gut und die Inszenierung zeige auch Humor.
Lebendiges Publikum
Allerdings, so Kritiker Uwe Friedrich, sei die Verlegung in die Jetztzeit und die Tatsache, dass es in der Hamburger Inszenierung in erster Linie um Flucht gehe, ein massiver Eingriff ins Stück. Denn in der ursprünglichen Version steht die Gefangenschaft im Vordergrund. Die "Buhs" und Unmutsbekundungen aus dem Publikum seien dennoch gut, und zeugten davon, dass das Publikum lebt.
Die politische Aufwertung der Oper fanden einige Zuschauer sehr problematisch und wollten irgendwann nicht mehr hinschauen, aber dennoch funktioniere Serebrennikows "Nabucco".