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Klage von Imkern
Glyphosat in Honig gefunden

Nicht nur in Brot und Bier, sondern auch in Honig wurde nun das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat nachgewiesen. Deutsche Imker sind entsetzt und ziehen vor Gericht - dort erhoffen sie sich ein Verbot des Unkrautkillers, der in hohen Konzentrationen zu schweren Gesundheitsschäden führen kann.

Von Daniela Siebert |
    Europäische Honigbienen auf Honigwaben einer Magazinbeute
    Wie viel Glyphosat im Honig enthalten ist, weiß niemand. Denn Imker sind nicht dazu verpflichtet, Ihren Honig auf Glyphosat testen zu lassen. (imago / blickwinkel)
    Der Rentner Klaus Aßmann ist schon seit 35 Jahren leidenschaftlicher Hobby-Imker. 2015 hatte er die Idee, den Honig, den seine Bienen gesammelt haben, auf Glyphosat testen zu lassen. Zahlreiche Medienberichte über Glyphosat in Muttermilch oder im Brot hatten ihn dazu inspiriert. Monate später kam das Ergebnis vom Labor, telefonisch: "Ich war gerade beim Kaffee trinken: 'Herr Aßmann, Ihr Honig ist stark mit Glyphosat versetzt. Sie dürfen ihn nicht mehr essen, nicht mehr verkaufen, und auch den Bienen nicht mehr einfüttern.' Bei der Untersuchung kam raus, dass das Glyphosat den hundertfachen Wert des Normalen, also des Erlaubten, hatte."
    Aßmann war geschockt. Vor allem, weil er viel vom eigenen Honig isst: "Ich mach immer Honig in den Kaffee rein, da hab ich gleich meinen Kaffee weggeschüttet, dann stand ich da. Was machste nu? Da war das der Honig, den ich eigentlich selber gegessen hab. Von den 40 Kilo, die ich da für mich hatte, da habe ich 20 Kilo schon über den Winter gegessen. Ein gutes Glas pro Woche geht bei mir Honig weg." Nun hat er Magen-Darm-Probleme und als Ursache Glyphosat im Verdacht.
    Verpestete Kornblumen als Ursache
    Die Analyse seines Honigs hatte ergeben, dass Aßmanns Bienen Kornblumen angeflogen hatten. Die gab es direkt neben dem Stock in und an Raps- und Getreidefeldern, sagt der Imker. Er vermutet, dass dort Glyphosat gespritzt wurde und seine Bienen so in Kontakt mit dem Total-Herbizid kamen: "Das Glyphosat: Bevor die Kornblume abstirbt, die stirbt ja auch ab, aber das dauert ein paar Tage und da haben die genug Zeit gehabt, das reine Glyphosat in den Stock rein zu tragen, weil das ja auf der Blüte drauf war mit dem Nektar, sonst wären diese hohen Konzentrationen undenkbar."
    Deshalb hat Aßmann seine Bienen nun umgesiedelt, an einen fünfzehn Kilometer entfernten Ort, der nicht von landwirtschaftlicher Fläche umgeben ist. Zum andern kontaktierte der Imker die Aurelia-Stiftung, die auf Bienenschutz spezialisiert ist. Die tat sich mit dem gleichgesinnten Imker-Verein Mellifera zusammen und reichte beim Europäischen Gerichtshof eine Klage ein.
    Der Berliner Rechtsanwalt Achim Willand vertritt sie dort. Er argumentiert in dem Prozess aber weniger mit belastetem Honig, als vielmehr mit einer Kompetenzüberschreitung der EU-Kommission: "Wir wollen, dass die Kommission im Falle von Glyphosat die Zulassungsregeln so anwendet, wie sie der europäische Gesetzgeber vorgesehen hat. Und der hat die Zulassung befristet. Die Kommission war unserer Meinung nach nicht befugt, diese Zulassung jetzt zu verlängern."
    Honigbiene sitzt auf Kornblume.
    Die Bienen flogen anliegende Raps- und Getreidefelder an und trugen das reine Glyphosat in den Stock. (imago / blickwinkel)
    Andere Pesitizidwirkstoffe verbieten
    Willand hält die derzeit geltende, befristete Zulassungsverlängerung für nicht rechtens. Sie missbrauche eine Ausnahmeregelung, die nur für wenige Monate in Anspruch genommen werden dürfe. Die EU-Kommission hält bislang dagegen, diese Art der Klage wäre gar nicht zulässig, weil es sich bei dem Vorgang nicht um einen Verwaltungsakt handele. Anwalt Willand geht davon aus, dass sich das Verfahren über Jahre hinzieht.
    Noch in diesem Jahr wird aber mit einer regulären Wiederzulassung von Glyphosat in der EU gerechnet. Trotzdem sei das Verfahren wichtig, sagt Willand: "Dann würde sich das Gericht trotzdem mit diesen Verlängerungsentscheidungen der Kommission befassen, und würde feststellen, ob das in Ordnung war, was die Kommission da gemacht hat. Das kann ja jederzeit wieder passieren bei anderen Pestizidwirkstoffen, wenn es irgendwelche Blockaden gibt, oder sich Mitgliedstaaten und Kommission wechselseitig die Verantwortung zuschieben, dass die Kommission das dann im Interesse der Hersteller einseitig verlängert."
    Aufklärungsveranstaltung als Plan B
    Zurück zum Honig. Ob, wie oft und wie viel Glyphosat sich darin befindet, weiß niemand. Denn Imker müssen ihren Honig nicht auf Glyphosat untersuchen lassen. Freiwillige, kostenreduzierte Laboruntersuchungen, die der Brandenburgische Imkerverband seinen Mitgliedern derzeit anbietet, würden nur zögerlich angenommen, heißt es von dort. Über die Ergebnisse will der Verbandsvorsitzende nicht sprechen, dafür sei es noch zu früh. Viele Imker wollen es lieber nicht so genau wissen, das hat auch Klaus Aßmann erlebt. Und er weiß von zwei weiteren Honigproben anderer Imker, die über den Grenzwert belastet waren.
    Das aktuelle Bienen-Journal berichtet von weiteren bekannten Einzelfällen aus jüngster Zeit. Umso mehr hofft Klaus Aßmann, dass die Klage Erfolg haben wird: "Die Möglichkeit, dass es ganz verboten wird, wäre natürlich die ideale Alternative." Als Plan B bereitet er eine Aufklärungsveranstaltung vor, die Landwirte in seiner Region ermuntern soll, glyphosatfrei zu wirtschaften. Falls Glyphosat doch noch eine langjährige Zulassung in der EU bekommen sollte, plädiert er für eine Anwendungseinschränkung auf den späten Herbst. Dann ist es den Bienen nämlich meist zu kalt, um noch zu fliegen.