Stimmensynthese, Geräusche als Bollwerk gegen Demonstraten, Soundcollagen, die unter die Haut gehen: Die schöne, neue Welt des digitalen Klangs schafft nicht nur beeindruckende akustische Skulpturen, sondern ist auch ein Ausdruck von Macht und Mächtigen.
"Das Ziel von Google Duplex ist es, Stimmen perfekt zu kopieren - und zwar in nicht gerade ferner Zukunft", sagt die Hochschulprofessorin und Klangkünstlerin Anke Eckardt im Dlf. "Die Grenze muss da gezogen werden, wo die eigene Stimme von der synthetisierten nicht mehr zu unterscheiden ist. Das muss man dem Gegenüber mitteilen, damit er nicht vertrauliche Informationen mit einem Computer austauscht", so Eckardt.
Verrohte Gesellschaft
Geräuschbelästigung habe mit kultureller Prägung zu tun, erklärte die Professorin für Sound im Dlf. Während man früher Verkehrsgeräusche als störend empfunden habe, beschwere man sich heute eher über den Lärm der Nachbarn, sagte sie. Das Phänomen heisst "selectiv listening".
Ihr gehe es darum, die Welt bewusst wahrzunehmen, bewusst zu hören und zu zeigen, wie stark auch Raum und Klang zusammenhängen. "Klänge, Schall wurden erstmals im Irakkrieg als militärisches Mittel eingesetzt, heute werden unangenehme Geräusche auch bei Polizeieinsätzen benutzt", so die Künstlerin.
Wir haben noch länger mit Anke Eckardt gesprochen -
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"Mir geht es vor allem um eine Art Sensibilierung und ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass uns bewusst wird, wie auch Sound zur Verrohung der Gesellschaft führen kann".
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.