Damit hatte Pedro Passos Coelho nicht gerechnet: Als er Mitte des Monats wieder einmal im Parlament erklären wollte, dass Portugal auf dem richtigen Weg aus der Krise sei, wurde der Ministerpräsident plötzlich unterbrochen. Aufgebrachte Zuschauer auf der Besuchertribüne sangen 'Grândola Vila Morena', das alte portugiesische Revolutionslied. Bis die Polizei die Demonstranten abgeführt hatte, blieb Passos Coelho nichts anderes übrig, als zuzuhören.
In Portugal gärt es, denn die Lage wird – anders als die Regierung versichert – immer schlimmer: Rezession, Massenarbeitslosigkeit, Steuererhöhungen und gekürzte Sozialleistungen verlangen der Bevölkerung immer größere Opfer ab. Immer mehr Portugiesen fordern, dass sich das ändert und sie fordern es ausgerechnet mit dem Lied 'Grândola Vila Morena', dessen Ausstrahlung im Radio in der Nacht zum 25. April 1974 das Zeichen zum Beginn der Nelkenrevolution war. Für den Politologen Pedro Magalhães ist das ein starkes Signal:
"Das Lied wurde zum Symbol des Endes der Diktatur, jeder Portugiese kennt es. Die, die es jetzt singen, wollen ausdrücken, dass sie die Demokratie in Gefahr sehen. Wegen der Sparpolitik der Regierung und der wirtschaftlichen Lage."
Momentan werden Portugals Regierende, wo immer sie auftreten, systematisch niedergesungen: Der Ministerpräsident im Parlament, der Minister für parlamentarische Angelegenheiten bei Diskussionsveranstaltungen, der Gesundheitsminister bei Krankenhausbesuchen. Angesichts der zunehmenden Proteste hat die Polizei den Politikern bereits zur Vorsicht geraten, und im Zweifel ihre öffentlichen Auftritte abzusagen. Denn die verzweifelten Portugiesen wollen weiter protestieren:
"Seit drei Jahren bin ich jetzt Rentner und habe immer weniger Geld in der Tasche", schimpft dieser Mann. "Das ist doch ein Grund zum Protestieren! Wir werden von der Regierung ständig bestohlen und sollten nicht auf die Barrikaden gehen?"
In dem harten Sparkurs der Regierung können viele Portugiesen keine Verbesserung erkennen. Sie fühlen sich um das betrogen, was die Nelkenrevolution ihnen vor fast 40 Jahren versprochen hat – ein würdiges Leben und einen Ausweg aus der Armut. Stattdessen wächst die Zahl derer, die aus der Mittelschicht in die Armut abgleiten. Und das sorgt für wachsenden Unmut, meint der Soziologe Manuel Carvalho da Silva:
"Obwohl die Portugiesen sehr leiden, ist es im Land noch relativ ruhig. Doch das kann sich schnell ändern. Es kann zu schwerem zivilen Ungehorsam kommen, wenn diese Politik beibehalten wird. Schon in den nächsten Monaten kann die Lage katastrophal und unkontrollierbar werden."
"Stadt der Brüderlichkeit, in dir befielt das Volk", heißt es im Refrain von Grândola Vila Morena. Das sei nicht ungefährlich in Zeiten, in denen die Portugiesen sich von ihren Regierenden verraten und verlassen fühlten, meint der Politologe Pedro Magalhães. Denn da singen eben keine radikalen Krawallmacher, sondern ganz normale Bürger:
"Ohne Zweifel stehen wir vor einer Situation großer Unzufriedenheit. Nicht nur mit der wirtschaftlichen Lage, sondern mit dem Funktionieren unsere Demokratie."
Die Regierung steht den Protestsängern eher hilflos gegenüber. Ministerpräsident Passos Coelho sprach zunächst fast anerkennend von einer fantasievollen Protestaktion. Der Parlamentsminister Miguel Relvas versuchte sogar mitzusingen. Doch inzwischen werden Grândola-Sänger von der Polizei erkennungsdienstlich behandelt. Ob sich die Protest-Sänger davon beeindrucken lassen, wird sich am nächsten Samstag zeigen. Bürgerrechtsorganisationen und die Gewerkschaften haben dann zu Großdemonstrationen im ganzen Land aufgerufen. Das Volk solle endlich befehlen - ganz nach dem Motto des Revolutionslieds 'Grândola Vila Morena'.
In Portugal gärt es, denn die Lage wird – anders als die Regierung versichert – immer schlimmer: Rezession, Massenarbeitslosigkeit, Steuererhöhungen und gekürzte Sozialleistungen verlangen der Bevölkerung immer größere Opfer ab. Immer mehr Portugiesen fordern, dass sich das ändert und sie fordern es ausgerechnet mit dem Lied 'Grândola Vila Morena', dessen Ausstrahlung im Radio in der Nacht zum 25. April 1974 das Zeichen zum Beginn der Nelkenrevolution war. Für den Politologen Pedro Magalhães ist das ein starkes Signal:
"Das Lied wurde zum Symbol des Endes der Diktatur, jeder Portugiese kennt es. Die, die es jetzt singen, wollen ausdrücken, dass sie die Demokratie in Gefahr sehen. Wegen der Sparpolitik der Regierung und der wirtschaftlichen Lage."
Momentan werden Portugals Regierende, wo immer sie auftreten, systematisch niedergesungen: Der Ministerpräsident im Parlament, der Minister für parlamentarische Angelegenheiten bei Diskussionsveranstaltungen, der Gesundheitsminister bei Krankenhausbesuchen. Angesichts der zunehmenden Proteste hat die Polizei den Politikern bereits zur Vorsicht geraten, und im Zweifel ihre öffentlichen Auftritte abzusagen. Denn die verzweifelten Portugiesen wollen weiter protestieren:
"Seit drei Jahren bin ich jetzt Rentner und habe immer weniger Geld in der Tasche", schimpft dieser Mann. "Das ist doch ein Grund zum Protestieren! Wir werden von der Regierung ständig bestohlen und sollten nicht auf die Barrikaden gehen?"
In dem harten Sparkurs der Regierung können viele Portugiesen keine Verbesserung erkennen. Sie fühlen sich um das betrogen, was die Nelkenrevolution ihnen vor fast 40 Jahren versprochen hat – ein würdiges Leben und einen Ausweg aus der Armut. Stattdessen wächst die Zahl derer, die aus der Mittelschicht in die Armut abgleiten. Und das sorgt für wachsenden Unmut, meint der Soziologe Manuel Carvalho da Silva:
"Obwohl die Portugiesen sehr leiden, ist es im Land noch relativ ruhig. Doch das kann sich schnell ändern. Es kann zu schwerem zivilen Ungehorsam kommen, wenn diese Politik beibehalten wird. Schon in den nächsten Monaten kann die Lage katastrophal und unkontrollierbar werden."
"Stadt der Brüderlichkeit, in dir befielt das Volk", heißt es im Refrain von Grândola Vila Morena. Das sei nicht ungefährlich in Zeiten, in denen die Portugiesen sich von ihren Regierenden verraten und verlassen fühlten, meint der Politologe Pedro Magalhães. Denn da singen eben keine radikalen Krawallmacher, sondern ganz normale Bürger:
"Ohne Zweifel stehen wir vor einer Situation großer Unzufriedenheit. Nicht nur mit der wirtschaftlichen Lage, sondern mit dem Funktionieren unsere Demokratie."
Die Regierung steht den Protestsängern eher hilflos gegenüber. Ministerpräsident Passos Coelho sprach zunächst fast anerkennend von einer fantasievollen Protestaktion. Der Parlamentsminister Miguel Relvas versuchte sogar mitzusingen. Doch inzwischen werden Grândola-Sänger von der Polizei erkennungsdienstlich behandelt. Ob sich die Protest-Sänger davon beeindrucken lassen, wird sich am nächsten Samstag zeigen. Bürgerrechtsorganisationen und die Gewerkschaften haben dann zu Großdemonstrationen im ganzen Land aufgerufen. Das Volk solle endlich befehlen - ganz nach dem Motto des Revolutionslieds 'Grândola Vila Morena'.