Bis zu 300 Millionen Euro könnte die Sanierung von Oper und Schauspiel am Willy Brandt-Platz in der Innenstadt von Frankfurt am Main kosten. Das führt zu Überlegungen in der Stadtspitze der Mainmetropole, gleich einen Neubau an anderer Stelle zu planen. Die Rede ist von einem städtischen Gelände in der Nähe der Frankfurter Messe. Der jetzige Standort der städtischen Bühnen könnte dann einem Bankenhochhaus weichen. Die Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf flössen in das Neubauprojekt in der Nähe des Messegeländes. Für Bernd Loebe, den Intendanten der auch international renommierten Frankfurter Oper ein Horrorszenario:
"Ja, weil wir am Theaterplatz spielen, auch wenn er Willy Brandt-Platz heißt. Weil dieser Ort ein geschichtsträchtiger Ort ist für alle Theatermenschen. Es ist ein Ort, der zentral erreichbar ist. Die Tiefgarage ist perfekt. Der Anschluss ans Museumsufer ist perfekt. Es ist ein idealer Ort, umzingelt von den Symbolen des Kapitalismus, des vielleicht nicht mehr ganz so funktionierenden Kapitalismus."
Kulturdezernentin sagt Unterstützung zu
Unterstützung bekommt der Frankfurter Opern-Intendant von der frisch gewählten Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). Auch wenn die Städtischen Bühnen in einer Sanierungsphase am Willy Brandt-Platz mit dem Spielbetrieb tatsächlich in Messehallen untergebracht werden müssten, teilt Ina Hartwig die Position Bernd Loebes, am alten Standort festzuhalten:
"Ich als Kulturdezernentin kann ihm meine Unterstützung zusagen. Für mich steht der Standort von Oper und Schauspiel auch nicht in Frage. Und zwar ganz unabhängig davon, wo zwischenzeitlich der Spielbetrieb stattfinden wird. Für mich sind Oper und Schauspiel am Willy Brandt-Platz ein Ensemble, das mit der Identität Frankfurts zutiefst verwachsen ist. Und dieses Ensemble halte ich für ein Kraftzentrum der Stadt, für ein kulturelles und gesellschaftliches Kraftzentrum an zentraler Stelle und das sollte es auf lange Sicht auch bleiben."
Runder Tisch soll zur Einigung verhelfen
Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann will nun nach den Sommerferien einen runden Tisch mit den Intendanten von Oper und Schauspiel einberufen, um mit ihnen die Zukunft der Städtischen Bühnen zu diskutieren. Für den Oberbürgermeister –wie Kulturdezernentin Ina Hartwig SPD-Mitglied - ist ein Neubau an anderer Stelle weiterhin eine Option. Opern-Intendant Bernd Loebe erhofft sich nun bei seinem Kampf für den alten Standtort vor allem die Unterstützung der neuen Kulturdezernentin.
"Nachdem was wir jetzt ausgetauscht haben an Informationen, habe ich Gefühl, dass sie die Interessen des Theaters, der Städtischen Bühnen total unterstützt und ich denke, es wird interessant zu beobachten sein, welchen Stellenwert der Kulturdezernent überhaupt im Gesamtbild der Stadt Frankfurt in Zukunft haben wird."