Die Essener Ausstellung mit dem Titel "Sand fürs Getriebe" zeigt Staecks Gesamtwerk: von seinen Anfängen als autodidaktischer Künstler über die Hochzeiten in den 70er und 80er Jahren bis hin zu neuen Werken, die erst in den vergangenen Jahren entstanden sind.
Die große Überraschung der Schau ist das Frühwerk des Künstlers, das dem breiteren Publikum noch nicht bekannt sein dürfte. In den 60er Jahren begann Staeck, der nie eine Kunstakademie besucht hat, neben seinem Jura-Studium künstlerisch zu arbeiten. Damals experimentierte er mit abstrakten Farbholzschnitten, die noch keinerlei politische Aussage enthielten und seine weitere Entwicklung hin zum politischen Plakatkünstler noch nicht erahnen lassen.
Ikonen der politischen Kunst
Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden aber die Plakate der 70er und 80er Jahre. Jene Zeiten also, in denen sich Staeck mit der CDU oder großen Konzernen anlegte, und in denen er noch veritable Skandale provozierte. Viele seiner Werke wurden in linken Kreisen zu Ikonen der politischen Kunst, wie etwa einer seiner Kommentare zur Bundestagswahl 1972: Das Plakat zeigt eine gelbe Villa vor blauem Grund, dazu der Slogan "Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen". Es war Staecks bissige Reaktion auf die Sorge des bürgerlichen Lagers, die SPD werde im Falle eines Wahlsiegs vor einer Verstaatlichung von Privateigentum nicht zurückschrecken.
Auch in seinen neuen Arbeiten greift Klaus Staeck aktuelle politische Themen und Debatten auf: von der Flüchtlingskrise, über das Freihandelsabkommen TTIP oder die Macht großer Konzerne wie Amazon und Google, bis hin zur Politik Angela Merkels oder auch Donald Trumps. Allerdings wirken diese neuen Plakate vergleichsweise zahm, was auch daran liegen dürfte, dass Plakate als Medium der politischen Aktionskunst mittlerweile ausgedient haben.
Plakate provozieren nicht mehr
Vorbei sind die Zeiten, in denen Staecks Werke Bilderstürme auslösten - so wie noch in den 70er Jahren in Bonn, als CDU-Abgeordnete in einer Staeck-Ausstellung Plakate von den Wänden rissen. Wer heute mit Aktionskunst Aufmerksamkeit erregen möchte, der wählt andere Strategien, so wie etwa das "Zentrum für politische Schönheit". Die Kunstaktivisten kündigen an, Flüchtlinge von Tigern fressen zu lassen oder pflanzen AfD-Politiker Björn Höcke kurzerhand ein Holocaust-Mahnmal in den Vorgarten. Man mag von den Aktionen des "Zentrums für politische Schönheit" halten, was man will. Fakt ist, dass sich die Gruppe darauf versteht, medienwirksame Bilder zu generieren und immer wieder aufs Neue Aufmerksamkeit zu erregen - die Plakate von Klaus Staeck können da nicht mehr mithalten.