Die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung hatte das ehemalige Kurbad der Gemeinde Kreuth nahe dem Tegernsee bis letztes Jahr als Bildungszentrum genutzt. Im März 2016 lief der Pachtvertrag aus, weil sich die Stiftung mit der Eigentümerin, Herzogin Helene in Bayern, nicht auf einen neuen Pachtpreis einigen konnte. Die Herzogin hatte nach Informationen des Bayerischen Rundfunks statt 84.000 Euro jährlich 630.000 Euro verlangt - das Siebenfache. Das dementierte die Herzogin. Über eine Summe sei nicht gesprochen worden.
Kreuth bedeutete nicht nur für CDU kalte Duschen
Nach 40 Jahren ist die CSU-Landesgruppe darum ins 70 Kilometer entfernte ehemalige Benediktiner-Kloster Seeon umgezogen. Der neue Tagunsort bietet den Abgeordneten offenbar nicht zu unterschätzende Vorteile. Landesgruppen-Chefin Gerda Hasselfeldt pries gegenüber der Deutschen Presse-Agentur die warmen Duschen: "Ich persönlich freue mich schon darüber, dass ich am Morgen nicht eine halbe Stunde warten muss, bis das Wasser in der Dusche warm wird, wie das in Kreuth der Fall war."
Warme Duschen sind im Winter natürlich ein schöner Komfort. Besonders, wenn um einen herum viel Schnee liegt. Der zauberte zur Klausurtagung eine malerische Kulisse für Politiker und Fotografen.
Darin steht Seeon Kreuth aber in nichts nach. Auch dort liegt dieses Jahr viel Schnee.
Es gibt aber noch mehr Parallelen zwischen dem alten und dem neuen Tagungsort. Als die CSU 1976 zum ersten Mal in Kreuth tagte, war das Verhältnis zur Schwesterpartei CDU ähnlich schlecht wie heute. Damals kündigte Franz Josef Strauß mit dem Kreuther Trennungsbeschluss die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU. Auch wenn der bald wieder zurückgenommen wurde - der Name Kreuth stand seitdem besonders für die betonte Eigenständigkeit der CSU.
Wehmut in Kreuth
Für die kleine Gemeinde Kreuth ist der Wechsel schmerzhaft. Zur Winterklausur kamen jedes Jahr viele Medienvertreter, die in den örtlichen Hotels übernachteten. Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU) sagte dem Münchner Merkur, dass die Klausur darüber hinaus auch viel Aufmerksamkeit auf den Ort gelenkt habe: "In den Tagen darauf haben mehr Leute bei unserer Tourist-Info angerufen". Unbezahlbare Werbung für die 3600-Seelen-Gemeinde im äußersten Süden Deutschlands.
Und was wird aus dem ehemaligen Tagungshaus? Die Herzogin will die Anlage sanieren lassen. Im Gespräch ist zum Beispiel, daraus ein Wellnesshotel zu machen. Herzogin Helene ließ die Pläne im Gespräch mit dem BR im Sommer noch offen: "Wichtig ist, dass das Haus eine Zukunft hat". Sollte es bei einem Tagungshotel bleiben, wäre es für die CSU-Landesgruppe möglich, dorthin zurückzukehren.
(at/tgs)