Raha Moharrak hatte sich eines geschworen: Sollten ihr Zehen oder Finger abfrieren, würde sie umkehren und absteigen. Doch alles ging gut. Und so setzte Moharrak am 19. Mai ihren Fuß auf den höchsten Berg der Welt. Die 25jährige ist nun die erste Frau aus Saudi-Arabien, die den Mount Everest bezwungen hat.
"Das war eine sehr persönliche Sache. Im Ernst. Ich habe das nicht gemacht, um eine Bewegung auszulösen. Aber wenn ich die Meinung der Menschen ändern kann - was die Leute weltweit über saudische Frauen denken und was saudische Frauen über sich selbst denken - dann wäre ich sehr froh."
Als Moharrak aus Nepal zurückkehrte, begrüßte sie ein saudischer Diplomat mit freundlichen Worten: Ihre Leistung sei eine Botschaft an die Männer in ihrer Heimat, dass Frauen genau das gleiche leisten könnten, wie sie.
Doch das Problem ist: Gerade im Sport verhindert dies der saudische Staat. Das Königreich dürfte das einzige Land der Welt sein, das bewusst den meisten Frauen die Möglichkeit vorenthält, Sport zu treiben. Alle Sporteinrichtungen und -vereine stehen ausschließlich Männern offen. Es gibt keine Frauen-Ligen und kein olympisches Programm für Frauen. Und staatliche Schulen bieten nur Jungs Sportunterricht an. Lediglich zu Hause können Frauen Sport treiben oder in teuren sogenannten Gesundheitsclubs, die an einige Krankenhäuser angegliedert sind.
Schuld sind stockkonservative Wertvorstellungen - und mächtige Geistliche. So befand der Großmufti Abdel-Aziz Al ash-Sheikh, höchste religiöse Autorität im Land, es sei "nicht nötig", dass Frauen Sport trieben. Ein anderer Geistlicher widersprach hingegen: Sport sei eine "islamische Notwendigkeit" für Frauen, allein schon der Gesundheit wegen.
Saudische Frauen halten König Abdullah gemeinhin für ihren Verbündeten. Doch wegen großer gesellschaftlicher Widerstände kann der Monarch das Land nur sehr vorsichtig reformieren. Im Mai gab es einen Durchbruch: Das Erziehungsministerium erlaubte es Privatschulen, Sportunterricht für Mädchen anzubieten. Viele Privatschulen hatten dies zwar auch bisher schon getan, doch nun ist es ihnen offiziell möglich. Ob und wenn ja, wann, auch staatliche Schulen diesen Schritt tun dürfen, ist aber offen.
Ein weiterer Meilenstein: In der Stadt Khobar an der Golf-Küste im Osten machte vor einigen Tagen ein Sportzentrum für Frauen auf, mit staatlicher Lizenz; es ist das erste seiner Art in dem Land. Erst vor drei Jahren hatten die Behörden alle Fitness-Studios für Frauen landesweit schließen lassen.
Wenige Kilometer von Khobar entfernt, in einem Land, das Saudi-Arabien kulturell sehr ähnlich ist und derselben strengen Lesart des Islam folgt, ist die Gleichberechtigung von Frauen auch im Sport hingegen längst Staatsziel: in Katar.
Unter der Kuppel des "Aspire Dome" in Katar. Dies ist die größte Sporthalle der Welt, mit Platz für 12 Veranstaltungen gleichzeitig. Hier ist die "Aspire-Sportakademie" zuhause. Andreas Bleicher war viele Jahr ihr Sportdirektor:
"Die Aspire-Academy wurde gegründet, um einheimischen Nachwuchsathleten die Chance zu geben, internationale Spitze zu werden, aber das in einer umfassenden, holistischen Art und Weise, einschließlich Schulausbildung, soziale, kulturelle Integration, Weiterbildung und auf der anderen Seite aber auch, um die Sportkultur im Lande Katar zu entwickeln, hin zu einer aktiven, sportlichen und gesunden Lebensführung."
Adressaten sind Jungs und Mädchen, Männer und Frauen.
Das Verlangen nach gesellschaftlichem Wandel kommt, wie in Saudi-Arabien, auch in Katar aber weniger von unten, als von oben - und wird hier wesentlich aggressiver verfolgt. So rief Sheikha Moza, die First Lady, im Jahr 2000 den "Ausschuss für Frauen im Sport" ins Leben. Sein Ziel ist es, Frauen beim Sporttreiben zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie an nationalen, regionalen und internationalen Wettbewerben teilnehmen. Bereits vor Jahren stellte eine Studie des Olympischen Komitees von Katar lapidar fest, es sei für den Staat "zwingend notwendig", dass Frauen Sport trieben, wegen ihrer Gesundheit und der Gesundheit ihrer Familie.
Der Sport ist einer der Schwerpunkte, die das Herrscherhaus in Katar vor vielen Jahren für die weitere Entwicklung des Emirats setzte. Einerseits sieht man ihn als wichtigen künftigen Wirtschaftsfaktor, in dem das Land Gastgeber sportlicher Großveranstaltungen wird. Andererseits will man dem eigenen Volk wortwörtlich Beine machen, denn zu lange war Sport für die meisten Kataris nur etwas, das man zuhause auf dem Sofa im Fernsehen verfolgte. Dass sich nun also nicht nur Männer, sondern auch die Frauen bewegen sollen - das ist selbstverständlicher Teil dieser Strategie.
"Das war eine sehr persönliche Sache. Im Ernst. Ich habe das nicht gemacht, um eine Bewegung auszulösen. Aber wenn ich die Meinung der Menschen ändern kann - was die Leute weltweit über saudische Frauen denken und was saudische Frauen über sich selbst denken - dann wäre ich sehr froh."
Als Moharrak aus Nepal zurückkehrte, begrüßte sie ein saudischer Diplomat mit freundlichen Worten: Ihre Leistung sei eine Botschaft an die Männer in ihrer Heimat, dass Frauen genau das gleiche leisten könnten, wie sie.
Doch das Problem ist: Gerade im Sport verhindert dies der saudische Staat. Das Königreich dürfte das einzige Land der Welt sein, das bewusst den meisten Frauen die Möglichkeit vorenthält, Sport zu treiben. Alle Sporteinrichtungen und -vereine stehen ausschließlich Männern offen. Es gibt keine Frauen-Ligen und kein olympisches Programm für Frauen. Und staatliche Schulen bieten nur Jungs Sportunterricht an. Lediglich zu Hause können Frauen Sport treiben oder in teuren sogenannten Gesundheitsclubs, die an einige Krankenhäuser angegliedert sind.
Schuld sind stockkonservative Wertvorstellungen - und mächtige Geistliche. So befand der Großmufti Abdel-Aziz Al ash-Sheikh, höchste religiöse Autorität im Land, es sei "nicht nötig", dass Frauen Sport trieben. Ein anderer Geistlicher widersprach hingegen: Sport sei eine "islamische Notwendigkeit" für Frauen, allein schon der Gesundheit wegen.
Saudische Frauen halten König Abdullah gemeinhin für ihren Verbündeten. Doch wegen großer gesellschaftlicher Widerstände kann der Monarch das Land nur sehr vorsichtig reformieren. Im Mai gab es einen Durchbruch: Das Erziehungsministerium erlaubte es Privatschulen, Sportunterricht für Mädchen anzubieten. Viele Privatschulen hatten dies zwar auch bisher schon getan, doch nun ist es ihnen offiziell möglich. Ob und wenn ja, wann, auch staatliche Schulen diesen Schritt tun dürfen, ist aber offen.
Ein weiterer Meilenstein: In der Stadt Khobar an der Golf-Küste im Osten machte vor einigen Tagen ein Sportzentrum für Frauen auf, mit staatlicher Lizenz; es ist das erste seiner Art in dem Land. Erst vor drei Jahren hatten die Behörden alle Fitness-Studios für Frauen landesweit schließen lassen.
Wenige Kilometer von Khobar entfernt, in einem Land, das Saudi-Arabien kulturell sehr ähnlich ist und derselben strengen Lesart des Islam folgt, ist die Gleichberechtigung von Frauen auch im Sport hingegen längst Staatsziel: in Katar.
Unter der Kuppel des "Aspire Dome" in Katar. Dies ist die größte Sporthalle der Welt, mit Platz für 12 Veranstaltungen gleichzeitig. Hier ist die "Aspire-Sportakademie" zuhause. Andreas Bleicher war viele Jahr ihr Sportdirektor:
"Die Aspire-Academy wurde gegründet, um einheimischen Nachwuchsathleten die Chance zu geben, internationale Spitze zu werden, aber das in einer umfassenden, holistischen Art und Weise, einschließlich Schulausbildung, soziale, kulturelle Integration, Weiterbildung und auf der anderen Seite aber auch, um die Sportkultur im Lande Katar zu entwickeln, hin zu einer aktiven, sportlichen und gesunden Lebensführung."
Adressaten sind Jungs und Mädchen, Männer und Frauen.
Das Verlangen nach gesellschaftlichem Wandel kommt, wie in Saudi-Arabien, auch in Katar aber weniger von unten, als von oben - und wird hier wesentlich aggressiver verfolgt. So rief Sheikha Moza, die First Lady, im Jahr 2000 den "Ausschuss für Frauen im Sport" ins Leben. Sein Ziel ist es, Frauen beim Sporttreiben zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie an nationalen, regionalen und internationalen Wettbewerben teilnehmen. Bereits vor Jahren stellte eine Studie des Olympischen Komitees von Katar lapidar fest, es sei für den Staat "zwingend notwendig", dass Frauen Sport trieben, wegen ihrer Gesundheit und der Gesundheit ihrer Familie.
Der Sport ist einer der Schwerpunkte, die das Herrscherhaus in Katar vor vielen Jahren für die weitere Entwicklung des Emirats setzte. Einerseits sieht man ihn als wichtigen künftigen Wirtschaftsfaktor, in dem das Land Gastgeber sportlicher Großveranstaltungen wird. Andererseits will man dem eigenen Volk wortwörtlich Beine machen, denn zu lange war Sport für die meisten Kataris nur etwas, das man zuhause auf dem Sofa im Fernsehen verfolgte. Dass sich nun also nicht nur Männer, sondern auch die Frauen bewegen sollen - das ist selbstverständlicher Teil dieser Strategie.