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Kleine Spiele, großes Geld

Auf der Videospielmesse Gamescom in Köln wird deutlich: Die Zahl der Spieler wächst, dafür sind die Spielgeräte geschrumpft. Statt per Konsole am Fernseher spielt man heute auf dem Smartphone. Mobilspiele sind der große Trend in der Branche.

Von Bamdad Esmaili | 18.08.2011
    "Mobilität würde ich sagen. Man kann's beim Zugfahren spielen, ist ganz gut so beim Reisen. Also richtig als seriöses Spielen kann man es nicht betrachten aber so als Zeitvertreib auf jeden Fall. Weil man's unterwegs spielen kann. Also ganz unkompliziert. Du brauchst keinen großen Fernseher oder so. Und ist billig. Ich meine, du gibst keine 40 Euro für so ein Ding aus, sondern einen Euro, drei, fünfzig Cent."

    2011 wird das Jahr der mobilen Spiele. Das prognostiziert der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware BIU. Waren in den vergangenen Jahren der PC und die Heimkonsole die wichtigsten Wachstumstreiber der Branche, stehen nun mobile und internetbasierte Spielformen hoch im Kurs. Allein im vergangenen Jahr wurden in Deutschland rund 13 Millionen Spiele-Apps, also Spiele fürs Handy heruntergeladen. Die Wachstumsraten liegen im zweistelligen Bereich, berichtet BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters.

    "Zum einen sind Smartphones absolut beliebt bei der Bevölkerung. Jeder hat ein Smartphone. Und wenn man mit dem Smartphone unterwegs ist, möchte man natürlich auch sich unterhalten, da kann man Musik hören, da kann man im Internet surfen, man kann aber auch Spiele spielen und das ist ein Trend natürlich, der sich abbildet und der jetzt zum richtigen Boom wird."

    Namhafte Hersteller haben diesen Boom rechtzeitig erkannt. Auf der Messe präsentiert Microsoft beispielsweise einen ganzen Stand nur mit Handyspielen. Fast 20 neue Games können die Verbraucher dort ausprobieren. Sony präsentiert die neue Playstation VITA. Außer Spielen kann der Nutzer damit auch Chatten, E-Mails schreiben und Fotos und Videos hochladen. Und wer außerdem telefonieren möchte, nutzt das neue Handy von Sony Ericsson mit integrierter Spielkonsole für unterwegs, sagt Sprecherin Susanne Burgdorf.

    "Es gibt verschiedene Möglichkeiten Spiele auf ein Smartphone zu laden. Zum Beispiel aus dem Android Market, der ja von Google betrieben wird. Oder aber auch mit einer Verbindung zum Hersteller. Bei uns zum Beispiel sind verschiedene Möglichkeiten vorgegeben, die sehr einfach zu finden sind."

    Auch der App-Store von Apple bietet zig Spiele fürs Handy. In der Regel seien solche Seiten seriös, meint Olaf Wolters. Dennoch sollen Verbraucher nicht übereilt Spiele runterladen, um nicht in irgendwelche Abofallen zu tappen.

    "Ist schon so, dass man sich, bevor man die Spiele runterlädt, die Geschäftsbedingungen anschaut. Bei Spielen mit einem Abonnement gibt es Fenster, die aufpoppen müssen, wo gesagt wird, also Sie schließen ein Abonnement ab. Und wenn das nicht der Fall ist, sollte man sich an den Anbieter wieder wenden. Das ist in der Regel derjenige, der den Store betreibt. Und da quasi sagen: Entschuldigung, ich habe kein Abonnement abgeschlossen, und sollte auch zur Verbraucherzentrale gehen und den Anbieter entsprechend melden."

    Neben den Spielen für Smartphones sind 3D-Games mit und ohne Brille, Online- und Bewegungsspiele für die ganze Familie weitere Highlights in diesem Jahr. Um den positiven Umsatz-Trend beizubehalten, muss die Spiele-Industrie eben mehrgleisig fahren. Schließlich hatte der deutsche Markt im ersten Halbjahr 2011 knapp 800 Millionen Euro mit dem Verkauf von PC- und Videospielesoftware sowie Online-Geschäftsmodellen umgesetzt.

    "Die Spiele sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es wird auf allen Plattformen, über alle Altersgruppen und jedes Geschlecht hin weg gespielt. Wir haben 24 Millionen Spieler in Deutschland, das Durchschnittsalter ist 31 Jahre und von der Geschlechtsaufteilung haben wir fast 50 zu 50 Männer und Frauen - also insofern gibt es wirklich für jeden ein Angebot."

    Bis Sonntag zeigen die Aussteller rund 300 neue Spiele, darunter viele Welt- und Europapremieren. Von den vorgestellten Neuheiten erhoffen sich die Hersteller einen Umsatzschub.