Der Physikstudent Giorgos Mendrinos hat gerade eine Klausur im Fach "Atmosphäre" abgelegt und sitzt nun mit Freunden in einem Straßencafé im Athener Studentenviertel Exarcheia. Was er nach seinem Abschluss machen will?
"Ich möchte in der Forschung, in einem wissenschaftlichen Institut arbeiten. Ich weiß, der Andrang ist groß und es gibt nur wenige Institute in Griechenland, es wird also nicht leicht, eine Stelle zu finden. Als erstes werde ich aber noch einen Master machen. Entweder an meiner Uni oder auch im Ausland. Dann würde ich aber gerne wieder nach Griechenland zurückkehren, um hier zu arbeiten."
"Ich möchte in der Forschung, in einem wissenschaftlichen Institut arbeiten. Ich weiß, der Andrang ist groß und es gibt nur wenige Institute in Griechenland, es wird also nicht leicht, eine Stelle zu finden. Als erstes werde ich aber noch einen Master machen. Entweder an meiner Uni oder auch im Ausland. Dann würde ich aber gerne wieder nach Griechenland zurückkehren, um hier zu arbeiten."
Sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten
Giannis Stathopoulos und Michalis Psarras, die anderen zwei jungen Männer in der Runde, nicken. Sie haben ihr Physikstudium schon hinter sich, der 27-jährige Michalis Psarras ist frisch mit dem Master in Medizinphysik fertig und muss nun seinen Militärdienst antreten, der 29-jährige Giannis Stathopoulos schreibt gerade seine Doktorarbeit und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser:
"Ich gebe Schülern Nachhilfeunterricht, habe im Sommer als Kellner gejobbt. Und das machen die meisten, die ich kenne. Hauptsache, man kommt irgendwie über die Runden. Unseren Träumen und Wünschen entspricht das aber nicht."
Die Sparmaßnahmen sind allgegenwärtig
Ob sie die Sparmaßnahmen in ihrem Studienalltag mitbekommen haben? Die jungen Männer schauen sich an und lachen.
"Ein ganzes Semester lang hat es an der Universität von Kreta, wo ich studiert habe, bei Regen durch die Decke getropft. Die Uni hatte kein Geld, um die undichte Stelle zu sanieren. Ist eine Glühbirne kaputt gegangen, hat das auch Monate gedauert, bis sie ersetzt wurde."
Sagt der 27-jährige Michalis Psarras, der erst für den Master in seine Heimatstadt Athen zurückgekehrt ist. Und neben der Hochschule als Gebäude beeinflusst das Sparen auch den Unterricht, sagt Doktorand Giannis Stathopoulos:
"Es kann sein, dass Experimente nicht stattfinden können, weil Materialien fehlen. Oder wir werden in Gruppen aufgeteilt, obwohl jeder sein eigenes Gerät haben sollte. Und wenn du Sachen, Dinge für deine Studie brauchst oder an einer wissenschaftlichen Tagung teilnehmen möchtest, weißt du nicht, ob die Uni das genehmigen wird. Das Geld reicht einfach nicht für alle."
Sagt der 27-jährige Michalis Psarras, der erst für den Master in seine Heimatstadt Athen zurückgekehrt ist. Und neben der Hochschule als Gebäude beeinflusst das Sparen auch den Unterricht, sagt Doktorand Giannis Stathopoulos:
"Es kann sein, dass Experimente nicht stattfinden können, weil Materialien fehlen. Oder wir werden in Gruppen aufgeteilt, obwohl jeder sein eigenes Gerät haben sollte. Und wenn du Sachen, Dinge für deine Studie brauchst oder an einer wissenschaftlichen Tagung teilnehmen möchtest, weißt du nicht, ob die Uni das genehmigen wird. Das Geld reicht einfach nicht für alle."
In internationalen Rankings trotzdem erstaunlich weit oben
Dass die griechischen Hochschulen trotz solcher Schwierigkeiten in internationalen Rankings immer noch relativ gut abschneiden, grenze fast schon an ein Wunder, sagt der Hochschulprofessor und Vorstand des griechischen Professorenverbands Stathis Efstathopoulos. Die Universität Athen befindet sich zum Beispiel laut Shanghai-Ranking unter den 400 besten Hochschulen weltweit, obwohl sie heute nur noch einen Etat in Höhe von 11 Millionen Euro hat - vor der Krise waren es noch 45 Millionen. Der Tiefpunkt lag bei neun Millionen Euro.
"Das Jahr schließt also mit etwas mehr Geld für die Hochschulen, aber es ist immer noch sehr sehr wenig. Allein die Fixkosten der Athener Uni, so wie Strom- und Wasserrechnungen zum Beispiel, betragen jährlich 17 Millionen Euro. Das Defizit wird durch Gelder gedeckt, die eigentlich in die Forschung fließen sollten."
Kooperationen gegen den Personalmangel
Hinzu komme, dass die meisten leer gewordenen Professorenstellen nicht wieder besetzt wurden. Von 12.500 Professoren an griechischen Hochschulen seien heute nur 8.500 übrig.
Mit Folgen: "In der Schule kann ein Mathematiklehrer alle Mathe-Gebiete unterrichten. An der Universität ist das unmöglich, da ist jeder auf seinem Gebiet spezialisiert. Deshalb sind ganze Fachrichtungen durch fehlendes Lehrpersonal in Gefahr. Wir versuchen zwar, diese Lücken mit Kooperationen zwischen verschiedenen Fakultäten zu schließen, doch das ist nur eine Notlösung."
Hoffnung durch geplante Stabilisierung des Lehrpersonals
Das habe auch die Regierung eingesehen, sagt Efstathopoulos. Der griechische Bildungsminister habe angekündigt, dass ab 2019 jede leer werdende Stelle an den griechischen Hochschulen wiederbesetzt wird. Die in den letzten Jahren entstandene Lücke werde zwar nicht geschlossen, kritisiert der Hochschulprofessor, aber immerhin stabilisiere sich so die Zahl des Lehrpersonals.
Giannis Stathopoulos, Giorgos Mendrinos und Michalis Psarras freuen sich über diese angekündigten Neueinstellungen seitens der Regierung. Es sei gut, dass sich in der griechischen Hochschullandschaft etwas tue, sagt Doktorand Stathopoulos:
"Unsere Universitäten brauchen mehr Personal! Und für uns bedeutet das vielleicht auch eine Chance, als Hochschullehrer zu arbeiten. Das gibt uns den Ansporn, nicht aufzugeben und die Zukunft positiv zu sehen."