Um es gleich vorwegzunehmen, die reale Wirklichkeit übertrifft immer noch bei Weitem, alles, was wir in der virtuellen Welt des Internets über ein Reiseziel erfahren können. Obwohl man heute bereits viele Orte auf intensivste Weise, sogar mit 3-D-Kameras recherchieren, kann, erleben wir nur vor Ort die Wärme der Sonne, wenn sie fast senkrecht vom Himmel brennt, den Geruch verschiedenster Pflanzen und Blüten oder den Duft der Baumharze. Auch Wasser hat unterschiedliche Klänge und Gerüche. Und gerade an Orten, an den wir noch nie waren, fahren unsere Sinne auf Hochleistung.
Wir befinden uns am Jane Hurt Yarn Center an der Tallulah Gorge, und sind mit dem Ranger David Cannon verabredet, der uns mit einem kräftigen Händedruck à la Bud Spencer begrüßt. Die Tallulah Gorge ist eine einzigartige Schluchtlandschaft im Nordosten von Georgia, und David kennt in ihr jeden Stein und jeden Baum. Das tat auch Dr. Jane Hurt Yarn, nach der das Interpretive Center der Tallulah Gorge benannt ist.
"Jane Hurt Yarn war eine große Naturwissenschaftlerin. Sie war sehr bekannt in Georgia und im ganzen Land. Sie studierte in der Tallulah Gorge die verschiedenen Vegetationsarten und das Verhalten von Tieren. Sie forschte aber auch Übersee in Kontinenten wie Afrika."
Bevor es losgeht, zeigt uns David noch mal die Karte, in der man die Wanderwege vom Interpretive Center zu den verschiedenen Aussichtspunkten oberhalb der Schlucht, aber auch die Wege hinunter in die Schlucht zeigt. David klopft mir kräftig auf die Schulter und fragt herausfordernd: "Are you ready"? Ein letzter Blick auf den sicheren Sitz der Utensilien im Rucksack und es kann losgehen
Die Wanderwege rund um die Tallulah Gorge führen zu den schönsten und spektakulärsten Aussichtspunkten. Die unterschiedlichen Trails sind nach Schwierigkeitsgraden ausgezeichnet. "Einer dieser Trails ist sogar besonders für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte gebaut worden", sagt David und kündigt an, dass wir ihn später auch besuchen werden. Hohe Laub- und Nadelbäume säumen unseren Weg und die blühende Vielfalt auf dem Waldboden lässt unsere Wanderung zum Dufterlebnis werden. Während David die verschiedenen Kräuter und Blumen am Boden erklärt, reißt der Himmel vor uns auf und gibt einen atemberaubenden Blick hinunter in die Schlucht zum Tallulah River frei.
"Diese Schlucht ist nicht durch Erosion entstanden wie die meisten Schluchten, sondern durch vulkanische Aktivität. Wenn man dort drüben auf die Felswand schaut, sieht man die einzelnen Schichten die Lava und Magma gebildet haben. Erosion gibt es zwar auch, aber sie spielt nur eine kleine Rolle in den formenden vulkanischen Kräften vor vielen, vielen Jahren."
Die Schlucht ist etwa drei Kilometer lang und stellenweise 300 Meter tief. Das ist immerhin die Höhe des Eiffelturms in Paris. Die schwindelerregende Tiefe und die bilderbuchreifen Felsformationen haben bereits 1883 Professor Leon und im Jahr 1970 den berühmten Karl Wallenda, der aus Magdeburg stammte, dazu gebracht, ein Drahtseil über die Schlucht zu spannen. Karl Wallenda überquerte den Abgrund auf diesem Seil vor mehr als 100.000 Zuschauern nur mithilfe einer Balancierstange.
"Kommen Sie hier rauf, das ist der Aussichtspunkt Nummer eins. Man kann von hier die ganze Schluchtlandschaft in alle Richtungen eine Meile weit überblicken. Hier sehen sie auch den Stahlgerüstturm, den Mr. Wallenda auf dieser Seite zum Spannen des Drahtseils verwendet hat. Aus Sicherheitsgründen haben wir ihn flachgelegt, sonst würde jeder darauf rumklettern. Ich finde, von hier hat man die beste Aussicht über den Canyon und wir befinden uns direkt über der Kletterwand. Auf der anderen Seite sieht man dort drüben den Trail der Südkante."
Während unser Blick noch auf der anderen Seite der Schlucht haftet, hören wir unter uns, ohne sie zu sehen, eine Seilschaft von jungen Leuten, die eine sehr sportliche Art gewählt haben, unten vom Fluss hier hoch zum Aussichtspunkt Nummer eins zu gelangen. Dem Geräusch nach zu urteilen, brauchen sie allerdings noch eine Weile bis zum Ausstiegspunkt. Mit David wandern wir an einen der Punkte, von denen aus die Kletterer nach unten gelangen.
"Der nächste Trail, zu dem wir jetzt kommen, ist der Trail für die Felskletterer. Die Felskletterer gehen runter zur Basis des Felsens und klettern dann in verschiedenen Schwierigkeitsgraden die Steilwand hoch. Sie brauchen dazu eine Erlaubnis und wir genehmigen am Tag maximal 20 Kletterpartien. Meistens haben wir am Wochenende aber nur fünf bis sechs Kletterer in der Wand."
Das Geräusch der Kletterer in der Steilwand unter uns hat auch Mark und Linda Collins zu uns gelockt. Die beiden Mittfünfziger gehören, wie wir bald erfahren, zu jenen Besuchern, die den Weg in die Tallulah Gorge völlig ungeplant gefunden haben.
"Wir sind eigentlich zufällig hier, denn wir haben ein Hinweisschild am Straßenrand gesehen und uns spontan entschlossen, uns das hier anzuschauen. Ich bin total beeindruckt, das ist ein atemberaubender Canyon mit einer unglaublichen Wasserlandschaft. Es ist total interessant, welche Formen die Natur hier gebildet hat. Das geht sehr tief runter - nein ich bin einfach zu alt und ehrlich gesagt zu faul, um bis zum Grund runter zu laufen."
"Es wäre immerhin vergleichbar mit dem Eiffelturm, den man auf den Treppen zu Fuß nach unten läuft", meint Linda.
"Es ist etwas furchterregend. Ich habe ein bisschen Angst vor der Höhe, wenn man hier oben steht und dem Wasser dort unten nachschaut. Es ist großartig."
Bevor wir allerdings den Weg nach unten tatsächlich auf uns nehmen, denn die Mühe verspricht ganz besondere Erlebnisse, führt David uns auf einem breiten Wanderweg mit einem ganz besonderen Untergrund zu einem Aussichtspunkt, den auch Behinderte bequem erreichen können.
"Hier ist unser neuester Aussichtspunkt für Behinderte, den man bequem mit dem Rollstuhl erreichen kann. Der Weg und die Anlage sind zertifiziert. Die Baukosten betrugen um die 100.000 Dollar. Auf diese Weise können auch Behinderte die unbeschreibliche Natur genießen und haben von hier einen atemberaubenden Blick in die Schlucht."
Der Untergrund des Weges zu diesem Aussichtspunkt besteht aus einer speziellen ähnlich wie Asphalt gebunden Mischung die aus granulierten alten Autoreifen hergestellt wurde. Es fühlt sich beim Laufen etwas weicher und sehr griffig an. Runter in die Schlucht führt einmal der Spezialtrail für die Felswand Kletterer und zum anderen eine über etliche Zwischenplattformen nach unten führende Treppe, die wir uns noch einmal hoch über der Hängebrücke ansehen. Die Hängebrücke, ist selbst schon eine spektakuläre Konstruktion, die etwa 30 Meter über den Wasserfällen gespannt ist.
"Dort unten sehen sie die Plattform an der Hängebrücke. 531 Stufen führen nach unten. Von dieser Plattform kann man mit einer speziellen Erlaubnis eine dreiviertel Meile am Flussbett entlang wandern. Man gelangt zu verschiedenen Wasserfällen und natürliche Wasserrutschen, die in einen regelrechten Pool münden. Die Kinder haben immer einen riesigen Spaß in diesem Pool während des Sommers."
Der Abstieg über die Treppen ist landschaftlich ein Traum, der immer wieder wunderbare Blicke in die Schlucht freigibt. Allerdings, die Stufen sind zwar breit und geräumig, aber es sind ihrer 531. Die Kniegelenke freuen sich und ich will es gleich vorwegnehmen. Der nächste Tag bringt das unvergessliche Erlebnis noch mal mit kräftigem Muskelkater in Erinnerung. Nun haben wir es aber bis zur Hängebrücke geschafft und genießen den Blick.
"Der Wasserfall direkt unter der Hängebrücke ist der Hurricane Fall. Er ist über 30 Meter hoch. Der Fall hier unter uns ist der Oceana Fall, der zwölf Meter hoch ist. Und der fließt wiederum in den Bridal Veil Fall. Weiter oben beginnt die ganze Cascade mit dem Tempesta Wasserfall, dann kommt der LaDore Fall. Und da ist noch die Calendonia Cascade, wo das Wasser in bilderbuchreifen Kaskaden stufenartig nach unten rauscht."
Der Tallulah River wird weiter oben für ein Kraftwerk gestaut. An der Staumauer kann die Zuflussmenge genau geregelt werden. Für Kajakfahrer ist die Flusslandschaft unter uns ein Traumgelände. "Heute haben wir nur die normale Wassermenge des Flusses" sagt David, "das reicht für Anfänger zum Üben, die unter uns gerade den Wasserfall passieren".
"Kajakfahrer kommen zur Schlucht, um auf diesen Stromschnellen ihren Sport auszuüben. An fünf Wochenenden im Jahr wird die Durchflussmenge oben am Staudamm auf 700 Kubikfuß pro Sekunde erhöht. Für Weltklasse-Kajaker sind das Klasse fünf Bedingungen. Sie kommen hierher, weil die Schlucht mit ihren Wasserfällen so anspruchsvoll ist. Die Tallulah Gorge ist eine echte Herausforderung. Einer unserer Ranger macht das auch und er hat immer großen Spaß daran. Am Oceana Fall gibt es kurz, bevor das Wasser nach unten stürzt, eine Art Schüssel in der Bodenstruktur. Wenn dann soviel Wasser am Damm eingelassen wird, lässt diese Schüssel eine zehn Fuß hohe Wasserwand entstehen. Für die Kajaker ist der Oceana Fall eindeutig der Hit, zuerst die Wasserwand und direkt danach der hohe Wasserfall."
Heute ist die Durchflussmenge allerdings normal, und das erlaubt ausgedehnte Wanderungen entlang des Flussbettes mit seinen kaskadierenden Wasserfällen. Michelle Boar und ihre Tochter sind am Fluss entlang gewandert und begegnen uns auf der schwankenden Hängebrücke.
"Das ist eine wunderbare Wanderung. Wir sind zum ersten Mal hier und waren unten am Fluss unterwegs. Der Trail ist sehr abwechslungsreich und hat immer wieder traumhafte Wasserzugänge. Wir kommen aus Fort Lauderdale in Florida. Das ist schon ein ziemlicher Unterschied zwischen dem flachen Land in Florida und dieser wunderbaren Landschaft in den Bergen von Georgia."
Alles in allem ist die Tallulah Gorge für alle Ansprüche ein lohnendes Ziel. Die Wanderwege sind so perfekt gestaltet, dass man sogar in Sonntagskleidung über die vielen Treppen und die Hängebrücke bis runter an den Fluss gehen kann, außergewöhnlicher Badespaß inklusive. Andere Trails fordern bis hin zu Kletterpartien in der Steilwand gutes Training und eine ebenso gute Ausrüstung. Und wer die üppige Flora und Fauna studieren und erleben möchte, darf sich vertrauensvoll an Ranger David oder seine Kollegen und Kolleginnen wenden.
Wir befinden uns am Jane Hurt Yarn Center an der Tallulah Gorge, und sind mit dem Ranger David Cannon verabredet, der uns mit einem kräftigen Händedruck à la Bud Spencer begrüßt. Die Tallulah Gorge ist eine einzigartige Schluchtlandschaft im Nordosten von Georgia, und David kennt in ihr jeden Stein und jeden Baum. Das tat auch Dr. Jane Hurt Yarn, nach der das Interpretive Center der Tallulah Gorge benannt ist.
"Jane Hurt Yarn war eine große Naturwissenschaftlerin. Sie war sehr bekannt in Georgia und im ganzen Land. Sie studierte in der Tallulah Gorge die verschiedenen Vegetationsarten und das Verhalten von Tieren. Sie forschte aber auch Übersee in Kontinenten wie Afrika."
Bevor es losgeht, zeigt uns David noch mal die Karte, in der man die Wanderwege vom Interpretive Center zu den verschiedenen Aussichtspunkten oberhalb der Schlucht, aber auch die Wege hinunter in die Schlucht zeigt. David klopft mir kräftig auf die Schulter und fragt herausfordernd: "Are you ready"? Ein letzter Blick auf den sicheren Sitz der Utensilien im Rucksack und es kann losgehen
Die Wanderwege rund um die Tallulah Gorge führen zu den schönsten und spektakulärsten Aussichtspunkten. Die unterschiedlichen Trails sind nach Schwierigkeitsgraden ausgezeichnet. "Einer dieser Trails ist sogar besonders für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte gebaut worden", sagt David und kündigt an, dass wir ihn später auch besuchen werden. Hohe Laub- und Nadelbäume säumen unseren Weg und die blühende Vielfalt auf dem Waldboden lässt unsere Wanderung zum Dufterlebnis werden. Während David die verschiedenen Kräuter und Blumen am Boden erklärt, reißt der Himmel vor uns auf und gibt einen atemberaubenden Blick hinunter in die Schlucht zum Tallulah River frei.
"Diese Schlucht ist nicht durch Erosion entstanden wie die meisten Schluchten, sondern durch vulkanische Aktivität. Wenn man dort drüben auf die Felswand schaut, sieht man die einzelnen Schichten die Lava und Magma gebildet haben. Erosion gibt es zwar auch, aber sie spielt nur eine kleine Rolle in den formenden vulkanischen Kräften vor vielen, vielen Jahren."
Die Schlucht ist etwa drei Kilometer lang und stellenweise 300 Meter tief. Das ist immerhin die Höhe des Eiffelturms in Paris. Die schwindelerregende Tiefe und die bilderbuchreifen Felsformationen haben bereits 1883 Professor Leon und im Jahr 1970 den berühmten Karl Wallenda, der aus Magdeburg stammte, dazu gebracht, ein Drahtseil über die Schlucht zu spannen. Karl Wallenda überquerte den Abgrund auf diesem Seil vor mehr als 100.000 Zuschauern nur mithilfe einer Balancierstange.
"Kommen Sie hier rauf, das ist der Aussichtspunkt Nummer eins. Man kann von hier die ganze Schluchtlandschaft in alle Richtungen eine Meile weit überblicken. Hier sehen sie auch den Stahlgerüstturm, den Mr. Wallenda auf dieser Seite zum Spannen des Drahtseils verwendet hat. Aus Sicherheitsgründen haben wir ihn flachgelegt, sonst würde jeder darauf rumklettern. Ich finde, von hier hat man die beste Aussicht über den Canyon und wir befinden uns direkt über der Kletterwand. Auf der anderen Seite sieht man dort drüben den Trail der Südkante."
Während unser Blick noch auf der anderen Seite der Schlucht haftet, hören wir unter uns, ohne sie zu sehen, eine Seilschaft von jungen Leuten, die eine sehr sportliche Art gewählt haben, unten vom Fluss hier hoch zum Aussichtspunkt Nummer eins zu gelangen. Dem Geräusch nach zu urteilen, brauchen sie allerdings noch eine Weile bis zum Ausstiegspunkt. Mit David wandern wir an einen der Punkte, von denen aus die Kletterer nach unten gelangen.
"Der nächste Trail, zu dem wir jetzt kommen, ist der Trail für die Felskletterer. Die Felskletterer gehen runter zur Basis des Felsens und klettern dann in verschiedenen Schwierigkeitsgraden die Steilwand hoch. Sie brauchen dazu eine Erlaubnis und wir genehmigen am Tag maximal 20 Kletterpartien. Meistens haben wir am Wochenende aber nur fünf bis sechs Kletterer in der Wand."
Das Geräusch der Kletterer in der Steilwand unter uns hat auch Mark und Linda Collins zu uns gelockt. Die beiden Mittfünfziger gehören, wie wir bald erfahren, zu jenen Besuchern, die den Weg in die Tallulah Gorge völlig ungeplant gefunden haben.
"Wir sind eigentlich zufällig hier, denn wir haben ein Hinweisschild am Straßenrand gesehen und uns spontan entschlossen, uns das hier anzuschauen. Ich bin total beeindruckt, das ist ein atemberaubender Canyon mit einer unglaublichen Wasserlandschaft. Es ist total interessant, welche Formen die Natur hier gebildet hat. Das geht sehr tief runter - nein ich bin einfach zu alt und ehrlich gesagt zu faul, um bis zum Grund runter zu laufen."
"Es wäre immerhin vergleichbar mit dem Eiffelturm, den man auf den Treppen zu Fuß nach unten läuft", meint Linda.
"Es ist etwas furchterregend. Ich habe ein bisschen Angst vor der Höhe, wenn man hier oben steht und dem Wasser dort unten nachschaut. Es ist großartig."
Bevor wir allerdings den Weg nach unten tatsächlich auf uns nehmen, denn die Mühe verspricht ganz besondere Erlebnisse, führt David uns auf einem breiten Wanderweg mit einem ganz besonderen Untergrund zu einem Aussichtspunkt, den auch Behinderte bequem erreichen können.
"Hier ist unser neuester Aussichtspunkt für Behinderte, den man bequem mit dem Rollstuhl erreichen kann. Der Weg und die Anlage sind zertifiziert. Die Baukosten betrugen um die 100.000 Dollar. Auf diese Weise können auch Behinderte die unbeschreibliche Natur genießen und haben von hier einen atemberaubenden Blick in die Schlucht."
Der Untergrund des Weges zu diesem Aussichtspunkt besteht aus einer speziellen ähnlich wie Asphalt gebunden Mischung die aus granulierten alten Autoreifen hergestellt wurde. Es fühlt sich beim Laufen etwas weicher und sehr griffig an. Runter in die Schlucht führt einmal der Spezialtrail für die Felswand Kletterer und zum anderen eine über etliche Zwischenplattformen nach unten führende Treppe, die wir uns noch einmal hoch über der Hängebrücke ansehen. Die Hängebrücke, ist selbst schon eine spektakuläre Konstruktion, die etwa 30 Meter über den Wasserfällen gespannt ist.
"Dort unten sehen sie die Plattform an der Hängebrücke. 531 Stufen führen nach unten. Von dieser Plattform kann man mit einer speziellen Erlaubnis eine dreiviertel Meile am Flussbett entlang wandern. Man gelangt zu verschiedenen Wasserfällen und natürliche Wasserrutschen, die in einen regelrechten Pool münden. Die Kinder haben immer einen riesigen Spaß in diesem Pool während des Sommers."
Der Abstieg über die Treppen ist landschaftlich ein Traum, der immer wieder wunderbare Blicke in die Schlucht freigibt. Allerdings, die Stufen sind zwar breit und geräumig, aber es sind ihrer 531. Die Kniegelenke freuen sich und ich will es gleich vorwegnehmen. Der nächste Tag bringt das unvergessliche Erlebnis noch mal mit kräftigem Muskelkater in Erinnerung. Nun haben wir es aber bis zur Hängebrücke geschafft und genießen den Blick.
"Der Wasserfall direkt unter der Hängebrücke ist der Hurricane Fall. Er ist über 30 Meter hoch. Der Fall hier unter uns ist der Oceana Fall, der zwölf Meter hoch ist. Und der fließt wiederum in den Bridal Veil Fall. Weiter oben beginnt die ganze Cascade mit dem Tempesta Wasserfall, dann kommt der LaDore Fall. Und da ist noch die Calendonia Cascade, wo das Wasser in bilderbuchreifen Kaskaden stufenartig nach unten rauscht."
Der Tallulah River wird weiter oben für ein Kraftwerk gestaut. An der Staumauer kann die Zuflussmenge genau geregelt werden. Für Kajakfahrer ist die Flusslandschaft unter uns ein Traumgelände. "Heute haben wir nur die normale Wassermenge des Flusses" sagt David, "das reicht für Anfänger zum Üben, die unter uns gerade den Wasserfall passieren".
"Kajakfahrer kommen zur Schlucht, um auf diesen Stromschnellen ihren Sport auszuüben. An fünf Wochenenden im Jahr wird die Durchflussmenge oben am Staudamm auf 700 Kubikfuß pro Sekunde erhöht. Für Weltklasse-Kajaker sind das Klasse fünf Bedingungen. Sie kommen hierher, weil die Schlucht mit ihren Wasserfällen so anspruchsvoll ist. Die Tallulah Gorge ist eine echte Herausforderung. Einer unserer Ranger macht das auch und er hat immer großen Spaß daran. Am Oceana Fall gibt es kurz, bevor das Wasser nach unten stürzt, eine Art Schüssel in der Bodenstruktur. Wenn dann soviel Wasser am Damm eingelassen wird, lässt diese Schüssel eine zehn Fuß hohe Wasserwand entstehen. Für die Kajaker ist der Oceana Fall eindeutig der Hit, zuerst die Wasserwand und direkt danach der hohe Wasserfall."
Heute ist die Durchflussmenge allerdings normal, und das erlaubt ausgedehnte Wanderungen entlang des Flussbettes mit seinen kaskadierenden Wasserfällen. Michelle Boar und ihre Tochter sind am Fluss entlang gewandert und begegnen uns auf der schwankenden Hängebrücke.
"Das ist eine wunderbare Wanderung. Wir sind zum ersten Mal hier und waren unten am Fluss unterwegs. Der Trail ist sehr abwechslungsreich und hat immer wieder traumhafte Wasserzugänge. Wir kommen aus Fort Lauderdale in Florida. Das ist schon ein ziemlicher Unterschied zwischen dem flachen Land in Florida und dieser wunderbaren Landschaft in den Bergen von Georgia."
Alles in allem ist die Tallulah Gorge für alle Ansprüche ein lohnendes Ziel. Die Wanderwege sind so perfekt gestaltet, dass man sogar in Sonntagskleidung über die vielen Treppen und die Hängebrücke bis runter an den Fluss gehen kann, außergewöhnlicher Badespaß inklusive. Andere Trails fordern bis hin zu Kletterpartien in der Steilwand gutes Training und eine ebenso gute Ausrüstung. Und wer die üppige Flora und Fauna studieren und erleben möchte, darf sich vertrauensvoll an Ranger David oder seine Kollegen und Kolleginnen wenden.