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Noch sind 99,5 Prozent aller verkauften Bücher aus Papier. Doch das wird sich bald ändern, sagt Alexander Skipis, denn Verleger und Buchhändler investieren derzeit massiv in sogenannte E-Books. Das Medium biete einen zusätzlichen Weg, Literatur zu verbreiten.

Alexander Skipis im Gespräch mit Stefan Koldehoff |
    Stefan Koldehoff: Es klingt schon ein wenig wie das Pfeifen im dunklen Keller. 2011 wird auf dem Markt der eigentliche Durchbruch für das E-Book kommen, sagte heute in Frankfurt der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, und er sagte es nicht einfach nur so, sondern aus Anlass der ersten breit angelegten Studie, in der sein Verband für Deutschland untersucht hat, wie es denn um die Einführung der elektronischen Bücher steht, von Texten also, die auf Lesegeräte wie das Kindle oder das IPad heruntergeladen werden können. Nicht so gut steht es, muss man nach der Lektüre der Erhebung bei Verlagen und im Buchhandel sagen. 99,5 Prozent aller verkauften Bücher haben nach wie vor einen Deckel und Seiten aus Papier. – Durchbruch 2011, habe ich Alexander Skipis vor dieser Sendung gefragt. Woher nehmen Sie die Zuversicht?

    Alexander Skipis: Die Zuversicht gibt mir eine Situation, in der sich jetzt zurzeit ein Markt formieren wird, und zwar einmal ausgehend davon, dass von der Angebotsseite her, also von den verfügbaren E-Books, mittlerweile eine kritische Masse entstanden ist von über 70.000, und diese Studie sehr deutlich zeigt, dass sowohl Verleger, wie auch Buchhändler massiv investieren. Bei den Verlegern ist es so, dass zurzeit 35 Prozent der Verleger bereits E-Book-Angebote haben, 80 Prozent insgesamt wollen das jetzt in unmittelbar nächster Zeit tatsächlich machen. Dann sehen wir auf der anderen Seite eine verstärkte Nachfrage von technischen Plattformen, sei es jetzt Apple, aber auch die Deutsche Telekom, die jetzt eine große Nachfrage nach digitalen Buchinhalten haben.

    Koldehoff: Wenn man sich die Zahlen im Moment anguckt, umgesetzt wurden 2010 21,2 Millionen Euro, das waren gerade mal 0,5 Prozent des Gesamtumsatzes an Büchern. Das heißt, so ganz folgen die Verbraucher dem Angebot zurzeit noch nicht, oder?

    Skipis: Nein, da haben Sie völlig recht. Das ist eine scheinbare Diskrepanz, die da zu sehen ist, aber sie ist sehr natürlich erklärbar. Ich sagte vorhin, der Markt formiert sich jetzt, weil dieses Zusammenwachsen vom Angebot über den Vertriebsweg bis hin zu den komfortablen Lesegeräten jetzt sich erst einmal einspielen muss und etablieren muss. Der Impuls, der durch die sogenannten Tablets wie das IPad jetzt gegeben wird, spielt da eine ganz erhebliche Rolle.

    Koldehoff: Wird es denn irgendwann mal eine einzige genormte Form des elektronischen Lesens geben, oder müssen wir uns darauf einstellen, dass weiterhin die einen das Kindle-Format bedienen, die anderen das IPad-Format? Gibt es so was wie eine Zentralisierungsabsicht?

    Skipis: Das ist schwer zu sagen. Der Börsenverein als Verband verfolgt ja mit seiner Plattform Libreka eine offene Plattform. Das heißt also, dass es da keine proprietären Systeme gibt, die aber andererseits von einigen Anbietern natürlich gerne gesehen werden, um dann eben das E-Book-Geschäft ausschließlich auf ihrer Plattform abwickeln zu können. Wir von der Buchbranche favorisieren eindeutig ein offenes System.

    Koldehoff: In den USA boomt das Geschäft bereits. Nun mag es Zufall sein, dass dort gerade eine große Buchhandelskette Konkurs angemeldet hat. Sie vertreten im Börsenverein ja nicht nur die Verlage, sondern auch den Sortimentsbuchhandel.

    Skipis: Ja.

    Koldehoff: Wie sehen die denn diese Entwicklung?

    Skipis: Nach unserer Untersuchung sehen sie wie die gesamte Branche die Entwicklung des E-Books erst mal sehr positiv, und zwar aus der Überlegung heraus, dass das E-Book der weiteren Verbreitung des Buches dient. Was ganz konkret jetzt die Veränderung auch des Marktes angeht, kommt es jetzt sehr darauf an, ob es den Buchhändlern gelingt, die Kunden, die heute noch physisch bei ihnen im Geschäft sind, an sich so zu binden, von ihrer Beratungsleistung so zu überzeugen, dass sie nicht nur physisch bei ihnen bleiben, sondern auch auf ihre Plattformen gehen. Denn eines kann man ganz deutlich sagen: Selbst die kleinste Buchhandlung in Deutschland kann mehr und schneller agieren als große Plattformen und Anbieter, die es heute schon auf dem Markt gibt.

    Koldehoff: Aber gilt das auch für den E-Book-Bereich? Wenn ich mir heute Kafka, dessen Rechte frei sind, aufs IPad holen möchte, dann tue ich das wahrscheinlich über den App Store, oder über eine andere Form, da brauche ich den Buchhandel nicht mehr.

    Skipis: Ob Sie das über den App Store jetzt könnten, weiß ich nicht, aber im Prinzip ist das Angebot, was es gibt, sowohl auf den Plattformen der Buchhändler, wie auch auf den anderen Plattformen zu sehen.

    Koldehoff: Angst ums gedruckte Buch?

    Skipis: Nein, auf keinen Fall! Das ist nämlich die zweite Botschaft unserer Untersuchung. Selbst mittel- bis langfristig werden wir es auf dem E-Book-Sektor voraussichtlich mit Umsätzen zu tun haben, die immer noch mehr als vier Fünftel der Umsätze für das Printbuch "übrig lässt", sodass ganz klar die zweite Aussage dieser Studie ist, das Printbuch wird mittel- bis langfristig der weit überragende Teil nicht nur des Umsatzes, sondern auch der Akzeptanz bei der Leserschaft sein.

    Koldehoff: Der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis.