Klimaforscher sind sich weitgehend einig: Um schwerwiegende Folgen des menschengemachten Temperaturanstiegs zu verhindern, muss dieser möglichst auf unter 1,5 Grad, gerechnet vom Beginn der Industrialisierung um 1850, begrenzt werden. Die Einhaltung dieses sogenannten 1,5-Grad-Ziels wird daher im Rahmen des Pariser Klimaabkommens angepeilt. Erwärmt sich die Erde stärker, besteht nach Berechnungen von Klimamodellen die Gefahr, dass Kipppunkte überschritten und damit Prozesse ausgelöst werden, die nicht mehr kontrollierbar und nicht mehr umkehrbar sind – mit fatalen Folgen für das Klima und die Ökosysteme.
Der Klimatologe und Meeresforscher Jochem Marotzke hat mit einem Team untersucht, welche Klimazukunft realistisch ist: "Was wir herausgefunden haben – und hier besonders meine Kolleginnen und Kollegen aus den Sozialwissenschaften –, ist leider recht ernüchternd, dass wir sagten: Gut, grundsätzlich, von der Technologie, vom Ökonomischen, wäre das Ziel zu erreichen; aber wir sehen nicht, dass die gesellschaftlichen Bewegungen sich hinreichend stark entwickeln, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen."
Die Tendenz gehe durchaus in eine gute Richtung – zur Emissionsminderung von Treibhausgasen. "Aber diese Tendenz ist nicht stark genug, wenn wir uns das soziale Gefüge, das Sozialsystem global anschauen."
Anpassung an Klimafolgen durch Ingenieurskunst und Renaturierung
"Generell erwarten wir eigentlich, dass die Sommer trockener werden. Aber wenn es dann regnet, wird es heftiger regnen als in der Vergangenheit", sagte Marotzke, Direktor und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Meteorologie.
Mit Blick auf die Frage, wie sich die Gesellschaft zukünftig auf Starkregen einstellen könnte, sei einerseits Ingenieurskunst gefragt, so Marotzke. "Da ist aber vielleicht auch Renaturierung von Flussbetten und so weiter gefragt." Wichtig sei es, dass man Flüssen Raum gebe, damit sie im Zweifelsfall auch "in Gegenden, wo es nicht gefährlich ist", über die Ufer treten könnten. Starke Flächenversiegelung verschärfe das Problem hingegen.
Flexiblere Trinkwasserversorgung
Nicht mit Blick auf den aktuellen, aber auf den stark gesunkenen Grundwasserpegel der vergangenen Jahre sagte Marotzke: "Wasser ist eigentlich nie komplett knapp, jedenfalls in unserer Gegend." Vielmehr sei das Problem häufig, dass Wasser dort zu genüge vorhanden sei, wo es nicht stark gebraucht werde und dort fehle, wo man es brauche.
Also müssten Wege entwickelt werden, die den Austausch von Trinkwasser über längere Distanzen möglich machen - damit langfristig eine widerstandsfähigere Trinkwasserversorgung sichergestellt werden könne.
Bessere Klimavorhersage-Modelle nötig
Die Modelle zur Klimavorhersage könnten leider noch nicht so detailliert und präzise sein wie Wettervorhersagemodelle. Marotzke: "Wenn ich das Wetter berechnen will, dann muss ich das für fünf bis zehn Tage machen. Aber mein Klimamodell muss ich über Jahrzehnte laufen lassen."
Ein unsicherer Faktor in Klimamodellen sei vor allem die langfristige Vorhersage von Niederschlag. Dazu müsse man die Strömungsmuster der Atmosphäre gut vorhersagen können. "Strömungen und ihre Änderung vorherzusagen, ist aber viel schwieriger als die Frage, um wie viel wärmer es wird", betonte Marotzke. Man müsse darauf setzen, dass die Computer der Zukunft noch leistungsfähiger werden, um auch Niederschlag präziser im Voraus berechnen zu können.