Jule Reimer: Es war ein bewegendes Bild von der UN-Klimakonferenz in Warschau. Der Delegierte der Philippinen appellierte mit Tränen in den Augen an die Regierungen und Delegierten der Klimakonventions-Vertragsstaaten, der Erwärmung Einhalt zu gebieten und sich auf eine scharfe Reduktion der Klimagase zu einigen. Denn Wissenschaftler sind sich sicher: Mit einer Klimaerwärmung würden die Wetterextreme zunehmen, und die Philippinen sind jetzt schon extrem von solchen betroffen. Vier Tage nach dem verheerenden Taifun Haiyan nähert sich dem Inselstaat jetzt ein neues Sturmtief: ein Zyklon.
Jedes Jahr gibt die Nicht-Regierungsorganisation Germanwatch auf den Klimagipfeln den Klima-Risiko-Index heraus. Frage an meinen Kollegen Georg Ehring in Warschau bei der Konferenz: Sind die Philippinen jetzt wieder unter den fünf am stärksten betroffenen Staaten?
Georg Ehring: Ja, das sind sie. Sie stehen an zweiter Stelle, hinter Haiti und vor Pakistan. Ausgewertet werden dabei Daten aus 2012. Der Taifun von der vergangenen Woche ist also noch nicht dabei. Aber solche Ereignisse, vielleicht in etwas geringerer Stärke, gab es auch im vergangenen Jahr. Die Philippinen sind immer wieder betroffen, das zeigt auch die langfristige Tabelle für die Zeit von 1993 bis 2012. Da stehen die Philippinen auf Platz sieben. Auffällig ist, dass nur Entwicklungsländer unter den Plätzen Eins bis Zehn sind. Der Index setzt Schäden durch den Klimawandel in Beziehung zur Größe des Landes und zum Bruttoinlandsprodukt, und betroffen sind regelmäßig Länder, die einerseits starken Naturgefahren ausgesetzt sind, sowie wirtschaftlich schwache Länder, die schlecht damit umgehen können und bei denen die Schäden einen großen Anteil der Wirtschaftsleistung ausmachen. Südostasien ist sehr stark betroffen, Mittelamerika auch und Haiti verdankt seinen Spitzenplatz im letzten Jahr übrigens dem Hurrikan Sandy. Die Verwüstung in New York war ja ein gewaltiges Medienthema und hat die USA bewegt, aber Haiti war wirklich existenziell betroffen.
Reimer: Wie hoch und vor allen Dingen auch wie zuverlässig berechnet sind denn die Schäden, die aus solchen Wetterextremen resultieren?
Ehring: Die Schäden sind wohl so zuverlässig berechnet wie das geht. Die Tabellen basieren auf Daten des Rückversicherungskonzerns Münchner Rück, Daten zu Naturkatastrophen, die mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden können. Sie sind zuverlässig, aber es werden auch Daten nicht erfasst. Trockenheitsschäden zum Beispiel sind unterrepräsentiert. Nur eine katastrophale Trockenheit kann berücksichtigt werden, nicht wenn es langfristig immer wieder zu wenig regnet und ein Teil der Ernte dadurch vernichtet wird, oder auch Langfristschäden durch ansteigenden Meeresspiegel oder schmelzende Gletscher, die können nicht richtig abgebildet werden. Im Ergebnis meint Germanwatch, dass vor allem Afrika in Wirklichkeit stärker betroffen sei vom Klimawandel, als es dieser Risiko-Index beinhaltet, der ja auf Extremereignisse setzt.
Die Schäden gehen in die Milliarden, sechs Milliarden US-Dollar zum Beispiel in Pakistan. Aussagekräftiger ist das Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Knapp zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts hat Haiti zum Beispiel im letzten Jahr, dem Jahr von Sandy, eingebüßt, Samoa sogar fast 20 Prozent, und so etwas können kleine Entwicklungsländer nicht aus eigener Kraft mehr bewältigen.
Reimer: Was sagt der Risiko-Index zu den europäischen Staaten und Deutschland?
Ehring: Deutschland ist auch betroffen. Die europäischen Staaten sind auch betroffen. Deutschland steht zum Beispiel auf Platz 32, also durchaus relativ hoch in der langfristigen Liste. Die Wahrnehmung, dass der Klimawandel immer nur die anderen trifft, ist also falsch. Wir erinnern uns an Orkane wie Kyrill oder Christian, an Überschwemmungen und Sommerhitze 2003 mit sehr vielen Toten. Das sind Beispiele für die Betroffenheit eines Industrielandes wie Deutschland. Allerdings ist Deutschland vergleichsweise gut gerüstet, und das trifft interessanterweise nicht für alle Länder in Europa zu. Osteuropa zum Beispiel ist schlechter gerüstet und entsprechend hoch sind die Schäden. Serbien stand zum Beispiel im letzten Jahr auf Platz sechs dieses Index und viele Staaten Osteuropas, so ist es die Beurteilung von Germanwatch, ignorieren die Bedrohung weitgehend und machen wenig Risikovorsorge. Entsprechend größer sind die Schäden.
Reimer: Georg Ehring stellte Ihnen den Klima-Risiko-Index vor, live von der UN-Klimakonferenz in Warschau.
Jedes Jahr gibt die Nicht-Regierungsorganisation Germanwatch auf den Klimagipfeln den Klima-Risiko-Index heraus. Frage an meinen Kollegen Georg Ehring in Warschau bei der Konferenz: Sind die Philippinen jetzt wieder unter den fünf am stärksten betroffenen Staaten?
Georg Ehring: Ja, das sind sie. Sie stehen an zweiter Stelle, hinter Haiti und vor Pakistan. Ausgewertet werden dabei Daten aus 2012. Der Taifun von der vergangenen Woche ist also noch nicht dabei. Aber solche Ereignisse, vielleicht in etwas geringerer Stärke, gab es auch im vergangenen Jahr. Die Philippinen sind immer wieder betroffen, das zeigt auch die langfristige Tabelle für die Zeit von 1993 bis 2012. Da stehen die Philippinen auf Platz sieben. Auffällig ist, dass nur Entwicklungsländer unter den Plätzen Eins bis Zehn sind. Der Index setzt Schäden durch den Klimawandel in Beziehung zur Größe des Landes und zum Bruttoinlandsprodukt, und betroffen sind regelmäßig Länder, die einerseits starken Naturgefahren ausgesetzt sind, sowie wirtschaftlich schwache Länder, die schlecht damit umgehen können und bei denen die Schäden einen großen Anteil der Wirtschaftsleistung ausmachen. Südostasien ist sehr stark betroffen, Mittelamerika auch und Haiti verdankt seinen Spitzenplatz im letzten Jahr übrigens dem Hurrikan Sandy. Die Verwüstung in New York war ja ein gewaltiges Medienthema und hat die USA bewegt, aber Haiti war wirklich existenziell betroffen.
Reimer: Wie hoch und vor allen Dingen auch wie zuverlässig berechnet sind denn die Schäden, die aus solchen Wetterextremen resultieren?
Ehring: Die Schäden sind wohl so zuverlässig berechnet wie das geht. Die Tabellen basieren auf Daten des Rückversicherungskonzerns Münchner Rück, Daten zu Naturkatastrophen, die mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden können. Sie sind zuverlässig, aber es werden auch Daten nicht erfasst. Trockenheitsschäden zum Beispiel sind unterrepräsentiert. Nur eine katastrophale Trockenheit kann berücksichtigt werden, nicht wenn es langfristig immer wieder zu wenig regnet und ein Teil der Ernte dadurch vernichtet wird, oder auch Langfristschäden durch ansteigenden Meeresspiegel oder schmelzende Gletscher, die können nicht richtig abgebildet werden. Im Ergebnis meint Germanwatch, dass vor allem Afrika in Wirklichkeit stärker betroffen sei vom Klimawandel, als es dieser Risiko-Index beinhaltet, der ja auf Extremereignisse setzt.
Die Schäden gehen in die Milliarden, sechs Milliarden US-Dollar zum Beispiel in Pakistan. Aussagekräftiger ist das Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Knapp zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts hat Haiti zum Beispiel im letzten Jahr, dem Jahr von Sandy, eingebüßt, Samoa sogar fast 20 Prozent, und so etwas können kleine Entwicklungsländer nicht aus eigener Kraft mehr bewältigen.
Reimer: Was sagt der Risiko-Index zu den europäischen Staaten und Deutschland?
Ehring: Deutschland ist auch betroffen. Die europäischen Staaten sind auch betroffen. Deutschland steht zum Beispiel auf Platz 32, also durchaus relativ hoch in der langfristigen Liste. Die Wahrnehmung, dass der Klimawandel immer nur die anderen trifft, ist also falsch. Wir erinnern uns an Orkane wie Kyrill oder Christian, an Überschwemmungen und Sommerhitze 2003 mit sehr vielen Toten. Das sind Beispiele für die Betroffenheit eines Industrielandes wie Deutschland. Allerdings ist Deutschland vergleichsweise gut gerüstet, und das trifft interessanterweise nicht für alle Länder in Europa zu. Osteuropa zum Beispiel ist schlechter gerüstet und entsprechend hoch sind die Schäden. Serbien stand zum Beispiel im letzten Jahr auf Platz sechs dieses Index und viele Staaten Osteuropas, so ist es die Beurteilung von Germanwatch, ignorieren die Bedrohung weitgehend und machen wenig Risikovorsorge. Entsprechend größer sind die Schäden.
Reimer: Georg Ehring stellte Ihnen den Klima-Risiko-Index vor, live von der UN-Klimakonferenz in Warschau.