"Wir haben die ersten Monate damit verbracht, hier alles rauszureißen, das heißt wirklich: eine Kernsanierung." Anna Lena Schiller steht in ihrem Reihenhaus in Buchholz südlich von Hamburg: 90 Quadratmeter, Baujahr 1963. Keine Dämmung, Ölheizung – schon vor dem Kauf war klar: "Sanierung lohnt sich auf jeden Fall."
Wenn man sich im Förder-Dschungel zurechtfindet. Viele Städte und Gemeinden geben Geld, wenn man ökologische Baustoffe verwendet, die staatliche KfW-Bank fördert klimafreundliche Sanierungen. "Und was mich gerettet hat, war die Energieberaterin." Die ist für viele Fördermaßnahmen Pflicht und wurde gleich von der Bank vermittelt. "Das hat mir den Architekten gespart. Weil die Frau gesagt hat, sie nehmen jetzt das Paket und die Sanierungsmaßnahme, und dann ist das schon ein ganz guter Fahrplan."
Von allen CO2-Emissionen, die ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland verursacht, gehen 22 Prozent auf das Wohnen – verursacht vor allem durch das Heizen. Deswegen hat Anna Lena Schiller als erstes gedämmt, vor allem innen. "Mit Mineraldämmplatten. Und dann haben wir auch noch mal nach oben und nach unten jeweils zum Keller und zum Dachboden eine Dämmung gelegt."
Dann wurde der alte Ölbrenner herausgerissen. "Der wäre noch gut gewesen, aber wir haben beschlossen, das gleich auf eine Gasheizung umstellen zu lassen, weil dann die Förderung einfach besser ausfällt und weil das in den nächsten fünf bis zehn Jahren eh fällig geworden wäre."
Die Energieberaterin empfahl noch Solarthermie, also eine Anlage auf dem Dach, in der Wasser durch die Sonne erwärmt wird. "Das wäre noch mal 10.000 oben drauf gewesen, und das rechnet sich dann erst nach 20, 30 Jahren. Und weil ich die Kohle momentan nicht habe, habe ich das nicht gemacht. Und ansonsten sind wir aber ziemlich in dem Fahrplan, der uns von der Energieberaterin vorgeschlagen wurde."
CO2-Emission um 84 Prozent reduziert
Seraja Bock, Forscher beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat sich die Berechnungen der Energieberaterin von Anna Lena Schiller angesehen und ist beeindruckt: "Wenn diese große Sanierung vonstatten geht, dann reduziert sich die CO2-Emission um 84 Prozent."
Das heißt: Nach der Sanierung wird das Haus von Anna Lena Schiller nur noch 16 Prozent der bisherigen CO2-Emissionen ausstoßen. Ohne Sanierung hätte das Haus pro Jahr Energie für knapp 3.000 Euro gefressen. Nach der Sanierung sollen es pro Jahr nur gut 500 Euro sein – bei gleicher Wärme, wahrscheinlich besserem Wohnklima und einem höheren Wert ihres Hauses. "Und das ist schon mal ein großes Einsparpotential."
Was hat Bauherrin Schiller dazu bewogen, so zu sanieren? Klimaschutz, sagt sie, war "definitiv ein großer Faktor. Wenn es jetzt nicht Geld gespart hätte, weiß ich nicht, ob ich es allein aus Klimaschutzgründen gemacht hätte. Aber in der Kombination ist es natürlich immer ein guter Grund."
Abwrackprämie für Ölheizungen - eine gute Idee?
Staatliche Förderung kann viel bewirken für den Klimaschutz. In diese Richtungen zielen auch Vorschläge der CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, eine Abwrackprämie für Ölheizungen einzuführen. Seraja Bock vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ist dennoch vorsichtig:
"Da ist wieder die Frage, wie das dann im Endeffekt ausgestaltet ist. Es ist wichtig, dass da Anreize passieren, dass Leute auch eine gewisse Planungssicherheit haben und dass den Leuten klar gemacht wird, dass es nicht die Zukunft ist, wenn man fossile Energieträger verbrennt. Aber das muss sich in allen gesellschaftlichen Bereichen widerspiegeln. Wir können halt nicht gleichzeitig sagen, na ja, die einzelnen Leute müssen reduzieren, und großen Unternehmen geben wir dann bis 2038 Planungssicherheit, weiter Kohle zu verbrennen. Sondern man muss aus allen Bereichen da möglichst schnell raus."