"Ich öffne jetzt auf meinem Telefon die App des Stadtteilautos Münster, die heißt Cambio."
Andreas von Hayn wohnt mit seiner Frau und zwei Kindern in Münster, zentrale Lage. Vor sieben Jahren hat Familie Hayn beschlossen: Wir schaffen unser Auto ab.
"Weil wir etwas für den Klimaschutz tun wollten. Das ist jetzt sieben Jahre her und seitdem läuft das ziemlich gut."
Julia von Hayn ist Juristin, zu ihrem Arbeitsplatz im Amt für Gleichstellung in Münster fährt sie mit dem Rad, keine zehn Minuten. Fürs Einkaufen hat sie ein Rad mit großen Körben. Die beiden Kinder gehen zu Fuß zur Schule oder fahren Rad, zum Sport fahren sie mit dem Bus. Im Winter, gesteht Julia von Hayn, wenn sie mit den Kindern im Schneematsch auf den Bus warten muss, gebe es schon Momente, in denen Gedanken an ein Auto auftauchen – bei ihr, nicht bei den Kindern.
Andreas von Hayn wohnt mit seiner Frau und zwei Kindern in Münster, zentrale Lage. Vor sieben Jahren hat Familie Hayn beschlossen: Wir schaffen unser Auto ab.
"Weil wir etwas für den Klimaschutz tun wollten. Das ist jetzt sieben Jahre her und seitdem läuft das ziemlich gut."
Julia von Hayn ist Juristin, zu ihrem Arbeitsplatz im Amt für Gleichstellung in Münster fährt sie mit dem Rad, keine zehn Minuten. Fürs Einkaufen hat sie ein Rad mit großen Körben. Die beiden Kinder gehen zu Fuß zur Schule oder fahren Rad, zum Sport fahren sie mit dem Bus. Im Winter, gesteht Julia von Hayn, wenn sie mit den Kindern im Schneematsch auf den Bus warten muss, gebe es schon Momente, in denen Gedanken an ein Auto auftauchen – bei ihr, nicht bei den Kindern.
"Zugfahrt ist eine Zeit, die man gut nutzen kann"
"Was ist wirklich sehr schön finde, ist, dass die beiden wirklich noch nie gesagt haben: Mensch, die anderen haben ein Auto und wir nicht, die haben sogar zwei, das ist so viel bequemer. Jetzt regnet es und wir müssen mit dem Fahrrad fahren oder mit dem Bus oder laufen oder zur nächsten Station, um ein Auto auszuleihen. Das haben wir nie gehört. Im Gegenteil. Die beiden sind wirklich schon fast stolz darauf, dass wir es ohne Auto schaffen und versuchen andere zu überzeugen, auch die Oma – bislang erfolglos. Aber das ist wirklich schön zu sehen."
Andreas von Hayn kann viel zuhause arbeiten, ins Büro seines Arbeitgebers muss nur zweimal pro Woche. Das Büro liegt in Dortmund, 70 Kilometer entfernt, oft muss Andreas von Hayn auf Dienstreisen. Er fährt immer mit der Bahn. Ja, die kommt manchmal zu spät, ja, er muss fünf Minuten mit dem Rad zum Bahnhof fahren.
"Ich finde es nicht dramatisch, die Zugfahrt ist eine Zeit, die man gut nutzen kann für die Arbeit, auch fürs Privatvergnügen. Ich finde das eine deutlich angenehmere Fortbewegungsart als mit dem Auto durch die Gegend zu rasen."
"Wir glauben nicht, dass wir auf irgendwas verzichten"
Für Transporte oder Ausflüge aufs Land nutzen von Hayns stationäres Car Sharing: Die Autos und auch Transporter stehen fünf Minuten entfernt auf einem Parkplatz, da müssen sie auch wieder abgegeben werden: "Und wir versuchen, wenn das irgendwie geht, wenn die Strecke das hergibt, uns eine Elektro-Fahrzeug zu mieten."
Die Bilanz nach sieben Jahren ohne Auto?
"Die Bilanz ist uneingeschränkt positiv. Die Nachteile sind kaum spürbar und die Vorteile – also die Vorteile für das Gewissen überwiegen. Finanzielle Vorteile hat es jetzt nicht großartig, aber wir fühlen uns in der Konstellation sehr wohl. Wir glauben nicht, dass wir auf irgendwas verzichten."
"Die sind ja schon auf einem wichtigen Schritt, dass sie die autofreie Stadt leben", sagt Seraja Bock, Wissenschaftler am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Mobilität verursache über 20 Prozent unserer privaten CO2-Emissionen
"Gerade bei der Alltagsmobilität ist dann wichtig, ob Leute alltäglich mit dem Auto fahren."
"Die Bilanz ist uneingeschränkt positiv. Die Nachteile sind kaum spürbar und die Vorteile – also die Vorteile für das Gewissen überwiegen. Finanzielle Vorteile hat es jetzt nicht großartig, aber wir fühlen uns in der Konstellation sehr wohl. Wir glauben nicht, dass wir auf irgendwas verzichten."
"Die sind ja schon auf einem wichtigen Schritt, dass sie die autofreie Stadt leben", sagt Seraja Bock, Wissenschaftler am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Mobilität verursache über 20 Prozent unserer privaten CO2-Emissionen
"Gerade bei der Alltagsmobilität ist dann wichtig, ob Leute alltäglich mit dem Auto fahren."
Das Gefühl des Verzichts verringern - durch attraktive Alternativen
Wer etwa zehn Kilometer mit dem Auto fährt, stößt knapp zwei Kilogramm CO2 aus. Wer die gleiche Strecke mit Bus oder Straßenbahn fährt, stößt rund 600 Gramm CO2, also nur rund ein Drittel des Autos. Wer, wie die von Hayns, nur ausnahmsweise mal ein Auto nutzt und vor allem ohne Auto zur Arbeit fährt, habe seinen Klima-Fußabdruck schon erheblich verkleinert. Die von Hayns zeigten aber noch etwas anders:
"Daran sieht man ganz gut, wo die Grenzen der oder des Einzelnen liegen."
Denn wer eine autofreie Stadt wolle, die das Klima schützt, aber auch leiser ist, ungefährlicher und insgesamt gesünder und lebenswerter, der müsse die Rahmenbedingungen erheblich verbessern. Das fordert auch Andreas von Hayn nach sieben Jahren ohne Auto:
"Je teurer das Benutzen des eigenen Autos wird, desto attraktiver werden Alternativen dazu. Und ich finde fast noch schöner, die Alternativen attraktiver zu machen, den Nahverkehr auszubauen, ein zuverlässiges Bahnsystem aufzubauen. Die Alternativen müssen stimmen, damit Leute erst gar nicht das Gefühl haben, ich muss auf etwas verzichten, sondern ich kann etwas einsetzen, was zumindest mal gleichwertig ist zum Autofahren."
"Daran sieht man ganz gut, wo die Grenzen der oder des Einzelnen liegen."
Denn wer eine autofreie Stadt wolle, die das Klima schützt, aber auch leiser ist, ungefährlicher und insgesamt gesünder und lebenswerter, der müsse die Rahmenbedingungen erheblich verbessern. Das fordert auch Andreas von Hayn nach sieben Jahren ohne Auto:
"Je teurer das Benutzen des eigenen Autos wird, desto attraktiver werden Alternativen dazu. Und ich finde fast noch schöner, die Alternativen attraktiver zu machen, den Nahverkehr auszubauen, ein zuverlässiges Bahnsystem aufzubauen. Die Alternativen müssen stimmen, damit Leute erst gar nicht das Gefühl haben, ich muss auf etwas verzichten, sondern ich kann etwas einsetzen, was zumindest mal gleichwertig ist zum Autofahren."