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Klimaerwärmung
Hitzewellen in Europa werden häufiger

Der Rekordsommer 2003 forderte rund 70.000 Todesopfer. Die Hitzewelle galt als Jahrtausendereignis, doch schon 2010 litten die Menschen erneut unter extremen Temperaturen. Klimaforscher des britischen Wetterdienstes bestätigten nun, dass das Risiko für sommerliche Hitze-Extreme in Europa drastisch gestiegen ist. Die Klimaerwärmung mache heiße Sommer immer wahrscheinlicher.

Von Volker Mrasek |
    Die Gefahr extremer Hitzewellen in Mitteleuropa hat sich innerhalb weniger Jahre stark erhöht. Von einer drastischen Veränderung schreiben die Klimaforscher des Britischen Wetterdienstes in ihrer neuen Studie. Unter ihnen der Physiker und Meteorologe Nikos Christidis, ein gebürtiger Grieche:
    "Die wichtigste Botschaft der Studie ist: Hitzewellen, von denen kürzlich noch galt, dass sie nur zweimal pro Jahrhundert auftreten, sind inzwischen viel wahrscheinlicher geworden. Nur zehn Jahre später stellen wir fest. Solch ein Ereignis ist nun schon zweimal pro Jahrzehnt zu erwarten. Das ist eine ziemlich starke Zunahme der Häufigkeit in ziemlich kurzer Zeit."
    Der Rekordsommer 2003 forderte rund 70.000 Todesopfer, vor allem unter der älteren Bevölkerung. Betroffen waren insbesondere Frankreich, Deutschland und Italien. Damals galt diese Hitzewelle noch als ein Jahrtausend-Ereignis. Nur elf Jahre später ist das ganz anders:
    "Eine Hitzewelle wie 2003 hat heute eine Wiederkehrzeit von nur noch etwas mehr als hundert Jahren. Auch das ergibt sich aus unserer Arbeit."
    Klima in Europa hat sich stark erwärmt
    Kaum mehr als ein Jahrzehnt, und das Risiko für sommerliche Hitze-Extreme im Herzen Europas soll so gewaltig gestiegen sein? Was man zunächst kaum glauben mag, hat im Prinzip einen einfachen Grund: Das Klima in Mitteleuropa hat sich weiter erwärmt, und das sogar ziemlich stark. Der Sommer ist heute im Schnitt 0,8 Grad Celsius wärmer als noch vor 15 Jahren. Das heißt: Es gibt eine andere Temperaturverteilung. Kühle Sommer werden tendenziell seltener. Und heiße immer wahrscheinlicher.
    Peter Stott, auch er Klimaforscher beim Britischen Wetterdienst und Mitautor der neuen Studie:
    "So funktioniert das Klima nun mal. Eine relativ kleine Zunahme der Durchschnittstemperaturen, und es passiert sehr, sehr schnell, dass man Extremereignissen viel stärker ausgesetzt ist. Ein Hitzesommer, der im Jahr 2000 noch die Ausnahme gewesen und nach damaligen Maßstab nur zweimal im Jahrhundert aufgetreten wäre - ein solcher Hitzesommer könnte im Jahr 2030 oder 2040 in Mitteleuropa zur Regel werden."
    "Der Mensch beeinflusst das Ausmaß von Wetterextremen"
    Stott war es, der schon vor zehn Jahren eine ganz ähnliche Studie vorlegte. Darin untersuchte er den Rekordsommer von 2003. Der studierte Mathematiker wollte wissen, wie groß der Anteil des Klimawandels an diesem Hitzeextrem war. Und damit auch der des Menschen. Er ist es ja, der maßgeblich hinter der globalen Erwärmung steckt, durch den Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid:
    "Wir haben damals die erste derartige Studie überhaupt durchgeführt. Und konnten zeigen, dass der Mensch tatsächlich das Ausmaß von Wetterextremen beeinflusst. Und dass er die Wahrscheinlichkeit für eine Hitzewelle wie 2003 mehr als verdoppelt hat."
    Zehn Jahre später sagen dieselben Forscher: Eine Hitze wie 2003 könnte Ende dieses Jahrhunderts sogar als kühl wahrgenommen werden - weil die Sommer dann in der Regel noch heißer sein könnten. Das alles gestützt auf Klima-Simulationen mit verschiedenen Computermodellen.
    Wobei die Briten ein Zukunftsszenario auswählten, bei dem Industrie- und Schwellenländer weitermachen wie bisher. Und ihren Ausstoß von Treibhausgasen nicht reduzieren. Das betont auch Peter Stott ausdrücklich:
    "Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden die Sommer irgendwann noch heißer als 2003. Wenn wir aber unsere Emissionen reduzieren, können wir es noch vermeiden, dass sich ein neuer Klimazustand einstellt, mit einem viel höheren Risiko für Hitzewellen wie 2003 und ihre Folgen."
    Allerdings: Das Risiko dafür hat sich in den letzten Jahren ohne nennenswerte Klimaschutz-Maßnahmen schon stark erhöht. Daher auch die Mahnung der Briten: Unsere Gesundheitssysteme müssten sich besser auf sommerliche Hitzewellen einstellen. Damit es nicht wieder zu so vielen Opfern kommt wie 2003.