Britta Fecke: Wer in den Schweizer Alpen plötzlich vor einer Palme steht, wo er doch eher eine Esche erwartet hätte, der sieht, dass sich das Klima verändert hat. Wer an die letzten heißen Tage zurückdenkt, der spürt, dass sich die Wetterextreme häufen, denn extreme Hitzeperioden haben in den letzten Jahren in den Sommermonaten zugenommen. Nach Schätzungen von Klimaforschern wird sich diese Entwicklung bis 2040 noch verstärken. – Ich bin jetzt verbunden mit Stefan Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Herr Rahmstorf, ein Wissenschaftler aus Ihrem Team hat sich mit den Zukunftsszenarien, mit den zu erwartenden Höchsttemperaturen in den Sommermonaten beschäftigt. Mit welchen Ergebnissen?
Stefan Rahmstorf: Guten Tag, Frau Fecke. – Zunächst mal haben sich meine Kollegen mit den Messdaten aus der Vergangenheit beschäftigt und festgestellt, dass Hitzeextreme in den Monatswerten weltweit betrachtet, die in einem reinen zufallsverteilten Klima weit weniger als in ein Prozent aller Fälle vorkommen dürften, heute schon in fünf Prozent aller Fälle vorkommen. Und das heißt, die Wahrscheinlichkeit, eine solche Hitzewelle zu erleben, hat sich um ein Mehrfaches erhöht in den letzten Jahrzehnten, einfach als Folge der globalen Erwärmung. Dann haben die Kollegen geschaut: Können die heutigen Klimamodelle diesen Trend zunehmender Hitzeextreme in der Vergangenheit gut reproduzieren. Und als sie das bestätigt hatten, haben sie dann diese Modelle benutzt, um in die Zukunft zu schauen, und da stellt sich heraus, diese Hitzeextreme werden sich nochmals verdoppeln bis zum Jahr 2020 und noch mal vervierfachen in der Häufigkeit bis zum Jahr 2050.
Fecke: Bevor wir die Ergebnisse noch im Detail beleuchten – es hieß, dass diese Ergebnisse besonders robust seien. Ist das deshalb, weil man die alten Szenarien nachverfolgen konnte, oder was macht diese Ergebnisse so robust?
Rahmstorf: Robust ist, dass man von den Messdaten der letzten 130 Jahre ausgeht und schaut, wie die neueste Generation von Klimamodellen, also die ganze Spannbreite, die es von verschiedenen Forschergruppen aus der ganzen Welt gibt, wie gut können die diese Vergangenheit wiedergeben. Und es stellt sich heraus, das können die sehr gut, und deswegen sind wir zuversichtlich, dass die Ergebnisse auch für die künftige Entwicklung robust sind.
Fecke: Welche Regionen werden denn von solchen Hitzewellen besonders betroffen sein?
Rahmstorf: Das sind insbesondere die Tropen, weil dort die natürlichen Schwankungen relativ klein sind, sodass sich im Vergleich dazu der globale Erwärmungstrend besonders stark auswirkt. Aber es sind letztlich alle Gebiete der Erde betroffen. Diese Hitze wabert praktisch herum und betrifft heute ständig etwa fünf Prozent der Erdoberfläche. Zum Beispiel haben wir vor einigen Tagen neue nationale Wärmerekorde gesehen in Österreich mit 40,5 Grad am 8. August, auch in Japan mit 41,0 Grad am 12. August, Temperaturen, wie sie in diesen Ländern niemals zuvor gemessen worden sind.
Fecke: Sie haben Österreich schon angesprochen. Vor zwei Jahren war es in Russland so heiß, dass man die trockengelegten Moore nicht mehr löschen konnte. Was wird sich in Europa in den nächsten Jahren entwickeln? Was sagen die Szenarien da?
Rahmstorf: Bei dieser Zunahme einfach in der statistischen Häufigkeit von solchen Hitzeextremen kann man natürlich jetzt nicht sagen, in dem und dem Jahr wird das auftreten. Da ist einfach ein Zufallsanteil dabei. Aber was die Konsequenzen angeht, ist es einmal so, dass die natürlich direkt für die Gesundheit der Bevölkerung schlimme Konsequenzen haben. Wir erinnern uns an den sogenannten Jahrhundertsommer im westlichen Europa 2003, als es insbesondere in Süddeutschland, Frankreich und der Schweiz diese extreme Hitze gab, die, wie spätere Auswertungen der Statistik ergab, etwa 70.000 Todesopfer gefordert hatte. Das andere sind Einbrüche in der Landwirtschaft bei den Ernten aufgrund der Dürre, die mit solcher Hitze in der Regel einhergeht, und auch diese Gefahr von Waldbränden, die ausufern, wie wir das damals bei der Hitzewelle 2010 um Moskau herum erlebt haben.
Fecke: Böden und Pflanzen nehmen ja einen Teil der emittierten CO2-Emissionen auf. Wieso können sie dieser Rolle nicht noch mehr gerecht werden? Desto mehr CO2 es gibt, warum können sie nicht umso mehr Kohlendioxid binden?
Rahmstorf: Das tun sie auch. Wenn die Wälder nicht einen Teil des zusätzlichen Co2, was wir aus den fossilen Brennstoffen, also aus der Erdkruste herausholen, wenn sie das nicht binden würden, dann wäre der Anstieg des CO2 in der Atmosphäre noch rascher, als wir es beobachten. Wir beobachten heute, dass etwa die Hälfte unserer fossilen Emissionen an CO2 in der Atmosphäre verbleibt und die andere Hälfte von den Wäldern und von den Ozeanen uns zum Glück wieder abgenommen wird.
Fecke: Vielen Dank für diese Einschätzungen – Stefan Rahmstorf war das vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung über die zu erwartenden Hitzewellen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Stefan Rahmstorf: Guten Tag, Frau Fecke. – Zunächst mal haben sich meine Kollegen mit den Messdaten aus der Vergangenheit beschäftigt und festgestellt, dass Hitzeextreme in den Monatswerten weltweit betrachtet, die in einem reinen zufallsverteilten Klima weit weniger als in ein Prozent aller Fälle vorkommen dürften, heute schon in fünf Prozent aller Fälle vorkommen. Und das heißt, die Wahrscheinlichkeit, eine solche Hitzewelle zu erleben, hat sich um ein Mehrfaches erhöht in den letzten Jahrzehnten, einfach als Folge der globalen Erwärmung. Dann haben die Kollegen geschaut: Können die heutigen Klimamodelle diesen Trend zunehmender Hitzeextreme in der Vergangenheit gut reproduzieren. Und als sie das bestätigt hatten, haben sie dann diese Modelle benutzt, um in die Zukunft zu schauen, und da stellt sich heraus, diese Hitzeextreme werden sich nochmals verdoppeln bis zum Jahr 2020 und noch mal vervierfachen in der Häufigkeit bis zum Jahr 2050.
Fecke: Bevor wir die Ergebnisse noch im Detail beleuchten – es hieß, dass diese Ergebnisse besonders robust seien. Ist das deshalb, weil man die alten Szenarien nachverfolgen konnte, oder was macht diese Ergebnisse so robust?
Rahmstorf: Robust ist, dass man von den Messdaten der letzten 130 Jahre ausgeht und schaut, wie die neueste Generation von Klimamodellen, also die ganze Spannbreite, die es von verschiedenen Forschergruppen aus der ganzen Welt gibt, wie gut können die diese Vergangenheit wiedergeben. Und es stellt sich heraus, das können die sehr gut, und deswegen sind wir zuversichtlich, dass die Ergebnisse auch für die künftige Entwicklung robust sind.
Fecke: Welche Regionen werden denn von solchen Hitzewellen besonders betroffen sein?
Rahmstorf: Das sind insbesondere die Tropen, weil dort die natürlichen Schwankungen relativ klein sind, sodass sich im Vergleich dazu der globale Erwärmungstrend besonders stark auswirkt. Aber es sind letztlich alle Gebiete der Erde betroffen. Diese Hitze wabert praktisch herum und betrifft heute ständig etwa fünf Prozent der Erdoberfläche. Zum Beispiel haben wir vor einigen Tagen neue nationale Wärmerekorde gesehen in Österreich mit 40,5 Grad am 8. August, auch in Japan mit 41,0 Grad am 12. August, Temperaturen, wie sie in diesen Ländern niemals zuvor gemessen worden sind.
Fecke: Sie haben Österreich schon angesprochen. Vor zwei Jahren war es in Russland so heiß, dass man die trockengelegten Moore nicht mehr löschen konnte. Was wird sich in Europa in den nächsten Jahren entwickeln? Was sagen die Szenarien da?
Rahmstorf: Bei dieser Zunahme einfach in der statistischen Häufigkeit von solchen Hitzeextremen kann man natürlich jetzt nicht sagen, in dem und dem Jahr wird das auftreten. Da ist einfach ein Zufallsanteil dabei. Aber was die Konsequenzen angeht, ist es einmal so, dass die natürlich direkt für die Gesundheit der Bevölkerung schlimme Konsequenzen haben. Wir erinnern uns an den sogenannten Jahrhundertsommer im westlichen Europa 2003, als es insbesondere in Süddeutschland, Frankreich und der Schweiz diese extreme Hitze gab, die, wie spätere Auswertungen der Statistik ergab, etwa 70.000 Todesopfer gefordert hatte. Das andere sind Einbrüche in der Landwirtschaft bei den Ernten aufgrund der Dürre, die mit solcher Hitze in der Regel einhergeht, und auch diese Gefahr von Waldbränden, die ausufern, wie wir das damals bei der Hitzewelle 2010 um Moskau herum erlebt haben.
Fecke: Böden und Pflanzen nehmen ja einen Teil der emittierten CO2-Emissionen auf. Wieso können sie dieser Rolle nicht noch mehr gerecht werden? Desto mehr CO2 es gibt, warum können sie nicht umso mehr Kohlendioxid binden?
Rahmstorf: Das tun sie auch. Wenn die Wälder nicht einen Teil des zusätzlichen Co2, was wir aus den fossilen Brennstoffen, also aus der Erdkruste herausholen, wenn sie das nicht binden würden, dann wäre der Anstieg des CO2 in der Atmosphäre noch rascher, als wir es beobachten. Wir beobachten heute, dass etwa die Hälfte unserer fossilen Emissionen an CO2 in der Atmosphäre verbleibt und die andere Hälfte von den Wäldern und von den Ozeanen uns zum Glück wieder abgenommen wird.
Fecke: Vielen Dank für diese Einschätzungen – Stefan Rahmstorf war das vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung über die zu erwartenden Hitzewellen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.