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Klimaforscher zu Kattowitz
"Wir sind weit entfernt von einer erfolgreichen Umsetzung"

Die positive Überraschung der Klimakonferenz in Kattowitz sei, dass der Multilateralismus überlebt habe, sagte der Klimaforscher Ottmar Edenhofer im Dlf. "Das Parisabkommen ist am Leben." Allerdings gebe es kaum Sanktionsmöglichkeiten für Länder, die sich nicht an die Regeln hielten, kritisierte er.

Ottmar Edenhofer im Gespräch mit Britta Fecke |
    15.12.2018, Polen, Katowice: Michal Kurtyka (M), Präsident der UN-Klimakonferenz COP24, und weitere Teilnehmer des Klimagipfels freuen sich über den Beschluss des Kompromisses beim Weltklimagipfel.
    In Kattowitz seien "minimale Erfolge" erzielt worden, so der Ökonom Edenhofer (picture alliance / dpa / Monika Skolimowska)
    Die wichtigste positive Überraschung sei gewesen, dass trotz schwierigster Bedingungen der Multilateralismus überlebt hat, sagte der Klimaforscher Ottmar Edenhofer im Interview. Brasilien habe am Ende massiv blockiert, die USA hätten sich im Hintergrund "erstaunlich konstruktiv" verhalten. "Das Parisabkommen ist am Leben."
    Wenn man sich die Beschlüsse aber genauer anschaue, könne man aber nur einen "minimalen Erfolg" feststellen, so Edenhofer. Im Regelbuch, das verabschiedet werde, stünden Selbstverständlichkeiten drin. "Bei der Klimafinanzierung wurden Fortschritte gemacht. Aber an einer einzigen Stelle, die sehr technisch klingt, die aber aus meiner Sicht von fundamentaler Bedeutung ist, nämlich wie man die Kohlenstoffmärkte organisieren will - das hat man auf 2019 vertagt."
    "Pure Illusion"
    Diese Kohlenstoffmärkte wären dazu da, einen Preis für Kohlenstoff zu erheben, also die Nutzung von CO2 zu bestrafen. "Wir sind noch weit entfernt von einer erfolgreichen Umsetzung. Es ist ein notwendiger Schritt gewesen, aber dass man sich da erwarten kann, dass da jetzt sofort drastische Maßnahmen eingeführt werden, CO2-Preise erhoben werden, die Emissionen sinken, das wäre eine pure Illusion."
    In den letzten drei Jahren seien die Emissionen wieder gestiegen, so Edenhofer weiter. "Die Emissionen steigen und steigen und laufen uns sogar aus dem Ruder." Mittlerweile bestehe ein Zeitdruck, weil in den nächsten zehn Jahren auf dem Planeten Kohlekraftwerke geplant und gebaut würden, etwa in China, Indien, Vietnam und Indonesien. Wenn diese erst einmal gebaut wären, dann würde es sehr schwer, die Emissionen einigermaßen kostengünstig zu vermindern. "An der grundsätzlichen Dynamik hat sich noch nicht viel verändert."
    Kaum Sanktionsgewalt
    Der Konstruktionsfehler des Pariser Abkommens sei, dass es keine Sanktionsmechanismen gebe. Man könne andere Staaten allerdings bloßstellen, weil dokumentiert werde, wenn Ziele nicht erreicht würden. "Das heißt in der internationalen Diplomatenarena nicht wenig, wenn ein Staat an den Pranger gestellt wird. Eine gewisse Sanktionsgewalt geht davon aus."
    Staaten könnten auch nicht dazu gezwungen werden, die Regeln zu akzeptieren, aber sie könnten vom Emissionshandel ausgeschlossen werden, wenn sie sich den Regeln nicht beugen - das sei ein Erfolg der Klimakonferenz. "Die Regeln könnten mit der Zeit eine gewisse Wirkung entfalten."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.