Berichte über tropische Wirbelstürme und deren Auswirkungen sind fast so alt wie die Menschheit. Aber Satellitendaten, mit denen sich verlässliche Aussagen über die Kraft jedes einzelnen Sturms treffen lassen, gibt es erst seit den 1980er-Jahren. Thomas Knutson hat sich genau diese Daten angeschaut, gemeinsam mit zehn anderen Forschern aus den USA, China, Südkorea, Japan, Indien und Australien.
"Wir haben im Atlantischen Ozean seit den 1980er-Jahren einen Anstieg der Intensität gesehen, es treten heute mehr sich schnell verstärkende Stürme auf als früher, und gerade über den Landmassen der USA bleiben diese Stürme länger aktiv. Im Nordosten Australiens erreichen weniger der starken Stürme das Land, im Arabischen Meer zwischen Afrika und Indien treten dagegen seit den 1990er-Jahren mehr schwere Stürme auf. Wir sehen also eine ganze Reihe von Veränderungen und die Herausforderung liegt darin, zu entscheiden, wie groß der relative Anteil des menschengemachten Klimawandels gegenüber natürlichen Schwankungen an diesen Veränderungen ist."
Absolute Zahl der Stürme hat sich nicht verändert
Diese Frage sei schwer zu beantworten, sagt der Klimaforscher der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA, der NOAA. 40 Jahre seien dafür ein zu kurzer Zeitraum. Allerdings zeigten die Veränderungen in dieser Zeit in genau die Richtung, die unter einem menschengemachten, wärmeren Klima zu erwarten sei.
"Was wir weltweit beobachten, nicht nur im Atlantik, ist eine Zunahme besonders starker Stürme, der Kategorien 4 und 5."
Die absolute Zahl der Stürme hat sich nicht verändert, aber es treten weniger schwache Stürme der niedrigen Kategorien 1,2 und 3 auf. Und es gibt immerhin Hinweise darauf, dass sich die Stürme durch den menschengemachten Klimawandel verändern.
"Der Meeresspiegel ist bereits angestiegen und zumindest für einen Teil dieses Anstiegs ist der menschliche Einfluss nachgewiesen. Wir gehen davon aus, dass der Meeresspiegel in Zukunft weiter ansteigt. Und bei einem höheren Meeresspiegel verursacht jeder Sturm automatisch stärkere Überschwemmungen an den Küsten. Es gibt also einen klaren Einfluss des Meeresspiegels."
Regenmengen nehmen noch weiter zu
Ähnlich sieht es bei den immer größer werdenden Regenmengen aus, die die Stürme bringen. Ein Großteil der Schäden durch Wirbelstürme wird nicht durch die Windgeschwindigkeiten, sondern durch die Wassermassen verursacht.
"Im Zuge des Klimawandels steigen nicht nur die Temperaturen an der Wasseroberfläche und über dem Land, sondern auch die Atmosphäre erwärmt sich. Und eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasserdampf speichern. Wenn dann ein Hurrikan auf diese wärmere, wasserreichere Luft trifft, fällt während des Sturms mehr Regen."
Thomas Knutson und seine Kollegen gehen davon aus, dass die Regenmengen durch die Erderwärmung noch weiter zunehmen werden – genauso wie die Intensität der Stürme.
"Wir erwarten in einer zwei Grad wärmeren Welt einen Anstieg der Intensität der Stürme um fünf Prozent. Das ist nicht viel. Aber wir wissen, dass die Schäden durch tropische Stürme nicht linear mit der Windstärke zunehmen. Sie steigen eher in der dritten Potenz. Das heißt, wenn die die Windstärke um fünf Prozent zunimmt, steigt das Schadenspotenzial eher um 15 Prozent an."
Entstehung der Stürme verändert sich
Und das ist noch nicht alles. Sharmila Sur und ihre Kollegen von der Universität von Melbourne haben 2018 in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" berichtet, dass sich auch die Gebiete, in denen tropische Wirbelstürme auftreten, verändern.
"Wir haben Daten der vergangenen 35 Jahre ausgewertet und entdeckt, dass die Entstehungsgebiete tropischer Wirbelstürme immer weiter Richtung Norden und Süden ziehen, in Richtung der Pole. Weniger Stürme entstehen in niedrigen Breiten und mehr in den höheren Breiten."
Setzt sich dieser Trend fort, könnten tropische Wirbelstürme irgendwann auch Europa gefährlich werden.