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Klimagipfel in Marrakesch
Neue Allianzen und mehr Geld für Klimaschutz

Das Pariser Klimaabkommen wird in Marrakesch langsam mit Leben gefüllt: Die USA haben ihren Klimaschutzplan für die Zeit bis 2050 vorgelegt und am Rande des Gipfels wurden Allianzen für erneuerbare Energien in Afrika geschlossen. Außerdem wird Geld für den Klimaschutz in Entwicklungsländern mobilisiert.

Von Georg Ehring |
    Verschiedene Nationalflaggen wehen auf einem Gelände. Davor steht ein Soldat, im Hintergrund ein rostfarbener Flachbau.
    Im Zentrum stehen Maßnahmen im eigenen Land, sagt Barbara Hendricks. (EPA/MOHAMED MESSARA)
    Ausgerechnet die USA haben als erster Staat einen nationalen Klimaschutzplan für die Zeit bis 2050 eingereicht. Der Plan sieht eine Verringerung der Treibhausgasemissionen um 80 Prozent vor und ist auch auf der Internet-Seite des Klimagipfels zu finden. Die amtierende Regierung setzt damit noch einmal ein Zeichen, sagt Martin Kaiser von der Umweltorganisation Greenpeace:
    "Ich glaube, die Regierung Obama will mit ihrem nationalen Plan noch mal deutlich machen, was gemacht werden sollte und gemacht werden kann. Und es ist gleichzeitig natürlich eine Provokation für den neuen Präsidenten zu sagen: Du musst erst mal diesen Plan zurücknehmen und Dir dann die ganze Kritik der Gesellschaft einfangen."
    US-Außenminister John Kerry bemühte sich in einer Rede, Befürchtungen über einen grundlegenden Kurswechsel seines Landes im Klimaschutz nach dem Regierungswechsel zu relativieren. Dies hänge nicht nur vom künftigen Präsidenten ab, sondern vor allem von der Wirtschaft.
    "Ich bin mit Führungskräften und Erfindern aus der Energiebranche überall in unserem Land zusammenkommen. Und ich bin begeistert über den Weg, auf den sie sich begeben haben. Die Erzeugung von Windenergie in den USA hat sich seit 2008 verdreifacht. Und die Produktion von Sonnenenergie ist sogar auf das 30fache gestiegen. Und das wird so weitergehen, weil der Markt dafür sorgt, nicht die Regierung."
    China setzt auf Partnerschaften mit USA und EU
    Auch Chinas ehemaliger Vize-Außenminister Liu Shenmin, setzt weiter auf die Klimapartnerschaft mit den USA. Man müsse erst sehen, wie sich das Land künftig verhält, bevor man hier neue Schlüsse ziehen könne. Sein Land arbeite sowohl mit den USA als auch mit der Europäischen Union gut zusammen, antwortete er auf die Frage, ob die Europäer die Amerikaner als führender Partner Chinas ablösen sollten. Allerdings wäre Europa stärker, wenn es geeint auftrete.
    Vor allem am Rande des Gipfels werden Allianzen für erneuerbare Energien in Afrika, für Anpassung an Hitze und Trockenheit oder an stärkere Wirbelstürme in Entwicklungsländern geschlossen. Das Pariser Klimaabkommen steht, jetzt muss es mit Leben erfüllt werden, erläuterte auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in ihrer Rede auf dem Klimagipfel in Marrakesch.
    "Das ist genau das, was wir jetzt brauchen. Wir müssen den Text der Vereinbarung in konkrete Aktionen übersetzen. Das ist genauso ambitioniert wie der Prozess, der zu dem Abkommen selbst geführt hat."
    Auch die Mobilisierung von Geld für Klimaschutz in Entwicklungsländern kommt nach ihren Angaben gut voran. Deutschland beteiligt sich mit rund zehn Prozent an den 100 Milliarden Dollar, die ab 2020 jährlich dafür zur Verfügung stehen sollen. Doch im Zentrum stehen Maßnahmen im eigenen Land, sagt Barbara Hendricks.
    "Um die Umsetzung voranzubringen, werde ich mich besonders dafür einsetzen, dass Deutschland den ambitionierten Klima-Aktionsplan bis zum Jahr 2050, den die deutsche Regierung am Montag formell beschlossen hat, entschlossen Wirklichkeit werden lässt."
    Ambitionierter Klima-Aktionsplan
    Die umwelt- und entwicklungspolitische Organisation Germanwatch bescheinigt Deutschland ihn ihrem Klimaschutz-Index allerdings, in dieser Hinsicht nur Mittelmaß zu sein. Jan Burck, einer der Autoren des Index, der Klimapolitik und Trends bei den CO2-Emissionen zu einer Kennziffer zusammenfasst.
    "Deutschland liegt auf Platz 29 dieses Jahr, hier machen sich die steigenden Emissionen in den letzten Jahren bemerkbar. Deutschland hat es nicht geschafft im Gegensatz zu anderen Ländern, seine Emissionen zu verringern. Sie sind ungefähr gleich geblieben in den letzten fünf Jahren, das macht ein Problem aus."
    Die ersten drei Plätze in dem Index blieben allerdings frei – keines der großen Industrie- und Schwellenländer tue genug für den Klimaschutz.