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Klimagipfel in New York
"Dieser Gipfel hat ein großes Potenzial"

Sehr viele Länder seien bereit, beim Klimagipfel konkrete finanzielle Zusagen auf den Tisch zu legen, sagte der philippinische Verhandlungsführer Yeb Sano im DLF. Um eine Klimakrise abzuwenden, sei aber ein umfassender Wandel nötig. "Wir brauchen auch einen Umbau der Weltwirtschaft."

Yeb Sano im Gespräch mit Ursula Mense |
    Yeb Sano sorgte auf dem Klimagipfel 2013 in Warschau für Aufsehen mit seinen Aktionen und seiner Rede.
    Yeb Sano (Mitte) sorgte auf dem Klimagipfel 2013 in Warschau für Aufsehen mit seinen Aktionen und seiner Rede. (AFP / Janek Skarzynski)
    Ursula Mense: Yeb Sano von den Philippinen ist mit seinem emotionalen Auftritt während des Klimagipfels in Warschau bekannt geworden, als er über den Klimawandel und die Treibhausgas-Emissionen sprach, die ungebremst in die Welt geblasen werden, und dann ungehemmt anfing zu weinen. Mit einem Hungerstreik hat er seine Glaubwürdigkeit dann noch bestärkt und gleich andere mitgezogen. Auch in New York beim kommenden Klimagipfel wird er als philippinischer Delegierter wieder dabei sein. Zurzeit ist er in der Arktis unterwegs, in der Nähe von Spitzbergen. Hier hat er sich selbst vom Zustand der Arktis überzeugen wollen. Ich konnte ihn bei einem kurzen Stopp an Land über Handy erreichen und habe ihn gefragt, was ihm in der Arktis am meisten aufgefallen ist und ihn beeindruckt hat.
    Yeb Sano: Am beeindruckendsten bei dieser ersten Reise, die ich in das Nordpolarmeer unternahm, war folgendes: Die Arktis ist ein atemberaubend schöner Ort. Aber mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie der Umfang des Packeises über die Jahre hinweg abgenommen hat. Die Gletscher brechen ab. Wir haben das gesehen in der Gegend um den 79. Grad nördlicher Breite und darüber hinausfahrend. Drei gewaltige Gletscher in der Nähe von Spitzbergen haben wir beobachtet.
    "Die Eisfläche nimmt beständig ab"
    Mense: Was ist mit den Gletschern passiert?
    Sano: Die Eisabdeckung nimmt ab. Wir sehen, wie die Gletscher kalben, also zerbrechen. Eine einzige Reise kann natürlich nicht vollen Aufschluss geben. Ich verlasse mich auch auf das, was die Fachleute und Naturwissenschaftler uns sagen. Aber ich habe eindeutig gesehen, dass die Eisfläche beständig abnimmt.
    Mense: Sie haben also spezifische Spuren gefunden, die zeigen, wie sehr das Verbrennen fossiler Energien für den Klimawandel verantwortlich ist. Glauben Sie, dass wir den Prozess noch stoppen können, und wenn ja, wie?
    Sano: Ja. Ich glaube, es besteht Hoffnung für uns als Menschheitsfamilie, als eine Erdgemeinschaft, damit wir diese Krise noch abwenden. Es besteht jetzt ein schmales Fenster der Hoffnung. Nötig ist hier ein wirklich umfassender Wandel, ein Schub hin zur Zukunft mit sauberer Energie. Wir brauchen auch einen Umbau der Weltwirtschaft, vergleichbar im Umfang mit der ersten industriellen Revolution. Es ist eine massive Kraftanstrengung erforderlich. Aber ich glaube, das Ganze kann gelingen.
    Mense: Sind dies Ihre konkreten Forderungen für den Klimagipfel in New York?
    Sano: Ja. Dieser Gipfel hat ein großes Potenzial, um diese Schubkraft zu entfalten, damit Regierungen aus aller Welt nach vorne treten und klare, eindeutige und präzise Pläne und Taten vorlegen, um auf den Wandel des Klimas einzugehen. Was wir von dem New Yorker Gipfel erwarten ist, dass die politisch tonangebenden Kräfte aus aller Welt zusammentreten und wirklich klare Zeichen dafür geben, dass sie diesem eindeutigen wissenschaftlichen und moralischen Gebot gewachsen sind.
    "Hoffnung, dass etwas Konkretes herauskommt"
    Mense: Gibt es denn Hinweise darauf, dass Sie von diesem Treffen mehr erwarten können als von früheren?
    Sano: Ja. Vielleicht zum ersten Mal treten die Länder aus aller Welt zusammen, um aus wahrhaft globaler Sichtweise das Problem des Klimawandels zu lösen. Das verleiht uns wirklich die Hoffnung, dass hier etwas Konkretes herauskommt. Darüber hinaus stimmt uns zuversichtlich, dass dieser Gipfel ja kurz vor dem Schwellenjahr 2015 stattfindet. Wir sehen auch, dass sehr viele Länder bereit sind, konkrete finanzielle Zusagen auf den Tisch zu legen. Wir geben uns also wirklich der Hoffnung hin, dass aus diesem Gipfel konkrete Schritte hervortreten, die dann auch das Vertrauen in den gesamten Prozess aufbauen.
    Mense: Soweit Yeb Sano, philippinischer Delegierter beim Klimagipfel, der im Augenblick in der Arktis den Folgen des Klimawandels auf der Spur ist.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.