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Klimagipfel in Paris
Nationale Klimapläne müssen jetzt umgesetzt werden

Ein Faktor für den Erfolg: Die "Koalition für hohe Ambitionen", geschmiedet von der Europäischen Union mit besonders vom Klimawandel betroffenen Entwicklungsländern. Sie machte Druck für das Ziel, die Erderwärmung auf eineinhalb anstatt nur auf zwei Grad zu begrenzen. Dieser Koalition traten dann auch die USA und später Brasilien bei. Länder, die bisher eher als Bremser galten.

Vom Georg Ehring |
    Menschen sehen sich den Globus bei der Klimakonferenz in Paris an.
    Brasilien gehörte eigentlich zu einem Bündnis mit Schwellenländern wie China, Indien und Südafrika. Diese Länder galten eher als Bremser, sie wehrten sich gegen zusätzliche Verpflichtungen zum Ausstieg aus der Kohle. (afp/miguel medina)
    "Ich schaue in den Saal. Ich sehe, dass die Reaktion positiv ist – es gibt keinen Einspruch. Der Klimavertrag von Paris ist beschlossen."
    Am Schluss hatte Laurent Fabius es ziemlich eilig. Er eröffnete die Sitzung und es dauerte nicht einmal zwei Minuten, bis zum Ergebnis: Tosender Beifall im Saal - zwei Wochen mit angestrengten Nachtsitzungen und mit komplizierter Suche nach einem Kompromiss waren erfolgreich abgeschlossen. In den vergangenen Jahren schien die Klimadiplomatie kaum Fortschritte zu machen. Doch der Klimagipfel in Paris hat geliefert, nach vielen durchwachten Nächten. Lutz Weischer, Klimaaktivist bei der Umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation Germanwatch, fühlt sich trotz vieler Nachtsitzungen am letzten Gipfeltag gut:
    "Ausgeschlafen seit zwei Wochen nicht mehr, aber heute hat es ja etwas verzögert angefangen, deswegen konnte ich ein bisschen länger schlafen als ich eigentlich erwartet hatte, das hat mir auf jeden Fall gutgetan."
    Innerhalb von zwei Wochen gelang in Paris, was vier Jahre vorher kaum voranzugehen schien - und in der ersten Gipfelwoche bewegte sich auch nicht viel. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks musste sich mit kleinen Erfolgsmeldungen begnügen und selbst die waren manchmal erklärungsbedürftig. Etwa wenn sie betonte, dass die Verhandlungsführung durch Frankreichs Außenminister Laurent Fabius allgemein gelobt wurde.
    "Jetzt denken Sie vielleicht: Naja, was soll denn das schon bedeuten? Aber das ist insofern wichtig, als sich jetzt anschließend niemand mehr darauf zurückziehen kann, wenn denn was nicht so laufen würde, das läge an der schlechten Verhandlungsführung."
    Auch kleinere Länder nicht ausgeschlossen
    Einer der Schlüssel für den Erfolg ist die Transparenz: In den Tag- und Nachtsitzungen gab es immer wieder Informationen für alle Beteiligten - die Befürchtung gerade kleinerer Länder, von den wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen zu werden, bestätigte sich nicht. Und, so Lutz Weischer: Der Vertragstext berücksichtigt die Interessen aller Seiten..
    "Es ist denen gelungen, Textvorschläge zu entwickeln, wo wirklich alle Vertragsparteien auch Teile ihrer Positionen drin wiederfinden können, dass nicht der Eindruck entsteht, hier wird was auf den Tisch gelegt, was sozusagen klar von einer Seite stärker bestimmt wurde als von einer anderen."
    Der Ehrgeiz muss noch gesteigert werden
    Ein weiterer Faktor für den Erfolg: Die "Koalition für hohe Ambitionen", geschmiedet von der Europäischen Union mit besonders vom Klimawandel betroffenen Entwicklungsländern. Sie machte Druck für das Ziel, die Erderwärmung auf eineinhalb anstatt nur auf zwei Grad zu begrenzen. Dieser Koalition traten dann auch die USA und später Brasilien bei – die Brasilianer gehörten eigentlich zu einem Bündnis mit Schwellenländern wie China, Indien und Südafrika. Diese Länder galten eher als Bremser, sie wehrten sich gegen zusätzliche Verpflichtungen zum Ausstieg aus der Kohle, denn dies könnte ihre Wirtschaftsentwicklung bremsen. Barbara Hendricks:
    "Die Klimakonferenzen waren ja immer dann erfolgreich, wenn die EU sich mit den armen und auch mit den verwundbaren Staaten zusammengetan hat. Auch das ist die Position, die wir innerhalb der EU vertreten und die die EU als solche auch vertritt."
    Der Vertrag von Paris gibt der Staatengemeinschaft jetzt vor allem Hausaufgaben mit auf den Weg. Die nationalen Klimapläne müssen erst einmal umgesetzt werden. Und das ist nur der erste Schritt, sagt Pascal van Ypersele, Klimawissenschaftler aus Belgien und bis vor Kurzem stellvertretender Chef des Weltklimarats IPCC:
    "Die Pläne müssen später angepasst werden und der Ehrgeiz muss künftig noch gesteigert werden. Es ist also eine gute Nachricht – aber gleichzeitig ist all dies noch lange nicht genug, um das Klima wirklich für künftige Generationen zu schützen. Es muss noch viel mehr getan werden."