"Wenn die Politik so weiter macht wie bisher, dann werden die Temperaturen um sechs Grad Celsius steigen und das hat, wie wir alle wissen, katastrophale Folgen. Die Führer der Welt haben in Kopenhagen und dann wieder in Cancun beschlossen, dass wir den Anstieg auf zwei Grad Celsius begrenzen müssen. Die Vereinten Nationen betonen immer wieder, wie wichtig das ist und viele Länder sagen sogar, zwei Grad könnten schon zu viel sein."
Eigentlich ist es die Aufgabe der Internationalen Energieagentur, die Versorgung der Menschen mit preiswerter und verlässlich fließender Energie zu sichern. Doch der Auftritt ihres Chefvolkswirts Fatih Birol bei der Präsentation des neuesten World Energy Outlook, des jährlichen Berichts über die Lage auf den Energiemärkten, machte vor allem wegen einer Nebenwirkung der Energieversorgung Schlagzeilen: Drastischer als je zuvor warnte die Agentur vor dem Klimawandel, verursacht hauptsächlich durch die Energiegewinnung aus Kohle, Öl und Gas.
"Ein Kraftwerk hat eine Lebensdauer von 60 Jahren. Schon die bestehenden Kraftwerke und Fabriken stoßen Kohlendioxid aus. Und jetzt haben wir herausgefunden: Schon mit der bestehenden Infrastruktur werden rund 80 Prozent der Emissionen verursacht, die wir uns noch leisten können. Und wenn wir unsere Investitionsstrategie in der Energieversorgung nicht wesentlich ändern, werden bis zum Jahr 2015 etwa 90 Prozent der Emissionen verplant sein. Und wenn es bis 2017 keine große Welle neuer Investitionen in eine saubere Entwicklung gibt, dann wird die Tür zum Erreichen des Zwei-Grad-Ziels geschlossen sein."
Nur eine drastische und weltweit sofort einsetzende Energiewende könnte das Klima noch retten, so die Diagnose des Chefvolkswirts der Internationalen Energieagentur. Schon in diesem Jahrzehnt müsse die Welt aufhören, das Klima durch den Bau von weiteren Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen zu belasten. Denn allein die dann bestehenden Kraftwerke werden in ihrer Laufzeit von bis zu 60 Jahren so viel Kohlendioxid ausstoßen, dass sich die Erdatmosphäre im Schnitt um rund zwei Grad erwärmt. Zu dieser Obergrenze hatte sich die internationale Staatengemeinschaft beim Klimagipfel im mexikanischen Cancun bekannt - und Wissenschaftler halten eine noch stärkere Erwärmung für unkontrollierbar. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
"Wenn man mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln unter der Zwei-Grad-Marke bleiben will, können wir bis 2050 insgesamt noch etwa 750 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausstoßen, und wenn man sich die Zahlen anschaut, wenn wir auf dem heutigen Level allein weitermachen, haben wir das schon in 20 Jahren, und daran sieht man, dass wir sehr schnell auf die Bremse treten müssen, wenn wir dieses Ziel noch einhalten wollen."
Am Montag beginnt in Durban in Südafrika der nächste Klimagipfel. Doch das Ergebnis wird voraussichtlich in krassem Widerspruch zum Zwei-Grad-Ziel stehen: Es sieht nicht so aus, als ob er die geforderte Wende zu weltweitem Klimaschutz bringen wird. Dabei werden siebentausend Delegierte aus 194 Staaten zwei Wochen lang in einer Weltregion verhandeln, die schon heute den Klimawandel zu spüren bekommt:
"Südafrika ist ein sehr trockenes Land, und bei uns regnet es nur halb so viel wie im globalen Durchschnitt. Wir haben nur 500 Millimeter Regen pro Jahr, die Wissenschaftler sagen voraus, dass wir mit dem Klimawandel noch weniger Regen bekommen. Es wird dadurch schwieriger, unsere Bevölkerung zu ernähren."
Der Klimawandel ist für viele Menschen im südlichen Afrika eine Überlebensfrage, meint Craig Morrison, evangelischer Pfarrer und Klimaaktivist aus Johannesburg. Doch die Industrieländer werden wohl ohne die erforderlichen Zusagen nach Durban reisen - ebenso wie die großen Schwellenländer, die heute ebenfalls gewaltige Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre blasen. Die Erwartungen an die Konferenz von Durban sind eher niedrig - kein Vergleich mit dem spektakulär gescheiterten Klimagipfel in Kopenhagen vor zwei Jahren. In der entscheidenden Frage, der Begrenzung der Treibhausgasemissionen gibt es seitdem kaum Fortschritte. Karsten Sach führt für das Bundesumweltministerium die Verhandlungen:
"Die Ausgangslage für Durban: Es besteht eine Einigkeit in der Staatengemeinschaft, dass gehandelt werden muss. Es besteht aber Streit darüber, wer wie viel handeln muss."
Verbindliche Pflichten zum Klimaschutz haben bisher nur die Industriestaaten übernommen. Im Jahr 1997 sagten sie im Kyoto-Protokoll zu, die Emission von Treibhausgasen bis zum Jahr 2012 um fünf Prozent zu reduzieren - fünf Prozent weniger - bezogen auf das Basisjahr 1990. Ein Ziel, dass sie voraussichtlich auch einhalten werden. Am weltweiten Trend hat das aber nichts geändert: Der CO2-Ausstoß steigt immer schneller - heute liegt er um rund 40 Prozent höher als Anfang der 90er-Jahre. Nach einem leichten Rückgang im Wirtschaftskrisenjahr 2009 gab es auch im vergangenen Jahr wieder einen Anstieg im Rekordtempo - plus sechs Prozent und damit noch mehr als in dem Szenario, das der Weltklimarat IPCC als besonders pessimistische Entwicklung durchgerechnet hat. Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung:
"Die Klimawissenschaftler von vor zehn Jahren waren also nicht zu pessimistisch, zu sehr Katastrophenapostel, sondern eigentlich waren sie zu optimistisch in ihren Szenarien. Die CO2-Emissionen steigen einfach schneller an als damals in den schlimmsten Szenarien angenommen wurde, und das liegt vor allem daran, dass dieses enorme Wirtschaftswachstum Chinas damals nicht in den Rechnungen ausreichend drin war."
China stößt inzwischen weitaus mehr Kohlendioxid aus als jeder andere Staat der Erde. Nicht nur wegen der gewaltigen Zahl der Menschen, die dort leben. Die Industrialisierung sorgt für einen rasend schnellen Wandel ihrer Lebensverhältnisse. Das Land braucht verzweifelt Energie und setzt unter anderem auf seine großen Kohlevorräte. Ähnlich schnell verläuft der Anstieg der Emissionen in anderen großen Schwellenländern. Indien steht hier inzwischen an zweiter Stelle - auch wenn die Mengen pro Kopf noch niedrig sind. Die USA sind der zweitgrößte Emittent - and auch sie haben ihren Ausstoß deutlich gesteigert. China, die USA und Indien als die Nummer drei kommen heute zusammen auf mehr als die Hälfte der weltweiten Emissionen, und sie haben eines gemeinsam: Sie haben im Kyoto-Protokoll keine Reduktionspflichten übernommen - und sie sorgen dafür, dass die Emissionen in den nächsten Jahren sogar noch weiter wachsen werden. Bis zu einer Wende wird noch einige Zeit vergehen, erwartet Christiana Figueres, die Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats.
"Die Regierungen haben für die Entscheidung über das Kyoto-Protokoll die letzten technischen Fragen gelöst. Jetzt fehlt noch eine umfassende Entscheidung, die auf politischer und nicht auf technischer Ebene fallen muss. Durban muss die Entscheidung über die Zukunft des Kyoto-Protokolls und eine zweite Verpflichtungsperiode bringen."
Dabei wäre ein "Kyoto zwei" allerdings allenfalls eine Teillösung. Auf die hierin zu Treibhausgasreduktionen verpflichteten Industrieländer entfällt nur noch ein Drittel der weltweiten Emissionen. Die USA sind nicht dabei, die Schwellenländer auch nicht. Klimaschützer setzen trotzdem auf eine Fortsetzung des ersten rechtlich verbindlichen Klimaschutzabkommens weltweit. Christoph Bals von der umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation Germanwatch.
"Wir hatten vor dem Kyoto-Protokoll die internationale Klima-Rahmenkonvention, auch dort haben sich die Industrieländer zu Zielen verpflichtet. Die sind, weil es dort keine rechtlich verbindlichen Ziele gegeben hat, gnadenlos verfehlt worden, diese Ziele. In Kyoto haben sich die Industriestaaten das Ziel gesetzt, um fünf Prozent im Durchschnitt ihre Emissionen zu verringern. Und dieses Ziel ist erreicht worden, obwohl ein einzelnes Land sein Ziel nicht erreicht, das ist Kanada."
Ohne eine Verlängerung des Kyoto-Protokolls gibt es kein neues weltweites Klimaabkommen - diese Position vertritt auch der Block der Entwicklungsländer, genauso wie die großen Schwellenländer. Wenn der Gipfel in Durban ein "Kyoto zwei" beschließt, dann ohne Beteiligung der großen Schwellenländer und der USA und wohl auch ohne Japan, Kanada und Russland. Der deutsche Chefunterhändler Karsten Sach:
"Wir wollen als EU die Instrumente des Kyoto-Protokolls sichern. Sie wissen, wir haben als EU das Kyoto-Protokoll bereits umgesetzt. Aber das Kyoto-Protokoll alleine ist nicht die Lösung des Problems. Weil, wenn die Staaten, die sagen, sie sind weiter bereit unter dem Kyoto-Protokoll tätig zu werden, dies tun, dann erreichen wir 16 Prozent der Weltemissionen. Das reicht nicht aus, um die Zwei-Grad-Obergrenze einzuhalten."
Neben der Europäischen Union würden zu einem "Kyoto zwei" noch Länder wie Australien, Norwegen und die Schweiz gehören. Doch die Industriestaaten, die zu einer Verlängerung bereit sind, stellen Bedingungen. Vor allem müssen auch die großen Emittenten, die bei Kyoto nicht dabei sind, Pflichten übernehmen. EU-Unterhändler Artur Runge-Metzger:
"Eine zweite Verpflichtungsperiode muss Teil eines umfassenden Abkommens sein, das alle großen Volkswirtschaften einschließt. Nur dann kann man die Emissionen in größerem Umfang senken."
Doch die Bereitschaft der anderen großen Emittenten, mehr als unverbindliche Versprechungen abzugeben, ist bisher gering. Die USA wollen sich auch in Durban gegen ein verbindliches Nachfolgeabkommen wehren, bekräftigte US-Unterhändler John Pershing bei einer Vorbereitungskonferenz in Panama:
"Einige haben gesagt, dass sie nur dann zu einer zweiten Verpflichtungsperiode bereit sind, wenn alle großen Volkswirtschaften einschließlich der Vereinigten Staaten Teil eines rechtlich bindenden Abkommens sind. Wir glauben nicht, dass Durban überhaupt ein Mandat für ein bindendes Abkommen haben soll."
Allerdings spielen die USA derzeit im Klimaschutz nur eine Außenseiterrolle: Die Regierung Obama hat ihre Gesetzgebung im Kongress nicht durchsetzen können, und sie kann nur versuchen, auf dem Verordnungswege den CO2-Ausstoß zu verringern. Ein neues weltweites Klimaabkommen hätte in den USA momentan keine Realisierungschance. Das ist fatal - denn unter Berufung auf die Untätigkeit der USA halten sich auch die großen Schwellenländer mit Zusagen zurück. Das gilt auch für China als dem größten Emittenten von Treibhausgasen. Das Land hat zwar zugesagt, den CO2-Ausstoß der Wirtschaft pro Einheit des Bruttoinlandsprodukts bis 2020 um 40 bis 45 Prozent zu senken - wegen des rapiden Wirtschaftswachstums werden die gesamten Emissionen trotzdem weiter steigen. Eine internationale Kontrolle der Einhaltung seiner Zusagen lehnt China zudem ab. Dabei hat Peking im Inland bereits eine Energiewende eingeleitet. Christoph Bals.
"Gleichzeitig sind die Investitionen in erneuerbare Energien explodiert. China ist dabei inzwischen Weltmacht Nummer eins, und auch im Bereich der Energieeffizienz macht China sehr große Anstrengungen und hat zum Beispiel im letzten Jahr, als verschiedene Landesteile, Regionen ihr Reduktionsziel nicht erreicht haben, denen einfach für halbe Tage den Strom abgeschaltet und gesagt: Ihr müsst euer Energieeffizienzziel, wenn ihr es nicht anders erreicht, bekommt ihr notfalls den Strom ausgeschaltet, um es zu erreichen, also ausgesprochen radikal dabei mit vorgegangen."
Bis 2015 will China auch mit deutscher Hilfe ein Emissionshandelssystem aufbauen. Auf den Märkten für Windräder und Solaranlagen ist das Land inzwischen weltweit führend. In Durban könnte die Europäische Union für Bewegung sorgen - mit einer Erhöhung ihres Reduktionsziels auf 30 Prozent. Doch im Klimapoker will niemand seine Karten zu schnell auf den Tisch legen - und die EU hat bereits bei den vergangenen Gipfeln vergeblich auf vergleichbare Zusagen anderer Staaten gewartet. Eine Erhöhung des Reduktionsziels ist zudem auch intern umstritten. Mehrere Mitgliedsländer sind dagegen, zum Beispiel Polen, das derzeit auch die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Die Bundesregierung ist hingegen für eine Erhöhung. Karsten Sach:
"Wir sind der Überzeugung, dass wir steigern müssen. Wir sind der Überzeugung, dass der Umbau der Energiesysteme hin zu nachhaltigen Systemen ein Weg aus der Krise sein kann, weil es nachhaltiges Wachstum generiert. Wir müssen allerdings zur Kenntnis nehmen, dass es in Europa noch nicht jeder so sieht, und wir kämpfen für Mehrheiten, das Ziel anzuheben. Das wird sicherlich mehr Zeit brauchen als bis Durban."
Widerstand gegen eine Vorreiterrolle Europas im Klimaschutz kommt vor allem aus der Wirtschaft - da ist auch Deutschland keine Ausnahme. Vor allem energieintensive Branchen fürchten die Verlegung von Arbeitsplätzen in Länder mit weniger strengen Standards. Gunnar Still, Leiter der Umweltabteilung bei Thyssen Krupp Steel.
"Ohne irgendwelche Gegenleistungen freiwillig auf minus 30 Prozent zu gehen, halten wir nicht für sinnvoll, weil es uns derbe mehr belasten würde und wir damit im internationalen Wettbewerb sehr schlecht dastünden. Besonders Stahl ist ja nun ein Material, das weltweit gehandelt wird, und da stehen wir ganz scharf im internationalen Wettbewerb, und diese Mehrkosten könnten wir international einfach nicht verkraften, und letztlich kommt es dann zum Carbon leakage, was Sie sicherlich schon gehört haben, das heißt also, die Stahlproduktion würde ins Ausland verlagert, ins außereuropäische Ausland, und dann haben wir für CO2 und für die Umwelt nichts gekonnt, weil die Standards im Regelfall in den anderen Ländern niedriger sind als bei uns in Deutschland oder in der EU."
Beim Prinzip, eine Erhöhung ihres Klimaschutzziels von Zusagen anderer Staaten abhängig zu machen, dürfte die EU auch in Durban bleiben. Aber bestimmte Ergebnisse könnte es trotzdem geben - vor allem wenn es um eine Entschädigung und Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Bewältigung des Klimawandels geht. Craig Morrison, Klimaschützer aus Südafrika:
"Wir sagen, dass wir einen grünen Fonds unter der Regie der Vereinten Nationen brauchen. Er sollte Entwicklungsländer und die Länder im Süden, die im Klimawandel besondere Risiken tragen müssen, in die Lage versetzt werden, eine Linderungs- und Anpassungsstrategie zu schaffen. Die entwickelten Länder müssen dafür bezahlen."
Die Staatengemeinschaft hat dies auch zugesagt: Der vergangene Klimagipfel brachte die Einigung auf einen "Green Climate Fund", für den bis 2020 jährlich rund 100 Milliarden US-Dollar aufgebracht werden sollen. Optimisten erhoffen sich beim Klimagipfel ein Gesamtpaket, das neben der Entscheidung über das Kyoto-Protokoll und den Klimafonds auch Beschlüsse zum Technologietransfer in Entwicklungsländer und zum Schutz der Tropenwälder enthält. Bei den Treibhausgasemissionen wäre es hingegen schon ein Erfolg, wenn es eine Art Fahrplan gäbe, um bis Mitte des Jahrzehnts ein neues Abkommen zu schließen. Ein solcher Plan ist allerdings schon einmal gescheitert. Dieses Mal gehe es vor allem darum, der größeren Bedeutung der Schwellenländer Rechnung zu tragen, sagt Christoph Bals von Germanwatch:
"Es geht jetzt da drum, dass man einen Prozess organisiert, der diesem Bedeutungswandel gerecht wird, dass man also den ganzen Klimaprozess auf neue Schienen setzt, dem neuen Gewicht der Schwellenländer Rechnung trägt, der historischen Verantwortung und dem nach wie vor großen Gewicht auch emissionsmäßig der Industrieländer Rechnung trägt, um dann bis 2015 ein internationales Klimaabkommen hinzubekommen, das diesen neuen Realitäten wirklich Rechnung trägt."
Hoffnung macht ihm dabei ausgerechnet China, das sich bisher gegen alle internationalen Kontrollen sperrt.
"Ich seh' aber ne große Chance, dass China in den nächsten ein bis drei Jahren diese Positionen verändern wird, weil China der große Gewinner von einem internationalen Abkommen sein würde, schon aus ökonomischen Gründen. Erstens, weil China massiv gefährdet ist durch den Klimawandel, unter anderem durch die Gletscherschmelze im Himalaja, durch die Wackeligkeit und Bedrohtheit des Monsun-Regimes im asiatischen Raum, wodurch die Wasserversorgung in China sichergestellt wird und drittens durch den Meeresspiegelanstieg."
Je länger die Weltgemeinschaft zögert, desto stärker müssten die Emissionen hinterher gesenkt werden. Seit fast 20 Jahren, seit dem Erdgipfel von Rio de Janeiro im Jahr 1992, verhandelt die Weltgemeinschaft über den Klimaschutz, doch nun glauben Wissenschaftler, das Zeitfenster, in dem die Klimawende noch zu schaffen wäre, sei nahezu geschlossen. Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sagt, seit etwa 100 Jahren wisse man, dass das Treibhausgas CO2 zur Erwärmung führt. Und auch die Dringlichkeit des Problems sei schon lange bekannt.
"Spätestens seit den 70er-Jahren ist Wissenschaftlern und wissenschaftsnahen Politikern klar gewesen, dass der Klimawandel ein sehr ernstes Thema ist, das kommt. Spätestens seit den 90er-Jahren haben wir wissenschaftliche Konfidenz und spätestens seit dem dritten Sachstandsbericht des IPCC aus dem Jahre 2001 ist die Position, dass da große Unsicherheiten bestünden, eigentlich nicht mehr haltbar. Seitdem geht es ums Handeln."
Mehr zum Thema im dradio.de-Sammelportal zum Klimagipfel Durban 2011
Eigentlich ist es die Aufgabe der Internationalen Energieagentur, die Versorgung der Menschen mit preiswerter und verlässlich fließender Energie zu sichern. Doch der Auftritt ihres Chefvolkswirts Fatih Birol bei der Präsentation des neuesten World Energy Outlook, des jährlichen Berichts über die Lage auf den Energiemärkten, machte vor allem wegen einer Nebenwirkung der Energieversorgung Schlagzeilen: Drastischer als je zuvor warnte die Agentur vor dem Klimawandel, verursacht hauptsächlich durch die Energiegewinnung aus Kohle, Öl und Gas.
"Ein Kraftwerk hat eine Lebensdauer von 60 Jahren. Schon die bestehenden Kraftwerke und Fabriken stoßen Kohlendioxid aus. Und jetzt haben wir herausgefunden: Schon mit der bestehenden Infrastruktur werden rund 80 Prozent der Emissionen verursacht, die wir uns noch leisten können. Und wenn wir unsere Investitionsstrategie in der Energieversorgung nicht wesentlich ändern, werden bis zum Jahr 2015 etwa 90 Prozent der Emissionen verplant sein. Und wenn es bis 2017 keine große Welle neuer Investitionen in eine saubere Entwicklung gibt, dann wird die Tür zum Erreichen des Zwei-Grad-Ziels geschlossen sein."
Nur eine drastische und weltweit sofort einsetzende Energiewende könnte das Klima noch retten, so die Diagnose des Chefvolkswirts der Internationalen Energieagentur. Schon in diesem Jahrzehnt müsse die Welt aufhören, das Klima durch den Bau von weiteren Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen zu belasten. Denn allein die dann bestehenden Kraftwerke werden in ihrer Laufzeit von bis zu 60 Jahren so viel Kohlendioxid ausstoßen, dass sich die Erdatmosphäre im Schnitt um rund zwei Grad erwärmt. Zu dieser Obergrenze hatte sich die internationale Staatengemeinschaft beim Klimagipfel im mexikanischen Cancun bekannt - und Wissenschaftler halten eine noch stärkere Erwärmung für unkontrollierbar. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
"Wenn man mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln unter der Zwei-Grad-Marke bleiben will, können wir bis 2050 insgesamt noch etwa 750 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausstoßen, und wenn man sich die Zahlen anschaut, wenn wir auf dem heutigen Level allein weitermachen, haben wir das schon in 20 Jahren, und daran sieht man, dass wir sehr schnell auf die Bremse treten müssen, wenn wir dieses Ziel noch einhalten wollen."
Am Montag beginnt in Durban in Südafrika der nächste Klimagipfel. Doch das Ergebnis wird voraussichtlich in krassem Widerspruch zum Zwei-Grad-Ziel stehen: Es sieht nicht so aus, als ob er die geforderte Wende zu weltweitem Klimaschutz bringen wird. Dabei werden siebentausend Delegierte aus 194 Staaten zwei Wochen lang in einer Weltregion verhandeln, die schon heute den Klimawandel zu spüren bekommt:
"Südafrika ist ein sehr trockenes Land, und bei uns regnet es nur halb so viel wie im globalen Durchschnitt. Wir haben nur 500 Millimeter Regen pro Jahr, die Wissenschaftler sagen voraus, dass wir mit dem Klimawandel noch weniger Regen bekommen. Es wird dadurch schwieriger, unsere Bevölkerung zu ernähren."
Der Klimawandel ist für viele Menschen im südlichen Afrika eine Überlebensfrage, meint Craig Morrison, evangelischer Pfarrer und Klimaaktivist aus Johannesburg. Doch die Industrieländer werden wohl ohne die erforderlichen Zusagen nach Durban reisen - ebenso wie die großen Schwellenländer, die heute ebenfalls gewaltige Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre blasen. Die Erwartungen an die Konferenz von Durban sind eher niedrig - kein Vergleich mit dem spektakulär gescheiterten Klimagipfel in Kopenhagen vor zwei Jahren. In der entscheidenden Frage, der Begrenzung der Treibhausgasemissionen gibt es seitdem kaum Fortschritte. Karsten Sach führt für das Bundesumweltministerium die Verhandlungen:
"Die Ausgangslage für Durban: Es besteht eine Einigkeit in der Staatengemeinschaft, dass gehandelt werden muss. Es besteht aber Streit darüber, wer wie viel handeln muss."
Verbindliche Pflichten zum Klimaschutz haben bisher nur die Industriestaaten übernommen. Im Jahr 1997 sagten sie im Kyoto-Protokoll zu, die Emission von Treibhausgasen bis zum Jahr 2012 um fünf Prozent zu reduzieren - fünf Prozent weniger - bezogen auf das Basisjahr 1990. Ein Ziel, dass sie voraussichtlich auch einhalten werden. Am weltweiten Trend hat das aber nichts geändert: Der CO2-Ausstoß steigt immer schneller - heute liegt er um rund 40 Prozent höher als Anfang der 90er-Jahre. Nach einem leichten Rückgang im Wirtschaftskrisenjahr 2009 gab es auch im vergangenen Jahr wieder einen Anstieg im Rekordtempo - plus sechs Prozent und damit noch mehr als in dem Szenario, das der Weltklimarat IPCC als besonders pessimistische Entwicklung durchgerechnet hat. Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung:
"Die Klimawissenschaftler von vor zehn Jahren waren also nicht zu pessimistisch, zu sehr Katastrophenapostel, sondern eigentlich waren sie zu optimistisch in ihren Szenarien. Die CO2-Emissionen steigen einfach schneller an als damals in den schlimmsten Szenarien angenommen wurde, und das liegt vor allem daran, dass dieses enorme Wirtschaftswachstum Chinas damals nicht in den Rechnungen ausreichend drin war."
China stößt inzwischen weitaus mehr Kohlendioxid aus als jeder andere Staat der Erde. Nicht nur wegen der gewaltigen Zahl der Menschen, die dort leben. Die Industrialisierung sorgt für einen rasend schnellen Wandel ihrer Lebensverhältnisse. Das Land braucht verzweifelt Energie und setzt unter anderem auf seine großen Kohlevorräte. Ähnlich schnell verläuft der Anstieg der Emissionen in anderen großen Schwellenländern. Indien steht hier inzwischen an zweiter Stelle - auch wenn die Mengen pro Kopf noch niedrig sind. Die USA sind der zweitgrößte Emittent - and auch sie haben ihren Ausstoß deutlich gesteigert. China, die USA und Indien als die Nummer drei kommen heute zusammen auf mehr als die Hälfte der weltweiten Emissionen, und sie haben eines gemeinsam: Sie haben im Kyoto-Protokoll keine Reduktionspflichten übernommen - und sie sorgen dafür, dass die Emissionen in den nächsten Jahren sogar noch weiter wachsen werden. Bis zu einer Wende wird noch einige Zeit vergehen, erwartet Christiana Figueres, die Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats.
"Die Regierungen haben für die Entscheidung über das Kyoto-Protokoll die letzten technischen Fragen gelöst. Jetzt fehlt noch eine umfassende Entscheidung, die auf politischer und nicht auf technischer Ebene fallen muss. Durban muss die Entscheidung über die Zukunft des Kyoto-Protokolls und eine zweite Verpflichtungsperiode bringen."
Dabei wäre ein "Kyoto zwei" allerdings allenfalls eine Teillösung. Auf die hierin zu Treibhausgasreduktionen verpflichteten Industrieländer entfällt nur noch ein Drittel der weltweiten Emissionen. Die USA sind nicht dabei, die Schwellenländer auch nicht. Klimaschützer setzen trotzdem auf eine Fortsetzung des ersten rechtlich verbindlichen Klimaschutzabkommens weltweit. Christoph Bals von der umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation Germanwatch.
"Wir hatten vor dem Kyoto-Protokoll die internationale Klima-Rahmenkonvention, auch dort haben sich die Industrieländer zu Zielen verpflichtet. Die sind, weil es dort keine rechtlich verbindlichen Ziele gegeben hat, gnadenlos verfehlt worden, diese Ziele. In Kyoto haben sich die Industriestaaten das Ziel gesetzt, um fünf Prozent im Durchschnitt ihre Emissionen zu verringern. Und dieses Ziel ist erreicht worden, obwohl ein einzelnes Land sein Ziel nicht erreicht, das ist Kanada."
Ohne eine Verlängerung des Kyoto-Protokolls gibt es kein neues weltweites Klimaabkommen - diese Position vertritt auch der Block der Entwicklungsländer, genauso wie die großen Schwellenländer. Wenn der Gipfel in Durban ein "Kyoto zwei" beschließt, dann ohne Beteiligung der großen Schwellenländer und der USA und wohl auch ohne Japan, Kanada und Russland. Der deutsche Chefunterhändler Karsten Sach:
"Wir wollen als EU die Instrumente des Kyoto-Protokolls sichern. Sie wissen, wir haben als EU das Kyoto-Protokoll bereits umgesetzt. Aber das Kyoto-Protokoll alleine ist nicht die Lösung des Problems. Weil, wenn die Staaten, die sagen, sie sind weiter bereit unter dem Kyoto-Protokoll tätig zu werden, dies tun, dann erreichen wir 16 Prozent der Weltemissionen. Das reicht nicht aus, um die Zwei-Grad-Obergrenze einzuhalten."
Neben der Europäischen Union würden zu einem "Kyoto zwei" noch Länder wie Australien, Norwegen und die Schweiz gehören. Doch die Industriestaaten, die zu einer Verlängerung bereit sind, stellen Bedingungen. Vor allem müssen auch die großen Emittenten, die bei Kyoto nicht dabei sind, Pflichten übernehmen. EU-Unterhändler Artur Runge-Metzger:
"Eine zweite Verpflichtungsperiode muss Teil eines umfassenden Abkommens sein, das alle großen Volkswirtschaften einschließt. Nur dann kann man die Emissionen in größerem Umfang senken."
Doch die Bereitschaft der anderen großen Emittenten, mehr als unverbindliche Versprechungen abzugeben, ist bisher gering. Die USA wollen sich auch in Durban gegen ein verbindliches Nachfolgeabkommen wehren, bekräftigte US-Unterhändler John Pershing bei einer Vorbereitungskonferenz in Panama:
"Einige haben gesagt, dass sie nur dann zu einer zweiten Verpflichtungsperiode bereit sind, wenn alle großen Volkswirtschaften einschließlich der Vereinigten Staaten Teil eines rechtlich bindenden Abkommens sind. Wir glauben nicht, dass Durban überhaupt ein Mandat für ein bindendes Abkommen haben soll."
Allerdings spielen die USA derzeit im Klimaschutz nur eine Außenseiterrolle: Die Regierung Obama hat ihre Gesetzgebung im Kongress nicht durchsetzen können, und sie kann nur versuchen, auf dem Verordnungswege den CO2-Ausstoß zu verringern. Ein neues weltweites Klimaabkommen hätte in den USA momentan keine Realisierungschance. Das ist fatal - denn unter Berufung auf die Untätigkeit der USA halten sich auch die großen Schwellenländer mit Zusagen zurück. Das gilt auch für China als dem größten Emittenten von Treibhausgasen. Das Land hat zwar zugesagt, den CO2-Ausstoß der Wirtschaft pro Einheit des Bruttoinlandsprodukts bis 2020 um 40 bis 45 Prozent zu senken - wegen des rapiden Wirtschaftswachstums werden die gesamten Emissionen trotzdem weiter steigen. Eine internationale Kontrolle der Einhaltung seiner Zusagen lehnt China zudem ab. Dabei hat Peking im Inland bereits eine Energiewende eingeleitet. Christoph Bals.
"Gleichzeitig sind die Investitionen in erneuerbare Energien explodiert. China ist dabei inzwischen Weltmacht Nummer eins, und auch im Bereich der Energieeffizienz macht China sehr große Anstrengungen und hat zum Beispiel im letzten Jahr, als verschiedene Landesteile, Regionen ihr Reduktionsziel nicht erreicht haben, denen einfach für halbe Tage den Strom abgeschaltet und gesagt: Ihr müsst euer Energieeffizienzziel, wenn ihr es nicht anders erreicht, bekommt ihr notfalls den Strom ausgeschaltet, um es zu erreichen, also ausgesprochen radikal dabei mit vorgegangen."
Bis 2015 will China auch mit deutscher Hilfe ein Emissionshandelssystem aufbauen. Auf den Märkten für Windräder und Solaranlagen ist das Land inzwischen weltweit führend. In Durban könnte die Europäische Union für Bewegung sorgen - mit einer Erhöhung ihres Reduktionsziels auf 30 Prozent. Doch im Klimapoker will niemand seine Karten zu schnell auf den Tisch legen - und die EU hat bereits bei den vergangenen Gipfeln vergeblich auf vergleichbare Zusagen anderer Staaten gewartet. Eine Erhöhung des Reduktionsziels ist zudem auch intern umstritten. Mehrere Mitgliedsländer sind dagegen, zum Beispiel Polen, das derzeit auch die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Die Bundesregierung ist hingegen für eine Erhöhung. Karsten Sach:
"Wir sind der Überzeugung, dass wir steigern müssen. Wir sind der Überzeugung, dass der Umbau der Energiesysteme hin zu nachhaltigen Systemen ein Weg aus der Krise sein kann, weil es nachhaltiges Wachstum generiert. Wir müssen allerdings zur Kenntnis nehmen, dass es in Europa noch nicht jeder so sieht, und wir kämpfen für Mehrheiten, das Ziel anzuheben. Das wird sicherlich mehr Zeit brauchen als bis Durban."
Widerstand gegen eine Vorreiterrolle Europas im Klimaschutz kommt vor allem aus der Wirtschaft - da ist auch Deutschland keine Ausnahme. Vor allem energieintensive Branchen fürchten die Verlegung von Arbeitsplätzen in Länder mit weniger strengen Standards. Gunnar Still, Leiter der Umweltabteilung bei Thyssen Krupp Steel.
"Ohne irgendwelche Gegenleistungen freiwillig auf minus 30 Prozent zu gehen, halten wir nicht für sinnvoll, weil es uns derbe mehr belasten würde und wir damit im internationalen Wettbewerb sehr schlecht dastünden. Besonders Stahl ist ja nun ein Material, das weltweit gehandelt wird, und da stehen wir ganz scharf im internationalen Wettbewerb, und diese Mehrkosten könnten wir international einfach nicht verkraften, und letztlich kommt es dann zum Carbon leakage, was Sie sicherlich schon gehört haben, das heißt also, die Stahlproduktion würde ins Ausland verlagert, ins außereuropäische Ausland, und dann haben wir für CO2 und für die Umwelt nichts gekonnt, weil die Standards im Regelfall in den anderen Ländern niedriger sind als bei uns in Deutschland oder in der EU."
Beim Prinzip, eine Erhöhung ihres Klimaschutzziels von Zusagen anderer Staaten abhängig zu machen, dürfte die EU auch in Durban bleiben. Aber bestimmte Ergebnisse könnte es trotzdem geben - vor allem wenn es um eine Entschädigung und Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Bewältigung des Klimawandels geht. Craig Morrison, Klimaschützer aus Südafrika:
"Wir sagen, dass wir einen grünen Fonds unter der Regie der Vereinten Nationen brauchen. Er sollte Entwicklungsländer und die Länder im Süden, die im Klimawandel besondere Risiken tragen müssen, in die Lage versetzt werden, eine Linderungs- und Anpassungsstrategie zu schaffen. Die entwickelten Länder müssen dafür bezahlen."
Die Staatengemeinschaft hat dies auch zugesagt: Der vergangene Klimagipfel brachte die Einigung auf einen "Green Climate Fund", für den bis 2020 jährlich rund 100 Milliarden US-Dollar aufgebracht werden sollen. Optimisten erhoffen sich beim Klimagipfel ein Gesamtpaket, das neben der Entscheidung über das Kyoto-Protokoll und den Klimafonds auch Beschlüsse zum Technologietransfer in Entwicklungsländer und zum Schutz der Tropenwälder enthält. Bei den Treibhausgasemissionen wäre es hingegen schon ein Erfolg, wenn es eine Art Fahrplan gäbe, um bis Mitte des Jahrzehnts ein neues Abkommen zu schließen. Ein solcher Plan ist allerdings schon einmal gescheitert. Dieses Mal gehe es vor allem darum, der größeren Bedeutung der Schwellenländer Rechnung zu tragen, sagt Christoph Bals von Germanwatch:
"Es geht jetzt da drum, dass man einen Prozess organisiert, der diesem Bedeutungswandel gerecht wird, dass man also den ganzen Klimaprozess auf neue Schienen setzt, dem neuen Gewicht der Schwellenländer Rechnung trägt, der historischen Verantwortung und dem nach wie vor großen Gewicht auch emissionsmäßig der Industrieländer Rechnung trägt, um dann bis 2015 ein internationales Klimaabkommen hinzubekommen, das diesen neuen Realitäten wirklich Rechnung trägt."
Hoffnung macht ihm dabei ausgerechnet China, das sich bisher gegen alle internationalen Kontrollen sperrt.
"Ich seh' aber ne große Chance, dass China in den nächsten ein bis drei Jahren diese Positionen verändern wird, weil China der große Gewinner von einem internationalen Abkommen sein würde, schon aus ökonomischen Gründen. Erstens, weil China massiv gefährdet ist durch den Klimawandel, unter anderem durch die Gletscherschmelze im Himalaja, durch die Wackeligkeit und Bedrohtheit des Monsun-Regimes im asiatischen Raum, wodurch die Wasserversorgung in China sichergestellt wird und drittens durch den Meeresspiegelanstieg."
Je länger die Weltgemeinschaft zögert, desto stärker müssten die Emissionen hinterher gesenkt werden. Seit fast 20 Jahren, seit dem Erdgipfel von Rio de Janeiro im Jahr 1992, verhandelt die Weltgemeinschaft über den Klimaschutz, doch nun glauben Wissenschaftler, das Zeitfenster, in dem die Klimawende noch zu schaffen wäre, sei nahezu geschlossen. Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sagt, seit etwa 100 Jahren wisse man, dass das Treibhausgas CO2 zur Erwärmung führt. Und auch die Dringlichkeit des Problems sei schon lange bekannt.
"Spätestens seit den 70er-Jahren ist Wissenschaftlern und wissenschaftsnahen Politikern klar gewesen, dass der Klimawandel ein sehr ernstes Thema ist, das kommt. Spätestens seit den 90er-Jahren haben wir wissenschaftliche Konfidenz und spätestens seit dem dritten Sachstandsbericht des IPCC aus dem Jahre 2001 ist die Position, dass da große Unsicherheiten bestünden, eigentlich nicht mehr haltbar. Seitdem geht es ums Handeln."
Mehr zum Thema im dradio.de-Sammelportal zum Klimagipfel Durban 2011