Im dritten Teil seines neuen Weltklima-Reports legt der IPCC den Regierungen eine "Multi-Gas-Strategie" ans Herz. Der Begriff taucht mehrfach im vertraulichen Schlussentwurf des Berichtes auf. Aus Sicht der Sachverständigen wäre es ratsam, sich bei den Klimaschutz-Anstrengungen nicht allein auf Kohlendioxid zu konzentrieren. Auch andere Treibhausgase sollten in ihrem Ausstoß wirksam vermindert werden. Deshalb das neue Schlagwort vom "Multi-Gas-Ansatz". Im Entwurf heißt es dazu:
Simultane Emissionsreduktionen bei verschiedenen Treibhausgasen ermöglichen es, Klimaziele flexibler und bei substanziell niedrigeren Kosten zu erreichen als mit reinen Kohlendioxid-Strategien.
Kohlendioxid ist zwar mengenmäßig das wichtigste industrielle Treibhausgas, mit einem Anteil von rund 50 Prozent am anthropogenen, also vom Menschen verursachten Treibhauseffekt. Doch da sind auch noch Spurengase wie Methan und Lachgas. Beide zusammen bringen es auf knapp 20 Prozent. Genug, um auch hier etwas zu tun, findet der Welt-Klimarat - und rückt die Landwirtschaft stärker in den Blickpunkt. Sie sei für die Hälfte der globalen Methan-Emissionen verantwortlich. Beim Lachgas liege ihr Anteil sogar bei 60 Prozent. Methan stammt vor allem aus den Wiederkäuer-Mägen von Rindern, Lachgas aus der Düngemittel-Anwendung. Die Industrieländer haben ihre Agrar-Emissionen bereits drosseln können, um immerhin zwölf Prozent seit 1990. Darauf verwies jüngst noch das Klimasekretariat der Vereinten Nationen. Dessen stellvertretender Generalsekretär, der Isländer Halldor Thorgeirsson:
"Man setzt zum Beispiel Stickstoff-Dünger heute klüger ein, so dass weniger klimaschädliches Lachgas in die Luft entweicht. Auch die Tierhaltung und die Behandlung von Gülle und Stallmist haben sich verändert. Es entsteht nicht mehr so viel Methan durch bessere Management-Systeme."
Doch in Schwellen- und Entwicklungsländern sieht es ganz anders aus. Dort hat der Methan- und Lachgas-Ausstoß der Landwirtschaft im selben Zeitraum um ein Drittel zugenommen. So steht es im aktuellen IPCC-Entwurf. Auch der Grund für diese Entwicklung wird genannt:
Die zunehmende Intensiv-Landwirtschaft, getrieben von einer global steigenden Nachfrage bei Lebensmitteln und dem erhöhten Fleischkonsum.
Vor allem sind es wachsende Rinderherden, die das Klima belasten. Die Tiere dünsten nicht nur große Mengen Methan aus. Sie müssen auch aufgezogen und gemästet werden. Das erfordert einen umfangreichen Futterpflanzen-Anbau nebst intensiver Weideland-Bewirtschaftung - mit den entsprechenden Treibhausgas-Emissionen. Viel Methan produziert auch der Nassreisanbau im Fernen Osten. Hier empfiehlt der Welt-Klimarat den Umstieg auf Sorten, die nicht im Wasser stehen müssen, so dass erst gar kein Faulgas oder Methan entsteht. Wenn der IPCC von einer Multi-Gas-Strategie spricht, dann geht es schließlich auch noch um FCKW. Das sind jene Industriechemikalien, die die Ozonschicht angreifen. Sie wurden deshalb überwiegend ersetzt. Das Problem ist nur: Die Ersatzstoffe sind zwar nicht ozonschädlich, wirken aber wie Treibhausgase. Mit ihnen hat sich der IPCC schon einmal in einem Spezialreport befasst. Zu den Autoren zählt der niederländische Physiker David De Jager:
"Rund 80 Prozent der FCKW-Ersatzstoffe werden zu Kühlzwecken benutzt - in Autos, in Supermärkten und in anderen Gebäuden. Da lässt sich viel tun. Man könnte die Kälteanlagen besser abdichten und zu Substanzen übergehen, die nur noch ein geringes oder gar kein Erwärmungspotential mehr besitzen."
Die Klimapolitik hat demnach mehrere Hebel, an denen sie ansetzen kann. Nicht nur beim Kohlendioxid aus der fossilen Energieerzeugung, sondern auch bei anderen Treibhausgasen aus anderen Wirtschaftszweigen. Insofern zeigt der dritte Teil des neues IPCC-Rports: Es gibt genügend Felder, in denen man darangehen kann, klimaschädliche Emissionen zu senken.
Simultane Emissionsreduktionen bei verschiedenen Treibhausgasen ermöglichen es, Klimaziele flexibler und bei substanziell niedrigeren Kosten zu erreichen als mit reinen Kohlendioxid-Strategien.
Kohlendioxid ist zwar mengenmäßig das wichtigste industrielle Treibhausgas, mit einem Anteil von rund 50 Prozent am anthropogenen, also vom Menschen verursachten Treibhauseffekt. Doch da sind auch noch Spurengase wie Methan und Lachgas. Beide zusammen bringen es auf knapp 20 Prozent. Genug, um auch hier etwas zu tun, findet der Welt-Klimarat - und rückt die Landwirtschaft stärker in den Blickpunkt. Sie sei für die Hälfte der globalen Methan-Emissionen verantwortlich. Beim Lachgas liege ihr Anteil sogar bei 60 Prozent. Methan stammt vor allem aus den Wiederkäuer-Mägen von Rindern, Lachgas aus der Düngemittel-Anwendung. Die Industrieländer haben ihre Agrar-Emissionen bereits drosseln können, um immerhin zwölf Prozent seit 1990. Darauf verwies jüngst noch das Klimasekretariat der Vereinten Nationen. Dessen stellvertretender Generalsekretär, der Isländer Halldor Thorgeirsson:
"Man setzt zum Beispiel Stickstoff-Dünger heute klüger ein, so dass weniger klimaschädliches Lachgas in die Luft entweicht. Auch die Tierhaltung und die Behandlung von Gülle und Stallmist haben sich verändert. Es entsteht nicht mehr so viel Methan durch bessere Management-Systeme."
Doch in Schwellen- und Entwicklungsländern sieht es ganz anders aus. Dort hat der Methan- und Lachgas-Ausstoß der Landwirtschaft im selben Zeitraum um ein Drittel zugenommen. So steht es im aktuellen IPCC-Entwurf. Auch der Grund für diese Entwicklung wird genannt:
Die zunehmende Intensiv-Landwirtschaft, getrieben von einer global steigenden Nachfrage bei Lebensmitteln und dem erhöhten Fleischkonsum.
Vor allem sind es wachsende Rinderherden, die das Klima belasten. Die Tiere dünsten nicht nur große Mengen Methan aus. Sie müssen auch aufgezogen und gemästet werden. Das erfordert einen umfangreichen Futterpflanzen-Anbau nebst intensiver Weideland-Bewirtschaftung - mit den entsprechenden Treibhausgas-Emissionen. Viel Methan produziert auch der Nassreisanbau im Fernen Osten. Hier empfiehlt der Welt-Klimarat den Umstieg auf Sorten, die nicht im Wasser stehen müssen, so dass erst gar kein Faulgas oder Methan entsteht. Wenn der IPCC von einer Multi-Gas-Strategie spricht, dann geht es schließlich auch noch um FCKW. Das sind jene Industriechemikalien, die die Ozonschicht angreifen. Sie wurden deshalb überwiegend ersetzt. Das Problem ist nur: Die Ersatzstoffe sind zwar nicht ozonschädlich, wirken aber wie Treibhausgase. Mit ihnen hat sich der IPCC schon einmal in einem Spezialreport befasst. Zu den Autoren zählt der niederländische Physiker David De Jager:
"Rund 80 Prozent der FCKW-Ersatzstoffe werden zu Kühlzwecken benutzt - in Autos, in Supermärkten und in anderen Gebäuden. Da lässt sich viel tun. Man könnte die Kälteanlagen besser abdichten und zu Substanzen übergehen, die nur noch ein geringes oder gar kein Erwärmungspotential mehr besitzen."
Die Klimapolitik hat demnach mehrere Hebel, an denen sie ansetzen kann. Nicht nur beim Kohlendioxid aus der fossilen Energieerzeugung, sondern auch bei anderen Treibhausgasen aus anderen Wirtschaftszweigen. Insofern zeigt der dritte Teil des neues IPCC-Rports: Es gibt genügend Felder, in denen man darangehen kann, klimaschädliche Emissionen zu senken.