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Klimakonferenz in Bonn
Erderwärmung stoppen, gutes Weltklima kreieren

Es ist die größte zwischenstaatliche Konferenz, die jemals in Deutschland stattgefunden hat: die 23. UN-Klimakonferenz in Bonn. Zwei Jahre nach dem Pariser Abkommen werden rund 25.000 Teilnehmer über die Rettung des Weltklimas beraten - es geht vor allem darum, aus Beschlüssen Taten folgen zu lassen.

Von Georg Ehring |
    Das Logo der Weltklimakonferenz hängt am 19.10.2017 in Bonn an einem Zelt. Die UNO-Konferenz findet vom 6. bis 17. November 2017 in Bonn statt.
    In der Bonner Rheinaue und im benachbarten World Conference Center werden zwei Wochen lang die Teilnehmer der UN-Weltklimakonferenz diskutieren (dpa / Oliver Berg)
    Wo sonst Wiesen und Blumen wachsen, ist eine Zeltstadt entstanden – rund 25.000 Teilnehmer werden hier in der Bonner Rheinaue und im benachbarten World Conference Center zwei Wochen lang über die Rettung des Weltklimas beraten. Die größte zwischenstaatliche Konferenz, die je in Deutschland stattgefunden hat, soll das Klima möglichst wenig belasten.
    Gedämmte Zeltwände
    "Wir werden hier alles messen, was auch nur messbar ist, also von der Abfallproduktion über vegetarisches, regionales Essen. Natürlich wird es auch zertifizierten Fisch geben, es wird Biofleisch geben," sagt Beate Frey-Stilz, im Bundesumweltministerium zuständig für den Aufbau des provisorischen Kongresszentrums.
    "Und die Zeltwände haben natürlich auch eine Dämmung, sodass hier im Prinzip ein gutes Raumklima und auch eine entsprechende Wärme vorzufinden sein wird."
    Ein gutes Weltklima und damit eine möglichst geringe Erwärmung ist das Ziel der Konferenz. Zwei Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen geht es darum, aus Beschlüssen Taten zu machen, sprich: Wege zu finden, wie der menschengemachte Klimawandel bei deutlich unter zwei Grad Erwärmung zu stoppen ist, wenn möglich sogar bei unter 1,5 Grad. Mit den USA will der zweitgrößte Klimasünder dabei nicht mehr mit machen, damit muss auch der Bonner Klimagipfel umgehen. Barbara Hendricks, die amtierende Bundesumweltministerin:
    "Noch vor ein paar Monaten gab es Grund zu der Befürchtung, dass der Laden auseinanderfliegt."
    Doch der befürchtete Domino-Effekt ist ausgeblieben, nicht einmal Ölstaaten wie Saudi-Arabien sind dem Schritt der Amerikaner gefolgt.
    "Wir haben alles daran gesetzt, dass das nicht geschieht. Politisch kommt es in Bonn darauf an, dass der Rest der Welt ein starkes Signal der Einigkeit sendet. Das Pariser Klimaschutzabkommen ist nicht verhandelbar und die weltweite politische und wirtschaftliche Dynamik für den Klimaschutz ist inzwischen so stark, dass auch die Trump-Regierung diesen Trend nicht aufhalten kann."
    Regelbuch zum Pariser Klimaabkommen
    Zentrales Thema der Bonner Konferenz wird ein Regelbuch zum Pariser Klimaabkommen sein. Es geht darum sicherzustellen, dass eine Tonne CO2 auf der ganzen Welt gleich gemessen und die Einhaltung des Abkommens glaubwürdig überprüft wird. Und es geht ums Geld. Hier wird der Ausfall der USA richtig schmerzhaft: Das Land war in der Amtszeit von Barack Obama einer der wichtigsten Geldgeber für die Unterstützung von Entwicklungsländern im Klimaschutz – Donald Trump will dafür sorgen, dass sämtliche Zahlungen eingestellt werden. 100 Milliarden Dollar jährlich hat die Weltgemeinschaft für diesen Zweck zugesagt und es ist unklar, wie die nun zusammenkommen sollen.
    Das Klima ist mit dem Pariser Abkommen noch lange nicht gerettet. Die Welt ist auf dem Weg zu einer Erwärmung um etwa drei Grad und auch das nur, wenn alle Staaten ihre Zusagen im Klimaschutz einhalten – und die Zeit, deutlich unter zwei Grad zu bleiben, läuft ab. Immerhin ist der Ausstoß von Treibhausgasen in den vergangenen drei Jahren nicht noch weiter gestiegen und die Verbrennung der Kohle, der wichtigste Treiber des Klimawandels, ist weltweit rückläufig. Vertreter von Umweltorganisationen stellen den Kohleausstieg deshalb auch in Bonn in den Mittelpunkt – Antje Grothus von der Klima-Allianz Deutschland zielt hier insbesondere auf das Gastgeberland:
    "Die Kohle steht hier im Mittelpunkt, weil wir ohne den Ausstieg aus der Kohleverstromung unsere Klimaziele in Deutschland nicht werden erreichen können. Es ist der größte CO2-Emittent hier in Deutschland. Wir sind Weltmeister sozusagen im Verbrennen von Braunkohle und damit muss Schluss sein, wenn wir Paris ernst meinen."
    Ausrichter des Klimagipfels: Fiji-Inseln
    Bonn ist zwar Gastgeber des Klimagipfels, politisch ausgerichtet wird er jedoch von den Fiji-Inseln. Die Ausrichtung der Gipfel rotiert bei der UN-Klimarahmenkonvention zwischen Ländergruppen, in diesem Jahr sind die Staaten Asiens und des Pazifik an der Reihe. Die Fiji-Inseln werden in Bonn wohl auf besonders entschiedenen Klimaschutz drängen: Das Land fürchtet durch die Erwärmung und den Anstieg des Meeresspiegels um seine Existenz – und allein dadurch kommt auch die Frage auf die Tagesordnung, welche Rechte Menschen haben, die durch den Klimawandel ihre Heimat verlieren.