Die Pläne der Industrie für die Entwicklung neuer Öl- und Gasquellen passen nicht zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens. Schon die bestehenden Förderanlagen sorgen für Emissionen in einer für das Weltklima gefährlichen Größenordnung, sagte Tzeporah Berman, stellvertretende Chefin des Global Oil and Gas Network, eines weltweiten Verbundes von Nichtregierungsorganisationen, das die Investitionspläne der Branche auf ihre Konsequenzen für das Klima untersucht hat.
"Die CO2-Emissionen aus schon bestehenden Öl- und Gasfeldern allein werden dafür sorgen, dass die Welt sich um mehr als 1,5 Grad erwärmt und sie werden das Budget für eine Erwärmung um zwei Grad nahezu ausschöpfen."
Öl- und Gasfelder für über eine Billion Dollar geplant
Doch die Branche plant noch eine starke Ausdehnung ihrer Förderprojekte. Kelly Trout, Analystin bei Oil Change International, die die Untersuchung für das Netzwerk durchgeführt hat:
"Sie investieren weiter in die Förderung von Öl und Gas. In den nächsten fünf Jahren will die Branche 1,4 Billionen US-Dollar in neue Öl- und Gasfelder investieren. Und all dies wird dazu führen, dass weitere CO2-Emissionen entstehen."
Ein großer Teil der neuen Förderpläne betrifft nur wenige Länder. Die USA stehen an der Spitze, vor allem mit Projekten für Fracking, also für das Fördern von Öl und Gas mit Hilfe von Chemikalien und hohem Druck. Dazu kommen Staaten wie China, Norwegen, Australien, Großbritannien und Nigeria – außerdem Argentinien.
"Argentinien ist ein Testgelände für die Branche, mit der sie das Fracking auch in Regionen außerhalb von Nordamerika bringen will."
Auch indigene Völker teils von Ausbau bedroht
Viele der beteiligten Staaten betonen beim Klimagipfel in Madrid ihr Engagement für den Klimaschutz, doch das passt nicht zu ihren Expansionsplänen bei Öl und Gas, sagt Kelly Trout.
"Eine Regierung kann nicht gleichzeitig im Klimaschutz vorangehen und gleichzeitig Lizenzen verteilen für die Förderung aus fossilen Energiequellen. Und da gehören auch Öl und Gas dazu."
Nicht nur für das Klima sind viele dieser Projekte gefährlich. Oft müssen Anwohner den Projekten weichen, Natur wird zerstört. Zum Beispiel im Norden von Alberta, der Heimat von Eriel Deranger vom indigenen Volk der Athabasca in Kanada:
Mit den Klimazielen unvereinbar
"Es ist auch das Gebiet, in dem sich die letzte frei lebende Bison-Herde in unserem Land befindet. Es ist das Verbreitungsgebiet von Karibus, von Elchen und vieler andere Arten, die wichtig sind, nicht nur für die Artenvielfalt, sondern auch für das Überleben indigener Gemeinschaften."
Die Staaten, in denen heute noch Öl und Gas gefördert werden, müssten sich entscheiden, so die Initiatoren der Untersuchung. Tzeporah Berman vom Oil and Gas Network:
"Wenn wir sicherstellen wollen, dass wir das Pariser Abkommen einhalten und deutlich unter zwei Grad bleiben oder auch unter 1,5 Grad, dann dürfen keine neue Investitionen in fossile Energiequellen mehr stattfinden. Wir müssen als weltweite Gemeinschaft unser Geld und unseren Geist bewegen und die Infrastruktur von morgen aufbauen und nicht die von gestern."