Erstmals in der Verhandlungsgeschichte haben die großen Umweltorganisationen das Konferenzgebäude vor Abschluss des Treffens verlassen. "Der Klimawandel ist eine Realität, aber hier in Warschau ist keinerlei Fortschritt zu sehen", sagte Greenpeace-Chef Kumi Naidoo. Einen Tag vor dem geplanten Konferenzende waren zentrale Fragen für einen Klimavertrag weiter offen, eine Lösung nicht in Sicht. Der WWF sprach von einer Gipfel-"Farce" im "Interesse der Kohleindustrie". Die Organisationen und Aktivisten, darunter Greenpeace, WWF, BUND und Oxfam, protestierten mit der Aktion gegen die schleppenden Verhandlungen.
Vor allem finanzielle Fragen verhindern eine Einigung
Eigentlich wollte die UNO in Warschau bis Freitag den "Grundstein" für ein weltweit rechtsverbindliches Klimaschutzabkommen legen. Diese Vereinbarung soll 2015 in Paris schriftlich fixiert werden und 2020 in Kraft treten. Das Ziel: den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase massiv reduzieren, die Erderwärmung von prognostizierten vier auf zwei Grad begrenzen und Klimaschutzhilfen für ärmere Länder bündeln. Doch davon sind die Verhandlungspartner aus mehr als 190 Staaten noch weit entfernt.
Vor allem beim Thema Geld für ärmere Länder lagen die Meinungen der 194 Teilnehmerstaaten weit auseinander. "Es gibt keinen Punkt, an dem nicht strittige Fragen vorhanden sind", räumte die Parlamentarische Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser (CDU) vom Bundesumweltministerium mit Blick auf den Finanzentwurf ein. Unklar ist bislang unter anderem, auf welchen Wegen ärmere Staaten mehr Geld für die klimafreundliche Entwicklung erhalten. Dagegen sei der Punkt, wie Schäden und Verluste durch den Klimawandel in diesen Ländern ausgeglichen werden könnten, vorangekommen, sagte Staatssekretärin Heinen-Esser. Ungelöst sei aber auch hier "der Bereich Finanzen". Der Umweltexperte Niklas Höhne sprach im Deutschlandfunk jedoch auch konkret umgesetzte Maßnahmen an.
"Irgendwann muss Schluss mit dem Blablabla sein"
"Diese Konferenz sollte ein wichtiger Schritt nach vorne sein, aber nichts, rein gar nichts ist bisher herausgekommen", kritisierte Greenpeace-Mann Naidoo. Die Vertreter von Greenpeace und anderen Organisationen wie Oxfam und WWF erwarten nicht, dass sich bis zum Konferenzende daran etwas ändert.
Der Entschluss, die am 11. November gestartete Konferenz zu verlassen, sei auch ein Ausdruck der Solidarität mit den Opfern von Klimawandel, sagte Harjeet Singh von Action Aid International. "Irgendwann muss Schluss mit dem Blablabla sein. Wir wollen das Geld auf dem Tisch sehen." Misereor, Brot für die Welt und Germanwatch begrüßten den Druck, der durch den Protestauszug entstehe, möchten aber weiter an den Verhandlungen teilnehmen. "Wir werden versuchen, diesen Druck innerhalb der Verhandlungen in konstruktive Dynamik umzuwandeln", sagt Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch.
Die anderen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen hoffen Naidoo zufolge nun auf die nächste Klimakonferenz - 2014 in Lima. "Wir schätzen die Rolle der UNO und des UNO-Klimasekretariats", betonte er. "Aber nun wollen wir in der Zivilgesellschaft unserer Länder Druck auf unsere Regierungen aufbauen, damit es im nächsten Jahr endlich zu guten Ergebnissen kommt."