Weniger CO2 in der Luft und mehr Ehrgeiz im Klimaschutz: Dieses Thema beherrscht die Reden auf der Klimakonferenz in Madrid. Doch bei den Verhandlungen geht es meist um andere Dinge. Über höhere Klimaziele soll nächstes Jahr in Glasgow entschieden werden.
In Madrid steht die Frage im Mittelpunkt, ob reiche Länder ihren Beitrag zum Kampf gegen die Erderwärmung im eigenen Land schaffen müssen oder ob sie ihn auch in ärmeren Ländern erfüllen können, denn da wäre es möglicherweise billiger.
Doch der Teufel liegt im Detail, das ist auch der Grund, warum diese Frage im vergangenen Jahr beim Klimagipfel in Polen nicht geklärt werden konnte. Seit Donnerstag gibt es einen neuen Kompromisstext für dieses Thema, doch Klarheit bringt der nicht. Jannes Stoppel von der Umweltorganisation Greenpeace.
"Wir haben den ersten Text, der jetzt aufgeräumt wurde und wo es jetzt in den nächsten zehn Tagen darum geht: Wie kriegt man den zu einem Ergebnis?"
Sprich: Die Streitfragen sind lediglich übersichtlicher aufgelistet. In der Theorie kann der Emissionshandel den Klimaschutz billiger machen und darauf setzt zum Beispiel Stefano de Clara von IETA, der internationalen Vereinigung für Emissionshandel:
"Er kann einen internationalen Markt für Kohlenstoff schaffen und das kann die Kosten für die Verringerung der Emissionen senken und dafür sorgen, dass wir unsere Ziele erhöhen."
Viele Detailfragen sind ungelöst
Doch es gibt jede Menge Detailfragen zu lösen. Die wichtigste: Welches Land kann sich die Klimaschutzerfolge anrechnen lassen? Das Entwicklungsland, in dem ein Klimaprojekt stattfindet. Oder das Industrieland, das es bezahlt. Jannes Stoppel:
"Wenn dann über einen Mechanismus zwei Länder eine Emissionsreduktion gleichzeitig sich anrechnen können, dann ist da keinem geholfen."
Denn dann würde ein Einsparerfolg doppelt gezählt – zulasten des Klimas. Doch beim Emissionshandel – im Verhandlerjargon Artikel 6 des Pariser Abkommens - geht es um viel Geld, deshalb ist der Druck groß, sich zu einigen. Stefano de Clara:
"Ich glaube, wir werden einen Abschluss bei Artikel 6 bekommen. Meine größte Sorge ist allerdings die Frage, ob dieser Abschluss den beteiligten Ländern und dem Privatsektor genug Klarheit gibt, um das Ergebnis auch umzusetzen."
Harte Debatte um Zahlungen an arme Länder
In der Debatte um Zahlungen an arme Länder, die durch die Erderwärmung geschädigt werden, sieht es dagegen derzeit nicht nach einer Einigung aus. Im Prinzip wird der Anspruch anerkannt, doch bisher ist noch kein Geld geflossen. Sabine Minninger von Brot für die Welt:
"Beim Geld hört nicht nur die Freundschaft auf, sondern offensichtlich auch die internationale Solidarität. Die Verhandlungen sind sehr konfrontativ, die Fronten extremst verhärtet und es wird mit ganz harten Bandagen hier gerade gekämpft."
Entwicklungsländer fordern, auch bei der Erderwärmung das Verursacherprinzip anzuwenden und die Industriestaaten zur Verantwortung zu ziehen. Die dagegen wollen keine Ansprüche anerkennen, die gewaltige Größenordnungen erreichen könnten.
"Die Front verläuft ganz klassisch zwischen Industriestaaten auf der einen Seite, die nicht gewillt sind, zusätzliches Geld bereit zu stellen. Und eben die gesamte Gruppe der Entwicklungsländer, die fordert, dass sie zum einen einen neuen Finanzierungsmechanismus, zum Beispiel einen Fonds für Klimaschäden, bekommen. Und da muss natürlich auch zusätzliches Geld her."
Am Freitag sollen die Unterhändler den Druck der Jugend zu spüren bekommen, die Ergebnisse beim Klimaschutz fordert. Am Abend soll ein Demonstrationszug vom Madrider Bahnhof Atocha durch die Stadt ziehen, erwartet wird auch die schwedische Schülerin und Klimaaktivistin Greta Thunberg. Sie war am Dienstag per Boot aus Amerika in Lissabon eingetroffen und will zu den Demonstranten reden – an den Tagen danach wird sie auch auf dem Klimagipfel erwartet.