Kunstwerke reisen als wertvolle Ausleihen rund um die Welt. Sängerinnen, Musiker und Theatertruppen fliegen zu internationalen Festivals. Klimaanlagen in Museen schützen die Kunstwerke, sind aber Energiefresser. Die Kulturstiftung des Bundes hat in einem viermonatigen Pilotprojekt Klimabilanzen in Kulturinstitutionen untersucht. Ziel war es, Daten zu gewinnen und den Institutionen anhand dieser Daten Spar-Potentiale aufzuzeigen.
19 Institutionen in unterschiedlichen Regionen Deutschlands seien für das Projekt ausgesucht worden, sagte die künstlerische Leiterin der Bundeskulturstiftung, Hortensia Völckers, im Dlf. Unter den Teilnehmern seien Museen, Theater, Bibliotheken und Orchester gewesen, die in möglichst unterschiedlichen Gebäuden residieren. Eine Agentur half den Einrichtungen, ihre Rechnungen zu Abfall, Energie und Mobilität in Form von Tabellen anzulegen.
Ihren ökologischen Fußabdruck jetzt zu kennen, sei von den Institutionen sehr positiv aufgenommen worden. "Die waren alle begeistert, haben alle gesagt: Das hilft ihnen unglaublich weiter."
Kulturinstitutionen sollen ihr Team für Klimaschutz begeistern
Als besonders schlecht fürs Klima stellten sich Flüge, die Transporte von Kunstwerken und Gastspiele heraus, wie die künstlerische Leiterin der Bundeskulturstiftung betonte. "Es ist der Schock, wenn man das sieht. Als ich meine Flüge nach Afrika und Mexiko gesehen habe, da habe ich mich schon geschämt." Neben der Heizung seien auch Bühnenbilder, die nach der Produktion meist weggeworfen werden, schlecht für den ökologischen Fußabdruck. "Das ist eine irre Herausforderung, weil wir unsere Kultur sehr verändern müssen."
Wichtig ist nach Auffassung von Hortensia Völckers, dass Institutionen ihr ganzes Team für die Verbesserung der Klimabilanz begeistern. "Es geht darum, die Gastspiele anders zu organisieren, Bestellungen von Werkstätten zu überarbeiten, ein möglichst papierloses Büro zu schaffen, das anders beheizt wird." Jetzt könne man den Prozess noch selbst gestalten. Als nächsten Schritt hält Völckers Auflagen für wahrscheinlich. Ein Schritt, der auch wieder Fragen aufwerfe: "Wie kontrolliert man die Einhaltung der Auflagen? Oder gibt es kein Geld, wenn man sich nicht verbessert als Institution?"
Kommunen und Länder müssen Umstellungen einfordern
Von einer Kopplung der Fördermittel an Nachhaltigkeitsziele wie beim British Arts Council ist Deutschland nach Auffassung von Völckers noch weit entfernt. "Das würde wahrscheinlich sofort als Eingriff in die Freiheit der Kunst gesehen." Grundsätzlich hält die künstlerische Leiterin der Bundeskulturstiftung es aber für gut und wichtig, wenn es Auflagen gäbe. Hier Umstellungen einzufordern, sei dann Sache der Kommunen, der Bundesländer und vereinzelt des Bundes.
Die Aufgabe der Bundeskulturstiftung sieht Völckers dagegen darin, Institutionen zu zeigen, wie man die eigene Klimabilanz verbessert. Neben dem Pilotprojekt bietet die Bundeskulturstiftung einen Kompass für ökologisches und nachhaltiges Produzieren im Kulturbereich an, der auf der Online-Seite der Bundeskulturstiftung eingesehen werden kann.
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