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Klimapolitik
"Es wäre einfach, kurzfristige CO2-Ziele zu erreichen"

Es sei ein großer Irrglaube in der Politik, dass sich das Klimaproblem auf individueller Ebene lösen lasse, sagte der Klimaexperte Michael Kopatz im Dlf. Damit entlasse man die Industrie aus der Verantwortung. Mit höheren Standards in der Produktion seien CO2-freie Autos im Jahr 2030 möglich.

Michael Kopatz im Gespräch mit Britta Fecke |
    Ein Ballon mit der Aufschrift "Es gibt keinen Planet B." ist vor Braunkohlekraftwerken bei Kerpen zu sehen - aufgenommen am Rande des Landesparteitags der nordrhein-Westfälischen Grünen, der im Oktober 2018 am Hambacher Forst stattfand.
    Klimaforscher Michael Kopatz sieht vor allem Politik und Industrie in der Verantwortung beim Klimaschutz. Die 24. UN-Klimakonferenz (COP24) in Kattowitz beginnt heute. (Ina Fassbender/ dpa )
    Der Klimaforscher Michael Kopatz forderte im Deutschlandfunk verbindliche Klimaziele. Ab 2030 sollten alle Autos, die auf unserem Planeten zugelassen werden, CO2-frei sein, "also ohne Verbrennungsmotor", so Kopatz. Ein konkretes Ziel wie dieses sei besser als allgemeine Ziele, deren Nicht-Einhaltung für die Länder ohne Strafe bleibe.
    "Seit Kyoto hat ein enormer Lernprozess stattgefunden"
    Kopatz hält eine internationele Bühne wie die Vereinten Nationen für sinnvoll. Im polnischen Kattowitz beginnt heute die 24. Klimakonferenz. Er beobachte die Klimaabkommen der Staaten seit 1992. Dabei habe seit der Klimakonferenz in Kyoto 1997 ein "enormer Lernprozess stattgefunden".
    China zum Beispiel habe anfangs gefordert, dass die Verursacher - also die Industriestaaten - beim Klimaschutz vorangingen. Mittlerweile sei China aber selbst zu einem Treiber geworden und pushe den Klimaschutz, sowohl auf nationaler Ebene als auch international. Sein Engagement beinflusse auch die anderen Staaten.
    CO2-Ziele werden verfehlt
    Die EU habe ein Ziel von 40 Prozent CO2-Reduktion für 2030, doch sie werde ihren Ansprüchen nicht gerecht. Im Verkehrsbereich stiegen die Emissionen seit fünf Jahren. Seit neun Jahren seien die CO2-Werte nicht mehr rückläufig. Gründe seien, dass es in den Städten immer mehr Autos gebe, und dass immer mehr geflogen werde.
    Dabei wäre es so einfach, durch das Abschalten alter Kohlekraftwerke das kurzfristige CO2-Ziel zu erreichen, sagte Kopatz. Aber man mache "ein solches Theater" um die verbleibenden 8.000 Jobs in der Braunkohle. Das sei wenig glaubwürdig. In den letzten 20 Jahren seien über 80.000 Jobs in dem Bereich verloren gegangen. Das habe niemanden interessiert. Jetzt seien noch 20.000 Jobs übrig, von denen bis 2030 zwei Drittel durch Verrentung ausliefen.
    "Ich möchte die Produktion verändern und nicht die Konsumenten"
    Es sei "ein großer Irrglaube in der Politik", dass sich das Klimaproblem auf individueller Ebene lösen lasse. Der Spruch "Die Verkehrswende muss in den Köpfen stattfinden" sei dafür exemplarisch. Die Auto-Industrie sage beispielsweise, sie habe sogenannte CO2-Schleudern nur deshalb produziert, weil der Konsument sie haben wollte. Dabei habe man ein Produkt, das anfangs niemand wollte, mit viel Werbung im Markt etabliert. Doch wenn man die Standards für den CO2-Ausstoß bei PKWs erhöhe, seien im Jahr 2030 CO2-freie Autos möglich.
    Als Einzelner habe man Handlungsmöglichkeiten, auch über den Einsatz als Wähler alle vier Jahre hinaus. Man könne sich in Verbänden engagieren oder an Einzel-Aktionen und Demonstrationen beteiligen. Denn das Verhalten der Öffentlichkeit habe Einfluss auch auf die Politik.
    Kopatz selbst denkt bei seinem Einsatz für das Klima auch an seine Kinder und Enkel. Ihnen müsse er in 18 oder 20 Jahren möglicherweise die Frage beantworten: "Was hast du gegen die Klimakatastrophe gemacht?" Er habe versucht, die Klimakrise zu bekämpfen, werde er sagen. "Das fühlt sich gut an."