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Klimaschützer Al Gore in Berlin
Optimismus in den Zeiten der Erderwärmung

Al Gore schaut optimistischer in die Zukunft als noch vor zehn Jahren: Damals stellte der Ex-US-Vizepräsident seinen ersten Film über die Gefahren des Klimawandels vor. Bei der Präsentation seines neuen Filmes erklärte er in Berlin, warum selbst US-Präsident Trump den Fortschritt der Klimapolitik nicht aufhalten könne.

Von Dieter Nürnberger |
    Der ehemalige US-Vizepräsident und Umweltschützer Al Gore kommt zur Vorführung des Films «Immer noch eine unbequeme Wahrheit. Unsere Zeit läuft» am 08.08.2017 in den Zoopalast in Berlin.
    Der ehemalige US-Vizepräsident und Umweltschützer Al Gore kommt zur Vorführung des Films "Immer noch eine unbequeme Wahrheit. Unsere Zeit läuft" am 08.08.2017 in den Zoopalast in Berlin. (dpa)
    Standing Ovations für einen der prominentesten Klimaschützer und seinen neuen Dokumentarfilm gestern Abend im überfüllten Berliner Zoopalast. "Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft" so der Titel. Und wie schon im Oscar-prämierten Vorgänger von 2007 zeigt die Dokumentation den ehemaligen US-Vizepräsidenten als Vortragsreisenden in Sachen Klimaschutz. Angereichert durch fast schon schaurig schöne Bilder einer sich verändernden Welt. Schmelzende Gletscher, überschwemmte Küstenlandschaften - die Botschaft dieser Alarmzeichen ist klar. Die Menschheit muss handeln, um das Problem in den Griff zu kriegen. Und vielleicht überraschend: Al Gore ist optimistischer als noch vor zehn Jahren, trotz Donald Trump und dem verkündeten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen.
    "Seit seiner Rede zum Ausstieg der USA aus dem Abkommen war ich natürlich besorgt, dass auch andere Länder folgen könnten, dass sie dies als Argument für einen Rückzug beim Klimaschutz nutzen könnten. Aber das Gegenteil passierte: Schon am nächsten Tag kündigte die ganze Welt weitere Anstrengungen an."
    Ein US-Präsident, der sich über den Klimawandel lustig macht
    Der Film wäre auch ohne Donald Trump realisiert worden. Denn ein Großteil widmet sich dem Zustandekommen des Pariser Klimaschutzabkommens im November 2015, also ein Jahr vor der entscheidenden US-Wahl. Doch Trump kommt natürlich vor: "It is supposed to be 70 degrees today. It is freezing here. Speaking of global warming. Where is global warming? It´s freezing" ("Wir haben hier 20 Grad, es ist total kalt. So viel zum Thema Erderwärmung. Wo haben wir denn hier die Erderwärmung? Es ist total kalt.")
    Ein US-Präsident, der den Klimawandel schlicht leugnet, sich darüber lustig macht. Beim Besuch von Al Gore in Berlin ging vor allem um den Umgang mit diesem politischen Gegner. Gore setzt vor allem darauf, dass das US-amerikanische Regierungssystem den Präsidenten zügeln wird. Gore erwähnt die Politik der US-Bundesstaaten, die mit eigenen Gesetzen den Klimaschutz vorantreiben werden. Initiativen, die beispielsweise den Ausbau der erneuerbaren Energien umsetzen. Das ist ein "Big Deal", sagt Al Gore, der voranschreitende technologische Fortschritt sorge schon jetzt für ein rasantes Tempo beim Ausbau - nicht nur in den USA, sondern weltweit.
    Hoffnung auf die Beschleunigung des Fortschritts
    "Dinge dauern manchmal länger als man denkt. Doch dann entwickelt sich alles viel schneller. Das ist mit Mobiltelefonen so passiert, auch mit Flachbildschirmen oder Computerchips. Und das wird auch bei Solar- und Windenergie und anderen Technologien so sein."
    Zur Sondervorführung des Films in Berlin kam auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Für sie ist der Film ein Ansporn, den benötigten Transformationsprozess voranzutreiben. Weniger Treibhausgas-Ausstoß sei das Gebot der Stunde - das müsse für mehr Bereiche als bisher gelten.
    "Das ist ganz klar, dass Al Gore natürlich auch sieht, dass wir noch einen relativ hohen Anteil an fossiler Verbrennung haben. Wir brauchen auch so etwas wie eine Mobilitätswende, die wir bisher noch gar nicht haben. Seit 1990 sind die Zahlen eher sogar etwas nach oben gegangen und nicht nach unten."
    Ein Idealist und Überzeugungstäter
    Im Film präsentiert sich Al Gore als Idealist, als Überzeugungstäter - einer, der nie aufgibt. Das Berliner Film-Publikum feierte ihn für dieses Engagement. "Weil er einfach konkrete Lösungsansätze bietet, die dem Menschen vielleicht das Gefühl geben, dass sie tatsächlich Dinge bewegen können", sagte eine Zuschauerin nach der Vorführung. Ein anderer Zuschauer stimmte ihr zu: "Das glaube ich auch. Wenn gesagt wird, Trump ist jetzt im Amt und wird er Dinge kaputt machen? Er wird es wohl nicht. Das macht einem richtig Hoffnung."
    Der Dokumentarfilm "Immer noch eine unbequeme Wahrheit" läuft in Deutschland ab dem 7. September.