Das Ergebnis der Untersuchung ist ernüchternd: Während landauf, landab über notwendigen Klimaschutz geredet und gerungen wird, schneiden die größten und wichtigsten Börsenkonzerne des Landes in dieser Hinsicht eher schlecht ab. "Die Klimaziele der 30 größten und liquidesten Unternehmen Deutschlands sind nur teilweise ambitioniert genug, um die Ziele des Pariser Klimavertrages unter den Annahmen der Internationalen Energieagentur zu erreichen", sagt Studienautor Sebastian Müller vom Klimaberatungsunternehmen "Right." Andere Untersuchungen weisen in die gleiche Richtung. So hatte etwa eine Analyse des Handelsblatts im Sommer ergeben, dass die 30 größten Börsenunternehmen des Landes ihre CO2-Emissionen im vergangenen Jahr nicht gesenkt, sondern gesteigert haben.
Heidelberg Cement bleibt Klimasünder
Allerdings lassen sich nicht alle Unternehmen über einen Kamm scheren. Zwischen den einzelnen Unternehmen gibt es große Unterschiede, sagt Hannah Helmke, Geschäftsführerin von "Right": "Positiv fallen SAP und die Continental auf, die wirklich auch ihre Klimaziele auf ihre Wertschöpfungskette bezogen haben. Negativ fielen die auf, die überhaupt keine Klimastrategie haben." Darunter laut dieser Studie der Konsumgüterkonzern Henkel, die Stromversorger RWE und EON oder auch Heidelberg Cement.
Die Studie untersucht den CO2-Fußabdruck der Konzerne und simuliert, wie der sich bis ins Jahr 2050 entwickelt, wenn die Unternehmen sich im Rahmen ihrer selbst gesteckten Klimaziele bewegen. Berücksichtigt haben die Studienautoren, dass die von der internationalen Energieagentur festgelegten Klimaziele für einzelne Wirtschaftsbereiche und Unternehmen durchaus unterschiedlich ausfallen. So wird beispielsweise einem Zementproduzenten wie Heidelberg Cement ein 7-Grad-Ziel zugestanden, weil die Herstellung von Zement sehr energieintensiv ist. Trotzdem schneidet dieses Unternehmen in der Studie schlecht ab. Andere Unternehmen schießen mit ihren Klimaziel-Anstrengungen sogar über die Zielvorgaben hinaus und berücksichtigen sogar Prozesse, die außerhalb der eigenen Unternehmenstätigkeit liegen. "Mich hat positiv überrascht, dass einige Unternehmen mit Blick auf die vor- und nachgelagerte Lieferkette schon sehr ambitionierte Ziele haben, obwohl diese Verantwortung sicherlich derzeit noch eine große Herausforderung ist", sagt Sebastian Müller.
Aktionärsschützer: "Deutsche Industrie zu CO2-lastig"
Jedenfalls ist aber im Durchschnitt der Dax-Konzerne wohl eindeutig noch Luft nach oben, was die Strategien in Richtung einer emissionsärmeren Zukunft angeht. Das meint auch Aktionärsschützer Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Dieses Umschalten müsste bald kommen, weil die deutsche Industrie ist sehr energielastig und CO2-lastig. Also die deutsche Industrie muss so langsam mal in die Pötte kommen." Tüngler wie auch die Studienautoren kritisieren, dass der Klimawandel und dessen in Folgen in vielen Konzernen noch allzu stiefmütterlich behandelt wird, eigentlich aber längst Chefsache sein müsste.