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Klimaschutz
Deutscher CO2-Ausstoß gestiegen

Deutschland gehörte mit seinen Zielen zur CO2-Einsparung bisher zu den ehrgeizigsten Klimarettern in der EU. Ein neuer Bericht zeigt nun: 2013 sind die Abgasausstöße wieder gestiegen. Die Klimaziele der Bundesregierung geraten damit in Gefahr.

Georg Ehring im Gespräch mit Jule Reimer |
    Georg Ehring: Es gab einen leichten Anstieg, das vielleicht mal vorweg. Einen leichten Anstieg um 1,2 Prozent auf 951 Millionen Tonnen CO2 und andere Treibhausgase wie Methan und Lachgas, die dann jeweils auf die Klimawirkung von CO2 umgerechnet werden. Pro Kopf entspricht das 11,8 Tonnen Treibhausgas-Emissionen pro Jahr. Die Ursache ist vor allem in der Steinkohle zu suchen. Es wurde mehr Steinkohle verbrannt, mehr Öl und Gas verbrannt. Bei der Braunkohle gab es bei den Emissionen einen leichten Rückgang obwohl vor wenigen Tagen durch die Medien gegangen ist, dass auch die Braunkohle stärker verstromt worden ist im letzten Jahr als vorher. Aber es wurde wohl mehr Braunkohle in effizienten Anlagen eingesetzt und auf diese Weise die Emission etwas gesenkt. Kohlestrom wurde mehr exportiert, das ist eine der wichtigen Ursachen und dazu kam das kältere Wetter. Aber: Die Vorreiterrolle ist Deutschland erst mal los. Seit 2009 sind die Emissionen gestiegen und nicht mehr gesunken.
    Jule Reimer: Bis 2020 will Deutschland seinen Klimagas-Ausstoß um 40 % reduzieren. Kann das überhaupt noch funktionieren?
    Georg Ehring: Das funktioniert nicht. Wir sind zur Zeit bei minus 23,8 Prozent, verglichen mit 1990 und der Tiefpunkt 2009 wurde ja wegen der Wirtschaftskrise unter anderem erreicht und seitdem steigen die Zahlen wieder. Es ist also nicht nur in diesem Jahr etwas gestiegen, sondern es gibt einen Aufwärtstrend. Dass das 40-Prozent-Ziel nicht funktioniert, hat auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks Ende Januar schon eingeräumt und sie hat ein Klimaschutz-Sofortprogramm angekündigt, um dieses Ziel doch noch zu erreichen, aber davon hat man seitdem auch nicht mehr sehr viel gehört. Nach bisherigen Entwicklungen ist bis 2020 mit minus 33 Prozent zu rechnen und das ist eine sehr deutliche Verfehlung dieses Ziels.
    Experten fordern mehr Ehrgeiz der EU
    Experten sind aber auch der Ansicht, dass die 40 Prozent nur dann erreichbar sind, wenn die Europäische Union insgesamt ehrgeiziger wird. Die EU hat sich minus 20 Prozent bis 2020 vorgenommen, dieses Ziel praktisch schon erreicht und daran hängt ein großer Teil der deutschen Emissionen. Die sind nämlich über den europäischen Emissionshandel europaweit reguliert und wenn die Reform da nicht vorangeht und ehrgeiziger wird – ein bisschen Reform ist da ja auch geplant – dann kann man den gesamten Emissionshandel erst mal von diesem Klimaschutz-Ehrgeiz ausnehmen und die nicht erfassten Bereiche wie etwa Wohngebäude und Autoverkehr, die machen insgesamt zu wenig aus, um dieses 40-Prozent-Ziel alleine zu schultern.
    Jule Reimer: Dann stellt sich die Frage: Gibt es noch irgendwo ungenutzte Reserven, die Deutschland eine bessere CO2-Bilanz einbringen könnten?
    Georg Ehring: Ja, es gibt ungenutzte Reserven. Der größte Bereich ist die Gebäudedämmung, da gibt es Förderprogramme, die aber viel zu schwach sind, um das ganze zu erreichen. Hier könnte man sicher mit verstärkten Förderprogrammen mehr erreichen. Das ist vor allem deswegen auch verwunderlich, weil in der Gebäudesanierung sich Investitionen auf die Dauer von selbst bezahlt machen und es volkswirtschaftlich gesehen eigentlich lohnend ist, da mehr zu investieren. Es gibt aber auch andere Bereiche, wo man CO2 einsparen könnte, zum Beispiel den Bereich Autoverkehr. Da ist Deutschland in puncto EU gerade der Bremser. Deutschland hat die EU-Ziele aufgeweicht und mit mehr Ehrgeiz hätte man gerade in dem Bereich mehr erreichen können.