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Klimaschutz
Diskussion über Reformen beim Emissionshandel

Das Geschäft mit Emissionsrechten für Kohlendioxid steckt in Europa in einer Krise. Dennoch findet das Modell weltweit erstaunlich viele Nachahmer.

Von Georg Ehring | 28.05.2014
    Ein Braunkohlekraftwerk in Jänschwalde, Brandenburg (Foto von 2014)
    2015 stehen Verhandlungen über ein weltweites Klimaschutz-Abkommen an. (dpa / picture alliance / Patrick Pleul)
    Kohlendioxid ist ein farb- und geruchloses Gas - und doch manche Aussteller auf der Carbon Expo machen daraus ein Produkt zum Anfassen, jedenfalls fast. Amos Kamara vom Landwirtschaftsministerium aus Sierra Leone in Westafrika lockt am Stand seines Landes die Besucher mit einem Blick in den Urwald:
    "Die Bäume, die Sie hier sehen, speichern Kohlenstoff. Kohlenstoff, der zum Beispiel durch den weltweiten Straßenverkehr und durch die Industrie freigesetzt wird. Und das ist eine Möglichkeit, gegen den Klimawandel anzugehen."
    Staaten, Energieversorger und andere Emittenten von Treibhausgasen bezahlen Länder wie Sierra Leone für den Erhalt ihres Regenwaldes und sie können sich dies auf eigene Anstrengungen zur Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes anrechnen lasen. Anbieter und Nachfrager solcher Klimaschutz-Leistungen finden auf Handelsplattformen im Internet zueinander, zum Beispiel CarbonTradeXchange, gegründet von Wayne Sharpe:
    "Wir bringen sie elektronisch auf den Markt. Die Menschen müssen dann nicht mehr verreisen, um ihre Leistungen zu verkaufen. Und die Käufer, also Institutionen, die Kohlendioxid kaufen müssen oder freiwillig kaufen, um etwas für die Umwelt zu tun, können das auch elektronisch machen."
    Das Geschäft mit solchen Projekten steckt allerdings in einer Krise, dies ist auch auf der Carbon Expo zu spüren. Der Markt für internationale Klimaschutz-Projekte in Entwicklungsländern ist stark geschrumpft und auch die Preise im Emissionshandel in Europa sind immer weiter gesunken. Die Europäische Union hat Emissionsrechte vorübergehend aus dem Markt genommen, um den Verfall aufzuhalten. Der Internationale Verband des Emissionshandels IETA hat Händler nach ihrer Ansicht dazu befragen lassen, doch die sind skeptisch. Jon Williams von PriceWaterhouse Cooper zum Ergebnis der Umfrage:
    "Es gibt allgemein das Gefühl, dass die Stabilisierungsreserve die Preise tatsächlich stabilisieren kann, doch die Händler glauben nicht, dass es damit schon geschafft ist."
    Besonders wichtig für eine Wiederbelebung des Marktes wären ehrgeizige Ziele im Klimaschutz selbst - derzeit geht es in Europa um die Perspektive bis zum Jahr 2030 und weltweit soll Ende nächsten Jahres der Klimaschutz bei einem Gipfeltreffen in Paris auf eine neue Grundlage gestellt werden.
    Auch wenn der Emissionshandel in Europa unter Druck steht - er findet weltweit erstaunlich viele Nachahmer: Seit Anfang 2013 wurden ähnliche Systeme in neun Regionen neu eingeführt - vor allem in China, aber auch in Kalifornien, Quebec und Kasachstan. Simon Whitehouse von der Weltbank sieht Licht am Ende des Tunnels.
    "Was wir sehen und was uns Hoffnung macht, ist die Tatsache, dass Länder und private Unternehmen auch ohne ein weltweites Abkommen vorangehen und einen Preis für Kohlendioxid entstehen lassen."
    In der Theorie ist der Emissionshandel ein besonders effizienter Weg, CO2-Emissionen dort einzusparen, wo es am billigsten ist. Besonders effizient wäre ein weltweiter Verbund und dafür wäre auch ein weltweites Klimaschutz-Abkommen zumindest hilfreich. Die meisten befragten Emissionshändler rechnen zwar nicht mit einem kompletten Scheitern des Weltklimagipfels in Paris im nächsten Jahr - aber ein Abkommen mit verbindlichen weltweiten Obergrenzen für Treibhausgase erwartet nur eine Minderheit.