Sechs Jahre lang leitete Christiana Figueres das Klimasekretariat der Vereinten Nationen. Da musste sie immer ganz Diplomatin sein. Nun aber macht die Politikerin aus Costa Rica ordentlich Druck. Als Mitbegründerin der "Mission 2020". Dahinter stehen Wissenschaftler, Unternehmen, Investoren und städtische Klima-Bündnisse. In der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlichen sie jetzt einen Kommentar und Dringlichkeitsappell.
"Wenn wir diese Kehrtwende nicht hinbekommen, wird es sehr gefährlich. Dann fällt die Tür ins Schloss, und wir schaffen es nicht mehr, die globale Erwärmung auf anderthalb oder zwei Grad Celsius zu beschränken. Die Versicherungsbranche hat bereits angedeutet, was dann passiert: Schäden für die Weltwirtschaft werden nicht mehr versicherbar sein."
2020 als letzte Frist
Mit dem Jahr 2020 als letzte Frist folgt die Initiative dem sogenannten Budget-Ansatz der Klimawissenschaften. Demnach passt nur noch eine gewisse Restmenge Kohlendioxid in die Atmosphäre, um die Zwei-Grad-Schwelle nicht zu überschreiten.
Katherine Richardson, Nachhaltigkeitsforscherin an der Universität Kopenhagen in Dänemark: "Nach seriösen wissenschaftlichen Abschätzungen können wir es uns nur noch vier bis etwas über zehn Jahre lang leisten, Treibhausgase in dem Ausmaß in die Atmosphäre zu blasen, wie wir es heute tun. Deshalb sagen wir: Der Wendepunkt muss jetzt erreicht werden - spätestens 2020!"
Diese Erkenntnis ist nicht etwa neu. Dass sich das Zeitfenster um 2020 herum schließt, steht schon im vorletzten Bericht des Weltklimarates, und der ist zehn Jahre alt. Die Staatengemeinschaft konnte sich aber erst Ende 2015 auf ein globales Klimaschutzabkommen einigen, und jetzt läuft die Zeit davon.
Diese Erkenntnis ist nicht etwa neu. Dass sich das Zeitfenster um 2020 herum schließt, steht schon im vorletzten Bericht des Weltklimarates, und der ist zehn Jahre alt. Die Staatengemeinschaft konnte sich aber erst Ende 2015 auf ein globales Klimaschutzabkommen einigen, und jetzt läuft die Zeit davon.
Forderungen nicht besonders realistisch
Christiana Figueres und ihre Mitstreiter fordern deshalb radikale Maßnahmen. Die weltweiten Investitionen in den Klimaschutz müssten sich bis 2020 verzehnfachen. Erneuerbare Energien sollten dann 30 Prozent der globalen Stromerzeugung ausmachen - zuletzt waren es 24. Neue Kohlekraftwerke dürfe es nicht mehr geben. Jedes siebte neu verkaufte Auto müsse ein elektrisches sein - heute liegt der Anteil von E-Mobilen nicht mal bei einem Prozent. Auch der Luftverkehr müsse seine Emissionen reduzieren, und zwar um ein Fünftel. Irgendwie klingt das nicht besonders realistisch. Figueres verweist aber auf jüngste, positive Trends.
"China hat bereits über einhundert Kohlekraftwerke dicht gemacht. Das Land will im Jahr 2020 fünf Millionen Elektroautos auf der Straße haben. Indien hat gerade seine Ziele für den Stromanteil aus erneuerbaren Quellen erhöht, auf 60 Prozent im Jahr 2027 - weil Solarenergie dort inzwischen billiger ist als Kohle. Die Preise für saubere Energieträger fallen dramatisch: Bei Windkraft waren es über 40 Prozent in den letzten acht Jahren, und bei Solarenergie sogar über 80!"
"China hat bereits über einhundert Kohlekraftwerke dicht gemacht. Das Land will im Jahr 2020 fünf Millionen Elektroautos auf der Straße haben. Indien hat gerade seine Ziele für den Stromanteil aus erneuerbaren Quellen erhöht, auf 60 Prozent im Jahr 2027 - weil Solarenergie dort inzwischen billiger ist als Kohle. Die Preise für saubere Energieträger fallen dramatisch: Bei Windkraft waren es über 40 Prozent in den letzten acht Jahren, und bei Solarenergie sogar über 80!"
Signal an den bevorstehenden G-20-Gipfel in Hamburg
Ein Lichtstreif am Horizont auch, dass der globale Jahresausstoß von Treibhausgasen zuletzt nicht mehr gestiegen ist, sondern annähernd konstant blieb. Die Autoren des Nature-Kommentars verstehen ihren Appell auch als Signal an den bevorstehenden G-20-Gipfel in Hamburg. Die Regierungschefs der größten Industrie- und Schwellenländer sollten die Anregungen aufnehmen und energischer gegen den Klimawandel vorgehen, sagt auch Hans-Joachim Schellnhuber, Mitautor und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.
"Die Klimamathematik spricht eine brutal klare Sprache. Wir können den Planeten nicht in den nächsten wenigen Jahren heilen, aber durch Unachtsamkeit könnten wir ihm bis 2020 eine tödliche Wunde zufügen, das heißt wir haben etwa drei Jahre Zeit, die Klimawende herbeizuführen."
"Die Klimamathematik spricht eine brutal klare Sprache. Wir können den Planeten nicht in den nächsten wenigen Jahren heilen, aber durch Unachtsamkeit könnten wir ihm bis 2020 eine tödliche Wunde zufügen, das heißt wir haben etwa drei Jahre Zeit, die Klimawende herbeizuführen."