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Klimaschutz und Sport
„Wenn wir nur zuschauen wollen, passiert gar nichts“

Der Deutsche Alpen-Verein will bis 2030 klimaneutral sein. Dazu hat der DAV ein Grundsatzpapier verabschiedet, dass eine CO2-Bepreisung von 90 Euro pro Tonne vorsieht. „Wir haben den Preis so hoch angesetzt, weil wir substanziell etwas leisten wollen“, sagte DAV-Präsident Josef Klenner im Dlf.

Josef Klenner im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Der Rutor-Gletscher im Aostatal in Italien.
Als Bergsteiger spürten die DAV-Mitglieder den Klimawandel in den Alpen inzwischen sehr deutlich, sagt Verbandspräsident Klenner. (www.imago-images.de)
Als mögliche Maßnahmen, die CO2 einsparen können, nannte Josef Klenner Anreisen zu Kursen oder Kletterhallen mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowie eine Gebäudebewirtschaftung mit professionalisierter Klimatechnik und Photovoltaikspeichern. Allerdings könne nicht alles gleichzeitig in Angriff genommen werden, weshalb es einen Stufenplan gebe.
Der Beschluss, bis 2030 klimaneutral zu werden sowie das Grundsatzpapier, das konkrete Handlungsvorgaben macht, sei auf Grundlage einer Projektgruppe und nach einem breiten Meinungsbildungsprozess entstanden. Daher sei auch die hohe Zustimmung der Mitglieder von 80 Prozent zu erklären.

Heterogenes Meinungsbild im DAV

Es habe Stimmen gegeben, die der Meinung waren, dass der DAV wenig tun könne, und sich der Einsatz für das Klima nicht lohne. Klenner entgegnete: "Wir haben 1,4 Millionen Mitglieder. Wenn wir nur zuschauen wollen, passiert gar nichts." Die Gegenposition sei ebenfalls drastisch gewesen und habe gefordert, Veranstaltungen aus Klimaschutzgründen abzusagen.
Josef Klenner, Präsident des Deutschen Alpen-Vereins. Archivbild 2011.
Josef Klenner ist überzeugt, dass das Konzept des DAV auch für andere Verbände anwendbar ist. (imago stock&people)
Das nun entstandene Konsenspapier bezeichnete Klenner als "neuen Standard innerhalb der Sportlandschaft". Der DAV will das Greenhouse Gas Protocol nutzen, einen weltweiten Standard für die Messung von Treibhausgasen. Die Ergebnisse sind dann Basis dafür, wie das Geld für Klimaschutzmaßnahmen im Verband verteilt wird, der geografisch betrachtet in Sektionen gegliedert ist: Für jede Tonne, die eine Sektion ausstößt, muss diese Sektion 90 Euro aus ihrem Budget für Klimaschutzmaßnahmen aufwenden.

Verein will "Substanzielles" leisten

Der Preis, so Klenner, sei so hoch angesetzt worden, weil der Verband substanziell etwas leisten wolle. Die Sektionen müssten selbst entscheiden, wie sie die Klimaschutzmaßnahmen finanzieren wollen, aber der Spitzensport solle nicht behindert werden.
Klenner warb dafür, dass der Ansatz im Grundsatz für fast jeden Sportverband anwendbar sei. In Sachen Mobilität und Sportstättenbetrieb gebe es viele Parallelen.
Als Bergsteiger spürten die DAV-Mitglieder den Klimawandel in den Alpen inzwischen aber sehr deutlich. Es sei kaum zu fassen, wie stark Gletscher schmölzen. Das Klimabewusstsein sei relativ neu in der Gesellschaft. Deshalb habe es so lange gedauert, bis der DAV die Ärmel hochgekrempelt habe.