Archiv

Klimaschutz und Wirtschaft
Die Profiteure der Paris-Ziele

Die Verhandlungen auf dem Weltklimagipfel neigen sich ihrem Ende. Spannend sind die Ergebnisse auch für Unternehmen. Nicht, weil sie zu strenge Klimaauflagen fürchten: Viele schätzen die Verbindlichkeit des Abkommens – und wittern Geschäfte.

Von Georg Ehring |
    Ein Feld in Sachsen-Anhalt nach der Ernte. Im Hintergrund stehen Windräder.
    Windenergie: Eine der Branchen, die von ehrgeizigen Klimazielen profitieren würde. (imago/Westend61)
    Wetten einzugehen ist in Großbritannien Volkssport und Michael Jacobs, Londoner, Ökonom und Berater des New Climate Project weiß, dass manche seiner Landsleute auch darauf gewettet haben, wann der Klimagipfel in Paris zu Ende geht. Offizielles Schlussdatum wäre heute Abend um sechs Uhr, doch er geht weiter – zumindest bis zum Samstag.
    "Ich ziehe aus dieser Verspätung gar keine Schlüsse. Unter denen, die Wetten auf das Ergebnis abgeschlossen haben, gab es bestimmt ziemlich wenige, die auf Freitagabend sechs Uhr gesetzt haben. Diese Wette können die Freunde der Klimaverhandlungen ziemlich leicht eingehen."
    Den Entwurf für einen Welt-Klimavertrag findet er im diplomatischen Sinne durchaus gelungen – auch wenn noch nicht klar ist, ob es dabei bleibt.
    "Der Schlüssel zu diesem Text ist: Es ist ein sehr sorgfältiger Versuch, die Interessen der verschiedenen Seiten auszugleichen. Und das ist auch nötig, denn man kann kein Abkommen schaffen, das nicht ausgewogen ist. Sie müssen jeder Seite etwas geben, damit sie nach Hause gehen und sagen kann: Wir wollten dieses oder jenes erreichen und wir haben es geschafft."
    "Milliarden von Dollar an neuen Investitionen"
    Auch die Wirtschaft rund um den Globus wartet mit Spannung auf das Ergebnis der Konferenz. Sie schätzt besonders Verbindlichkeit und das Abkommen soll international rechtlich verbindlich sein, die nationalen Klimaziele nach dem jeweiligen Landesrecht. Also können sie auch Grundlage für Investitionen sein, meint Edward Cameron von der Wirtschaftsvereinigung "We mean business", die sich für ehrgeizigen Klimaschutz einsetzt:
    "Wir sehen das nicht nur in dem neuen Text, sondern auch in den mehr als 180 nationalen Klima-Aktionsplänen, die die Länder vor der Konferenz vorgelegt haben. Diese nationalen Aktionspläne repräsentieren Milliarden von Dollar an neuen Investitionen, Veränderungen in der Energieerzeugung, bei der Landnutzung und im Verkehrssystem rund um den Globus."
    Immerhin muss in den nächsten Jahrzehnten ein Großteil der Energieversorgung auf Sonne, Wind und andere erneuerbare Quellen umgestellt werden und das kostet Billionen von Euro. Ob und wie schnell diese Investitionen erfolgen, hat auch mit dem Gipfelergebnis zu tun.
    Wirtschaft an einer entscheidenden Weggabelung?
    Am heutigen Freitag laufen die Verhandlungen meist hinter den Kulissen. Der neue Text mutet allen Seiten mehr zu als sie eigentlich zu geben bereit waren und die Umweltminister müssen ihre Positionen mit den heimischen Regierungen abstimmen.
    Lord Nicolas Stern, der Autor des Stern Report, der im Jahr 2006 auf die wirtschaftlichen Vorteile ehrgeizigen Klimaschutzes hingewiesen hatte, sieht die Welt der Wirtschaft jetzt an einer entscheidenden Weggabelung.
    "Im Grunde geht es darum, dass wir sehen wo der Weg uns hinführt. Und da hat sich etwas geändert: Die Menschen sehen, dass der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft die Wachstumsgeschichte der Zukunft ist."
    Das Signal dafür soll ein erfolgreicher Abschluss des Gipfels in Paris geben. Noch ist offen, ob das gelingt. Häufig wurden in der Schlussphase Texte noch abgeschwächt, um alle Staaten mit ins Boot zu holen. Irgendwann an diesem Wochenende wissen wir mehr - Wetten auf den genauen Zeitpunkt können noch abgeschlossen werden.
    Mehr dazu finden Sie auch auf unserem Portal Klimagipfel 2015.