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KlimaTeller-App
Essen für den Klimaschutz

Mit unserer Ernährung verursachten wir ein Fünftel bis ein Viertel der Treibhausgasemissionen in Deutschland, sagte Doreen Havenstein vom Verein Nahhaft e.V. im Dlf. Um Gastronomen bei der Zusammenstellung von klimafreundlichen Gerichten zu helfen, wurde die "KlimaTeller-App" entwickelt.

Doreen Havenstein im Gespräch mit Stefan Römermann |
    Ein Löffel Wirsingeintopf mit Gemüsen und Linsen, im Hintergrund der ganze Teller mit der Suppe.
    Auf spielerische Weise lernen, wie Essen mit Klimawandel und -schutz zusammenhängen: mit der KlimaTeller-App (imago / Westend 61)
    Stefan Römermann: Und wir bleiben beim Klimawandel und wechseln nur von den Auswirkungen zu den Ursachen. Ein großer Teil der klimaschädlichen CO2-Emissionen geht bekanntlich auf das Konto von Stromerzeugung, Heizen und Verkehr. Aber auch bei der Produktion und dem Transport von Lebensmitteln wird regelmäßig viel CO2 ausgestoßen. Wie der Klimaschutz auch auf die Speisekarten von Kantinen und Restaurants kommen kann, damit hat sich jetzt ein Projekt des Umweltbundesministeriums beschäftigt, die "KlimaTeller-App". Darüber habe ich gesprochen mit Doreen Havenstein vom Verein Nahhaft e.V., der an der Entwicklung beteiligt war. Sie habe ich vor der Sendung gefragt, warum wir denn jetzt beim Essen auch noch an das Klima denken sollen.
    Doreen Havenstein: Die meisten wissen ja gar nicht, dass unsere Ernährung, das, was wir essen, ein Fünftel bis ein Viertel der Treibhausgasemissionen in Deutschland verursacht. Und im Hinblick auf unsere Klimaziele macht es ja durchaus Sinn, sich klimafreundlich zu ernähren, denn wir haben das ambitionierte Ziel, bis 2050 weitgehend treibhausneutral zu wirtschaften und zu leben. Warum nicht einfach im Alltag, bei den alltäglichen Tätigkeiten anfangen, wie dem Essen?
    "Wie hängt Essen mit Klimaschutz zusammen?"
    Römermann: Jetzt gibt es die KlimaTeller-App. Was ist da der Gedanke dahinter?
    Havenstein: Mit der KlimaTeller-App können Gastronomien, ob jetzt Kantine, Betriebsrestaurant oder Hochschulmensa und auch Restaurants KlimaTeller zusammenstellen, indem sie die Zutaten und die Mengen sowie die Anzahl der Portionen, die daraus zubereitet werden, eingeben. Und so können sie dann auf spielerische Weise verschiedene Zutaten ausprobieren, mit den Mengen spielen und beispielsweise aus traditionellen Gerichten ein klimafreundliches entstehen lassen, das dem traditionellen nahekommt. Das ist auch immer ganz spannend. Das ist das eine. Zum anderen ist es auch ganz spannend, zu erfahren, wie hängt denn jetzt das Essen mit Klimawandel beziehungsweise Klimaschutz zusammen? Welche Zutat hat welche Wirksamkeit, und wie stelle ich jetzt so ein klimafreundliches Gericht zusammen. Das ist aufseiten der Gastronomien auf jeden Fall ganz spannend, so ein bisschen spielerisch das zu entdecken, es gibt einen CO2-Rechner mit der KlimaTeller-App. Und auf der anderen Seite, wenn Sie Ihre klimafreundlichen Gerichte als KlimaTeller auszeichnen, setzen Sie gleichzeitig ein Zeichen an Ihre Gäste: Das ist ein Thema für uns, wir kümmern uns darum, und du hast die Wahl, ein klimafreundliches Gericht auszuprobieren. Und die Gäste können sich eben für die klimafreundliche Alternative auf dem Speiseplan oder der Speisekarte entscheiden, und das dann auch natürlich selbst zu Hause ausprobieren. Das heißt, die KlimaTeller-App ist auch für Privatpersonen nutzbar.
    11,7 Millionen Gastronomie-Besuche im Jahr
    Römermann: Das heißt, ich kann sie auch zu Hause nutzen. Hauptzielgruppe sind trotzdem die Gastronomen – habe ich richtig verstanden?
    Havenstein: Genau. Die Außer-Haus-Verpflegung nimmt einen immer größeren Stellenwert in unserer Ernährung ein. 11,7 Milliarden Besuche verzeichnet die Außer-Haus-Verpflegung jedes Jahr, und da ist auf jeden Fall großes Potenzial.
    Römermann: Nun steht auf Ihrer Webseite, es würden da präzise Berechnungen des CO2-Fußabdrucks angeboten. Wie präzise können die denn tatsächlich sein? Es macht doch schon einen Unterschied, ob ich jetzt die Tomaten kaufe, die im Gewächshaus gewachsen sind, im beheizten Gewächshaus angebaut wurden, oder die im Freiland angebaut worden sind.
    Havenstein: Ja. Bei der Angabe der Zutaten können bei Bedarf eben auch die Spezifikationen angegeben werden, also wo die Zutat herkommt, wie es transportiert wurde, wie es hergestellt wurde, ob bio oder konventionell, der Verarbeitungsgrad. Ob es frisch ist, konserviert, tiefgefroren. Eben auch, ob es aus dem Treibhaus ist. Und dadurch kann man so ein bisschen spielen und schauen, welchen Unterschied macht es denn, wenn es jetzt aus dem Treibhaus ist, und wenn es eben frisch vom Feld kommt.
    Römermann: Bin ich nicht als Gastronom, der ich sag mal ohnehin auf Bioprodukte setzt, ohnehin schon auf der sicheren Seite, was den Klimaschutz angeht?
    Havenstein: Bio an sich, insbesondere bei pflanzlichen Lebensmitteln hat schon eine geringere Klimabilanz, je nachdem, welche Verfahren und Prozesse eingesetzt werden, als die konventionelle Herstellungsweise, das ist richtig. Allerdings ist auch immer die Art der Zutat auch eine entscheidende Komponente. Von daher kann man da – natürlich ist bio wichtig, aber da kann man eben einfach noch mal ein bisschen schauen, was gibt es denn da noch für Möglichkeiten.
    "Wir haben bereits 200 Interessenten"
    Römermann: Inwiefern kontrollieren Sie denn auch, wenn in der Speisekarte jetzt ein KlimaTeller ausgewiesen wird, dass das tatsächlich auch ein Produkt ist, was tatsächlich klimafreundlich ist?
    Havenstein: Zum einen setzen wir da auf Vertrauen, dass Gastronomien eben nicht einen KlimaTeller ausweisen, der am Ende gar kein KlimaTeller ist. Zum anderen werden wir stichprobenartig testen.
    Römermann: Wie sind denn bisher die Reaktionen bei den Gastronomen?
    Havenstein: Recht positiv. Heute wird die KlimaTeller-App vorgestellt, und wir haben bereits über 200 Interessenten, die sich dafür interessieren und warten, sie auszuprobieren. Und wir sind gespannt. Wir sind offen für Rückmeldungen, weil wir möchten natürlich jetzt auch über das Jahr hinweg mit den Gastronomien gemeinsam auch erarbeiten, was es noch braucht und auf welche Weise. Und wir sind auch gespannt, was die Gäste rückmelden.
    Römermann: Doreen Havenstein vom Verein Nahhaft e.V. über die KlimaTeller-App. Das Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.