2015 auf dem UN-Klimagipfel verpflichteten sich fast alle Staaten in dem sogenannten Pariser Abkommen, die Weltwirtschaft klimafreundlicher zu gestalten. Die Länder setzten sich zudem das Ziel, die globale Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, muss in vielen Bereichen gehandelt werden – zum Beispiel beim Ausbau der erneuerbaren Engergien.
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Emissionen aus der Energiewirtschaft
Rund 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland stammen aus der Energiewirtschaft. Es ist der Sektor mit dem höchsten prozentualen Anteil an den Gesamtemissionen, aber auch jener, der seit 1990 am meisten eingespart hat. Der Grund: Es wird weniger Strom aus Braun- und Steinkohle erzeugt, dafür steigt der Anteil aus erneuerbaren Energien. Für die Bundesregierung der Beweis, dass die Energiewende vorankommt. Allerdings ist die Entwicklung nicht gradlinig – so ging der Anteil der Erneuerbaren in diesem Jahr nach ersten Schätzungen sogar zurück: auf rund 43 Prozent.
Vollversorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien machbar?
Wer Klimaneutralität erreichen will, muss eine Vollversorgung mit Strom aus Wind, Sonne und Co. anstreben. Und dies sei auch machbar, sagt Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, DIW.
"Ja, das ist möglich. Es ist technisch möglich, es ist ökonomisch effizient. Und es ist auch in kürzester Zeit machbar. Wichtig ist aber, dass man den Ausbau der erneuerbaren Energien forciert, dass man die Rahmenbedingungen so anpasst, dass auch ein systemrelevanter Ausbau möglich wird, und alles auf eine solche Vollversorgung heute schon ausrichtet."
Verschiedene wissenschaftliche Studien skizzieren den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland: Eine Vollversorgung im Stromsektor sei ab 2030 möglich. Hierzulande bieten vor allem die Windkraft und die Photovoltaik die quantitativ höchsten Potenziale. Allerdings ist der Ausbau in den vergangenen Jahren ins Stocken geraten. Bei der Windkraft an Land sorgten beispielsweise langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren und auch verbindliche Abstandsregeln zu Wohngebäuden für einen Rückgang beim Zubau der Windkrafträder.
Wachsender Strombedarf
In den kommenden Jahren wird der Strombedarf wachsen - vor allem durch die steigende Elektromobilität oder die Produktion von "grünem" Wasserstoff. Der Ausbau der Erneuerbaren muss deshalb forciert werden. Die Stiftung Klimaneutralität fordert daher, dass künftig rund zwei Prozent der Flächen in Deutschland für die Nutzung der Windkraft zur Verfügung stehen sollte, regeln soll dies ein Bundesgesetz. Eine Mammutaufgabe, sagt auch Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Deutschen Energieagentur, Dena:
"Der Ausbau der erneuerbaren Energien führt in unserem Modell dazu, dass sich die installierte Leistung der Solarenergie bis 2030 fast verdreifacht. Die installierte Kapazität der Windenergie an Land steigt um 80 Prozent und in der Zeit von 2030 bis 2045 wird sich das Ganze noch einmal verdoppeln."
Doch ist die Energiewende nicht nur eine quantitative Herausforderung. Es geht ebenso um eine qualitative Ertüchtigung der Stromnetze, sie müssen dezentraler und flexibler werden. Ein digitalisiertes Energiesystem mit intelligentem Lastmanagement sowie Speicheroptionen. Weil der Wind nicht immer und überall weht, und auch die Sonne nicht ständig scheint, gehört auch die Einbindung in ein europäisches Verbundnetz dazu, damit die Versorgungssicherheit gewährleistet ist.