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Klimawandel
Deutsches Klimakonsortium warnt vor Starkregen in Deutschland

Der Klimawandel ist laut Deutschem Klimakonsortium unbestreitbar. Zu den Folgen zählt auch die Gefahr von Starkregen. Der Deutsche Wetterdienst fordert deshalb eine neue Kultur im Umgang mit Naturkatastrophen. Dazu zähle auch, immer zwei Wasserkisten im Haus zu haben.

Von Philip Banse |
    Ein Einwohner des Ortes Simbach am Inn in Bayern steht im Hochwasser-Gebiet auf einer überfluteten Straße neben einem beschädigten Auto, das auf dem Dach liegt.
    In Deutschland kam es im Sommer 2016 zu sehr extremen Starkregen-Katastrophen. (afp / Christof Stache)
    Aus meteorologischer Sicht war es mal wieder ein historischer Sommer, sagt Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes und Mitglied des Deutschen Klimakonsortiums, einem Zusammenschluss von 24 staatlichen Forschungseinrichtungen, Universitäten und Bundesbehörden. Der Sommer 2016 habe wieder drauf aufmerksam gemacht, so der Deutsche Wetterdienst: Der Klimawandel sei in vollem Gang:
    "Global haben wir zu verzeichnen, dass wir den wärmsten Sommer haben seit wir aufzeichnen. Darin steckt aber noch viel mehr. Darin steckt auch, dass wir einen ganz, ganz heißen Juni hatten, auch global gesehen, absoluter Rekord. Das heißt, wir stecken mitten im Klimawandel."
    Erderwärmung aktuell stärker als in den letzten 1.000 Jahren
    Natürlich sei in diesem Jahr der El Niño hinzugekommen, also jenes Phänomen, bei dem sich alle paar Jahre der Pazifik vor Südamerika erwärmt und das Weltklima durcheinanderbringt. Blicke man jedoch auf die Erwärmungsrate der letzten 100 Jahre, also um wie viel Grad die Erde sich jedes Jahr erwärmt hat, so sei der Klimawandel auch ohne El Niño unbestreitbar:
    "Wir haben absolute Rekorde. In den letzten 1.000 Jahren gab es noch nie eine so starke Erwärmungsrate wie die, die wir aktuell erleben."
    Wie zeigt sich der Klimawandel nun für Deutschland? In diesem Sommer, so Paul Becker vom Deutschen Wetterdienst, nicht in Form von Hitze, sondern von Regen. So kam es zu den sehr lokalen, aber sehr extremen Starkregen-Katastrophen wie im baden-württembergischen Braunsbach, als Straßen sich in reißende Ströme verwandelten, Bilder wie man sie bisher nur aus Bangladesch kannte.
    Klimawandel wird in Deutschland zu vermehrten Starkregen führen
    Der Klimawandel werde dazu führen, das Starkregen in Deutschland öfter auftreten wird, intensiver sein wird, also länger anhalten wird, so der Vize des Deutschen Wetterdienstes. Sein Fazit mit Blick auf die tödlichen Fluten in Braunsbach:
    "Die Message ist: So eine Niederschlagsmenge ist theoretisch in Deutschland nahezu an jedem Ort möglich. Im Sommer. Betonung: Im Sommer."
    Was tun? Natürlich müsse der Klimawandel bekämpft werden, sagte die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger. Die Bundesregierung arbeitet ja gerade an einem Klimaschutzplan 2050, der regeln soll, wie Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen will.
    Umweltbundesamt: Klimaschutzplan ist "mutloses Papier"
    Diesen Plan musste die Umweltministerin zuletzt auf Drängen des Kanzleramtes zusammenstreichen. Die Präsidentin des Umweltbundesamtes kritisierte heute, dieser Klimaschutzplan sei ein "mutloses Papier":
    "Was wir im Augenblick sehen, ist, dass er im Augenblick keine konkreten Ziele mehr enthält, und wir würden uns schon sehr wünschen, dass diese Lücken gefüllt werden."
    Und so bleibt vielen in Deutschland nur, sich anzupassen – an höhere Temperaturen, aber vor allem an starken Regen. Die Präsidentin des Umweltbundesamtes sieht hier vor allem die Kommunen in der Pflicht:
    "Es geht bei Starkregenereignissen darum, dass man Möglichkeiten findet, diese Regenmassen besser aufzunehmen; dass man Möglichkeiten findet, dass sie nicht wie Sturzfluten auf den asphaltierten Flächen abschießen, sondern sanfter versickern, sanfter aufgenommen werden und dafür hat sich in der vergangenen Zeit dieser Begriff Schwamm-Stadt herausgebildet, der das sehr plastisch beschreibt."
    Maßnahmen gegen Starkregen treffen
    Viele Städte hätten schon ein gutes Stück auf dem Weg zum Schwamm zurückgelegt: Hamburg glänze mit einer Gründachstrategie; im Berliner Quartier Adlershof wurden von vornherein Mulden eingeplant, in denen Regenwasser versickern kann; Bonn hat Asphalt aufgebrochen, Versiegelung reduziert, damit Regen versickern kann und Kamen hat den Heerener Mühlbach umgestaltet.
    Unna habe eine Starkregenkarte erstellt, damit Feuerwehr und Bürger wissen: Wer ist bei Starkregen eigentlich betroffen? Und hier seien dann auch vor allem Bürger gefragt, sagt Paul Becker vom Deutschen Wetterdienst. Der Staat könne nicht alles machen:
    "Natürlich sind das nicht unendlich viele Maßnahmen und natürlich sind das einfache Maßnahmen, aber wenn diese einfachen Maßnahmen nicht getroffen werden, dann sind sie verheerend."
    Kellerfenster abdichten, Garagen und Tiefgaragen abdichten. Bei Starkregen nicht in Tiefgaragen und Unterführungen gehen. Paul Becker vom Deutschen Wetterdienst forderte eine neue Kultur im Umgang mit Naturkatastrophen, dazu gehöre auch immer zwei Wasserkisten im Haus zu haben.