"Wir sehen jetzt hier einen sehr frischen Pilzfruchtköper vom sogenannten Brandkrustenpilz. Das ist einer der gefährlichsten Baumpilze, da bei ihm die Holzzersetzung sehr schnell passiert. Also sobald ich Symptome sehe, muss ich handeln."
Christoph Haase, stellvertretender Parkleiter im historischen Branitzer Fürst-Pückler-Park bei Cottbus zeigt auf eine leuchtend braungelbe, kopfgroße Beule, die am Stamm einer Rotbuche klebt. Diese ist durch den Pilz schon sichtbar geschädigt, große dicke Rindenstücke liegen am Boden, der Baum wird bald von der Krone bis hinunter zur Wurzel stückweise abgesetzt.
"Bäume verkraften nicht, wenn ihr Wasserhaushalt gestört ist"
"Ursache des Ganzen ist die sogenannte 'Buchen-Komplex-Krankheit', die wir in diesem Jahr erstmalig in unserem Holzbestand verzeichnen. Es ist ein Komplex aus verschiedenen Krankheitserregern. Sprich insbesondere Pilzbefall und unterschiedlichste Schadinsekten. Ursache ist der Wassermangel. Die Bäume verkraften es nicht, wenn ihr Wasserhaushalt gestört ist, sprich: fehlende Niederschläge. Und, was wir auch erstmalig in diesem Jahr haben, und das wird auch hier die Ursache sein, gesunkene Grundwasserstände."
Historische Gärten und Parks wie der Branitzer Park, der vom Landschaftsgestalter Hermann Fürst von Pückler-Muskau im 18. Jahrhundert angelegt wurde, sind in unseren Zeiten einer besonderen Bedrohung ausgesetzt: der spürbaren Klimaerwärmung. Immer trockenere Sommer, kürzere, und zumeist frostarme Winter, gesunkene Grundwasserspiegel, extreme Stürme und anderes setzen den Landschaftsgemälden zu.
Das ist auch in den historischen Gärten in Potsdam Sanssouci oder Charlottenburg der Fall, meint Gartenleiter Michael Rohde und sagt, dass wir noch mehr über die Auswirkungen wissen müssen.
"Wir müssen mehr wissen über die Frage des Bodens, des Wassers und der Pflanze. Allein das Thema Pflanze würde die Fragen beinhalten, welches Material wir am besten einsetzen können, also generativ, vegetativ beispielsweise, aus welcher Region?"
Wie die "Mona Lisa" zu restaurieren, ohne sie zu berühren
Das grundsätzliche Problem ist: Historische Gärten sind Kunstwerke wie ein Landschaftsgemälde, nur dreidimensional und dynamisch. Sie heute zu erhalten ist schwierig, denn man kann keine neuen Baumarten anstelle der alten einsetzen. Sebastian Doil, Referatsleiter für Gartenpflege und Gartenkultur im Gartenreich Wörlitz.
"Wir wollen die Gartenanlage in dem Erscheinungsbild des 18. Jahrhunderts jetzt hier für Wörlitz präsentieren, darstellen. Alternativen sind da sehr schwierig."
Hauptziel ist, das bestehende Gartenkunstwerk für die Menschen der nächsten Generation zu erhalten und hinüberzuretten. Es ist, als hätte man Da Vincis "Mona Lisa" zu restaurieren, ohne sie dabei anrühren zu dürfen. Die Bepflanzung zukunftsfest zu erhalten sei nicht nur eine ästhetische Herausforderung, betont in Branitz Christoph Haase, sondern berge konkrete Gefahren.
"Es ist zum Beispiel problematisch, wenn wir Gehölze aus externen Baumschulen erwerben. Es besteht die Gefahr, dass ich mir Schädlinge und Krankheiten in die eigene Anlage bringe. Wir haben darauf reagiert mit der Anlage einer eigenen Baumschule. Das heißt konkret, wir ziehen hier Sämlinge, die im Park anfallen, also Naturverjüngung, die ziehen wir in der Baumschule groß, beziehungsweise besondere Gehölze wie die markante Blutbuche vor dem Schloss werden dann veredelt. Und in der Baumschule herrschen dann die dieselben Standortbedingungen wie im Park. Und wir hoffen, damit den Park in die Zukunft zu führen.
Die Experten in allen historischen Anlagen sind sich im Klaren darüber, dass das, was auf sie zukommt, eine Herkulesaufgabe sein wird, und zum Teil schon ist. Denn wie kann man eine vergangene Zeit sichtbar erhalten, wenn die Zukunft sie hinwegfegt?