Immerhin: Abkühlung ist in Sicht. Zum Wochenende hin soll es in den meisten Teilen Deutschlands deutlich kühler werden. Bis dahin heißt es: Ausreichend trinken und sich möglichst wenig in der direkten Sonne aufhalten. Aber womöglich ist die aktuelle Hitzewelle nur ein ganz leichter Vorgeschmack auf das, was uns in Sachen Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten droht. In einer neuen Studie warnen Klimaforscher vor einer regelrechten Heißzeit. Was das konkret bedeuten könnte, fasst unser Klimaexperte Georg Ehring zusammen.
Was muss man sich unter einer Heißzeit vorstellen?
Es würde sehr viel wärmer. Weltweit liegt der Anstieg der Temperatur seit Beginn der Aufzeichnungen derzeit bei etwa einem Grad. Eine Heißzeit würde vielleicht für eine Erwärmung um vier bis fünf Grad sorgen. Eine solche Erwärmung wäre selbst dann möglich, wenn die Menschheit den Ausstoß von CO2 begrenzt. Die Autoren der Studie - unter anderem Professor Hans-Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung - sagen: Es gibt sich selbst verstärkende Prozesse in der Natur, die sich am Ende nicht mehr stoppen lassen.
Ein Beispiel: Wenn der durch Permafrost in Sibirien gefrorene Boden auftaut, dann wird das Treibhausgas Methan frei. Diese Freisetzung geht auch dann weiter, wenn der Mensch aufhört, CO2 auszustoßen. Die Forscher sehen viele solcher Kipp-Punkte, die ähnliche Prozesse auslösen könnten. Die Folgen wären dramatisch: Die Erträge der Landwirtschaft könnten stark sinken, der Meeresspiegel könnte langfristig um zehn bis 60 Meter steigen.
Was würde das konkret für uns hier in Deutschland bedeuten?
Die Studie sagt nichts über einzelne Länder, auch nichts über Deutschland. Doch es würde auch bei uns sehr viel heißer. Der Klimawandel könnte bei uns nicht nur zu Klimaverhältnissen wie in Norditalien führen, sondern zu noch deutlich höheren Temperaturen.
Sind die Erkenntnisse tatsächlich so neu?
Das Neue sind nicht die Kipp-Punkte, sondern die Zusammenstellung zu einem Szenario, das einen "Blick in den Abgrund" erlaubt. Die Autoren beschreiben ein neues Erdzeitalter: Es wird ausgelöst durch den Menschen, ist aber dann im Wechselspiel zwischen Mensch und Natur durch den Menschen allein nicht mehr zu stoppen.
Lassen sich diese Horror-Szenarien denn überhaupt noch sinnvoll verhindern - oder sollten wir uns jetzt einfach darauf einstellen?
Es wäre sehr schwierig, sich auf solche extremen Verhältnisse einzustellen. Erforderlich ist es nach Ansicht der Autoren, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten den Ausstoß von Treibhausgasen zu stoppen, um diese Szenarien nicht Wirklichkeit werden zu lassen - selbst wenn die Aussagen über die möglichen Entwicklungen im Einzelnen noch sehr spekulativ sind.