Fairbourne - ein kleines Dorf an der walisischen Küste, malerisch gelegen zwischen Strand und seichten Hügeln. Etwa 1.000 Menschen leben hier – aber mit der Idylle ist es vorbei. Denn inzwischen ist klar: Dieses Zuhause besteht nur noch auf Zeit.
Fairboune liegt nur knapp über Meereshöhe und die zuständigen Behörden wollen nicht mehr in den Hochwasserschutz investieren. Bei einem erwarteten Anstieg des Meeresspiegels um etwa einen Meter in den kommenden Jahrzehnten wäre das zu teuer – und für die Bewohner trotzdem zu gefährlich, wie Catrin Wager vom Gwynedd Council betont:
"Es wäre viel rücksichtsloser von uns, nichts zu unternehmen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es für solche Fälle keine politischen Vorgaben, keine Gesetze und keine Finanzierung gibt. Wir müssen jetzt planen, um 2045 gerüstet zu sein."
"Es wäre viel rücksichtsloser von uns, nichts zu unternehmen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es für solche Fälle keine politischen Vorgaben, keine Gesetze und keine Finanzierung gibt. Wir müssen jetzt planen, um 2045 gerüstet zu sein."
Verbitterung bei den Dorfbewohnern
2045, also in 26 Jahren, soll die Räumung beginnen und zehn Jahre später abgeschlossen sein. Sollte sich der Klimawandel beschleunigen, werden aber auch die Räumungspläne vorgezogen. Das Dorf wäre die erste Gemeinde in Großbritannien, die wegen des Klimawandels aufgegeben wird. Alles soll hier zurückgebaut werden: Häuser, Straßen, Gasleitungen, Strommasten – das Land wird dem Meer überlassen. Verbitterung bei Dorfbewohner Alan Jones:
"Du kannst kein Dorf stilllegen. Du kannst eine Atomanlage stilllegen oder ein Atom-U-Boot, aber kein Dorf."
Die Bewohner wollten hier nicht nur alt werden, sie wollten ihre Häuser und Grundstücke vererben. Das geht nun nicht mehr, und die Immobilienpreise sind angesichts der düsteren Zukunftsperspektiven schon in den Keller gestürzt. Wer jetzt verkauft, erzielt kaum noch einen Erlös, mit dem er sich woanders etwas Neues kaufen kann – sofern sich überhaupt noch Kaufinteressenten finden. Lynne Ford kann die Entwicklung nicht fassen:
"Ich bin im letzten Dezember 80 geworden, da kann ich mir die Haltung erlauben, von Tag zu Tag zu leben. Aber unsere Familien werden Verlust machen, denn wir werden unsere Häuser nicht mehr verkaufen können. Wir können sie jetzt schon nicht mehr verkaufen."
Keine Entschädigung für die Bewohner
Damit ist für viele auch die Absicherung fürs Alter weg. Tatsächlich sollen die Bewohner von Fairbourne keine Entschädigung erhalten. Die walisische Regionalregierung verweist darauf, dass sie gesetzlich nicht zu Ausgleichszahlungen verpflichtet ist. Nur bei der Umsiedlung wollen die Behörden helfen. Aber wo sollen die Menschen hin? Das Dorf wird an anderer Stelle nicht wieder aufgebaut.
Und: In Fairbourne wird Englisch gesprochen, nicht Walisisch. Werden die Dorfbewohner in einer walisisch-sprechenden Gemeinde überhaupt willkommen sein? Die Bewohner von Fairbourne plagen viele Sorgen in diesen Tagen. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass Fairbournes Schicksal zumindest ein Weckruf für Großbritannien ist. Denn was hier passiert, sagt eine Bewohnerin, wird auch noch anderswo passieren.