Zum Abschied hatte Ban Ki-Moon noch eine üppige Zahl zu bieten. Mitte Dezember 2016, kurz vor Ende seiner Amtszeit als Generalsekretär der UNO, verkündete Ban nicht ohne Stolz, dass das Volumen der weltweiten Divestment-Aktivitäten eine Summe von mehr als fünf Billionen US-Dollar erreicht habe. 5.000 Milliarden also. Eine Beraterfirma hatte es für die UNO errechnet, und das auch noch auf konservative Weise, so der Südkoreaner. Für den Klimaschutz sei das jedenfalls eine erfreuliche Nachricht.
Bei Klimaschützern ist Divestment längst zu einem Trendwort geworden. Es beschreibt die Strategie, durch den Abzug von Kapital aus fossilen Industrien dem Klimawandel entgegenzuwirken. Und im Gegenzug das Geld etwa in erneuerbare Energien zu investieren.
UNO: 690 Konzerne, Institutionen und staatliche Akteure betreiben Divestment
Laut UNO haben sich weltweit bislang etwa 690 Konzerne, Institutionen und staatliche Akteure dem Divestment verschrieben. Dazu kommen knapp 60.000 Einzelpersonen, unter ihnen prominente und finanzstarke Individuen wie der Filmstar Leonardo DiCaprio. Beschleunigt hat den Wachstumsprozess des Divestments besonders das Pariser Klimaabkommen von 2015 – das Gesamtvolumen ist in den zwölf Monaten danach um das Doppelte gestiegen.
Beigetragen hat dazu auch der Versicherungsriese Allianz. Ende 2015 nahm der Münchener Konzern den Klimaschutz explizit in sein Geschäftsportfolio auf – auch mit Blick auf das Zwei-Grad-Ziel der Pariser Klimaverhandlungen. In den Kohlesektor investiert Allianz seitdem nicht mehr.
"Mittlerweile haben wir Anlagen im Wert von etwa einer Milliarde Euro aus 120 Unternehmen abgezogen", erklärt Simone Ruiz-Vergote, zuständig für die Allianz-Klimastrategie. "Insgesamt peilen wir vier Milliarden Euro an."
Divestment-Strategie der Allianz beschränkt sich auf Kohle
Allerdings, so Ruiz-Vergote, beschränkt sich die Divestment-Strategie der Allianz bislang auf Kohle – die Ölbranche bleibt unberührt. Umweltverbänden ist das zu wenig. Die Organisation Germanwatch weist auf Anfrage des DLF darauf hin, dass insbesondere Versicherungen "Lösungen finden müssen, wie sie mit klimaschädlichen Projekten in ihrem Kerngeschäft umgehen".
Vor allem dürfe es nicht dazu kommen, dass trotz Divestment-Bemühungen parallel Rückversicherungen für die Förderung anderer fossiler Energien wie Öl und Gas länger Bestand hätten.
Gleichwohl lobt Germanwatch den umfangreichen Rückzug aus dem Kohlesektor als "ersten, begrüßenswerten Schritt", auf dem aufgebaut werden könne. Für den globalen Klimaschutz sei das Divestment ein "zentraler Schritt, der eine wichtige Signalwirkung" habe und außerdem von der "aktiven Teilnahme von Bürgerinnen und Bürgern" lebe.
Ziele des Paris-Abkommens durch Trump in Gefahr?
Kopfschmerzen bereitet der in Bonn ansässigen Organisation aber die Agenda der neuen US-Regierung unter Donald Trump. Da sich diese unter anderem eine "weitere Deregulierung der Finanzmärkte auf die Fahne geschrieben" habe, könnte das zur Folge haben, dass sich Investoren nicht mehr genötigt sehen, "die Ziele des Paris-Abkommens zu beachten".
Nach Meinung von Simone Ruiz-Vergote dürften zumindest Trumps Wiederbelebungsversuche der heimischen Kohleindustrie keine negativen Auswirkungen auf das Divestment in diesem Bereich haben. Die Nachfrage von Kohle sinke auch in den USA schon seit Jahren. Und selbst konservative Staaten wie Texas hätten sich längst etwa gegenüber der Windkraft geöffnet:
"Die Politik kann viel falsch machen. Aber ich glaube, bei den erneuerbaren Energien ist der Trend weltweit kaum noch zu stoppen."