Die Welt wartet nach wie vor vergeblich auf wirksamen Klimaschutz, und die Welt-Wetterorganisation (World Meteorological Organization, WMO), präsentiert wieder einmal die Quittung. Der Gehalt an klimaschädlichen Treibhausgasen in der Erdatmosphäre hat im vergangenen Jahr erneut Rekordwerte erreicht, beim Kohlendioxid liegt er inzwischen um 42 Prozent höher als vor der Industrialisierung.
Die Welt wisse jetzt ohne jeden Zweifel, dass das Klima sich verändert und das Wetter extremer wird, sagt Michel Jarraud, der Generalsekretär der WMO. Dies sei auf menschliche Aktivitäten wie die Verbrennung fossiler Rohstoffe zurückzuführen. Vor allem der Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung ist in den vergangenen Jahren weiter gewachsen, überwiegend in Schwellenländern, aber auch in Deutschland.
Es droht eine Erwärmung um bis zu fünf Grad
Die Staatengemeinschaft hat sich vorgenommen, die Erderwärmung in diesem Jahrhundert auf zwei Grad zu begrenzen. Die reale Entwicklung laufe völlig anders, sagt Professor Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Wenn es so weitergehe, werde das Ziel nicht erreicht, warnt er: "Wir sind auf einem Kurs, der zu einer Erwärmung von vier Grad, im schlimmsten Falle sogar fünf Grad bis Ende des Jahrhunderts, also innerhalb einer Lebenszeit, führen würde."
Der hohe CO2-Ausstoß erwärmt nicht nur die Atmosphäre, er schädigt auch die Ozeane. Ein Viertel des vom Menschen ausgestoßenen Kohlendioxids wird später in den Meeren gebunden, wo es zu Versauerung führt. Das wiederum kann Korallenriffe zerstören und die Kalkschalenbildung bei Muscheln und anderen Tieren beeinträchtigen. Die weiteren Folgen etwa für Fische können erheblich sein, sie sind aber noch wenig erforscht.
Forscher fordern mehr Engagement für den Klimaschutz
Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung mahnt auch deshalb mehr Konsequenz im Klimaschutz an: "Das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels ist nach wie vor möglich, aber es erfordert eine umgehende und effektive Umsetzung von Klimaschutzpolitik", sagt er. Je länger man warte, desto schwieriger werde es, die Zielmarke noch zu erreichen.
Unter dem Dach der Vereinten Nationen verhandelt die Staatengemeinschaft seit Jahren über einen weltweit geltenden Vertrag zum Schutz des Klimas. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat für den 23. September zu einem Gipfel der Staats- und Regierungschefs nach New York eingeladen. Es gibt allerdings viele Absagen, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel will nicht teilnehmen.