2014 war das bisher wärmste Jahr der Wetteraufzeichnungen in Kalifornien. Schon seit zwei Jahrzehnten liegen die Temperaturen dort fast durchgehend über dem langjährigen Mittel. Das ist zwar nicht der Grund für die extreme Trockenheit, unter der der US-Bundesstaat seit über zwei Jahren leidet. Denn zu einer Dürre kommt es zunächst einmal dadurch, dass kein Regen mehr fällt. Doch steigende Temperaturen können die Situation verschärfen. Und genau das ist in Kalifornien der Fall.
So steht es jedenfalls in der neuen Studie, die Klimaforscher der Stanford University jetzt vorlegen. Unter ihnen Noah Diffenbough, Professor für Erdsystemwissenschaften:
"Durch diesen Erwärmungstrend treten niederschlagsarme Jahre in Kalifornien heute viel häufiger bei höheren Temperaturen auf. Und unsere Analyse der Wetterhistorie der letzten 120 Jahre zeigt: Unter solchen Bedingungen ist das Risiko für extreme Dürren in Kalifornien mindestens doppelt so hoch wie in Jahren, die trocken und kühl sind."
Kein Regen, keine Wasservorräte
Meteorologisch gesehen liegt Kalifornien unter anhaltendem Hochdruck-Einfluss. Dadurch strömt keine feuchte Meeresluft vom Pazifik mehr herein, der Regen bleibt aus.
Gleichzeitig ist es wärmer geworden. Dadurch schwinden die Wasservorräte in dem Küstenstaat. Bei höheren Temperaturen verdunstet nämlich mehr Wasser, die Böden trocknen aus. Und es schrumpft auch die Schneebedeckung auf den Gipfeln der Sierra Nevada. Denn wenn im Winter doch mal Niederschlag fällt, dann regnet es heute eher, als dass es schneit. Die weißen Bergkuppen der Sierra Nevada sind aber ein wichtiges Wasserreservoir für die Kalifornier. Derzeit liegt dort laut Noah Diffenbough rekordverdächtig wenig Schnee:
"Frühere Studien haben versucht zu erklären, warum der Regen in Kalifornien schon länger ausbleibt. Wir dagegen konzentrieren uns auf die Erwärmung. Und sehen, dass sie eine sehr wichtige Rolle bei der jetzigen Dürre spielt. Es ist nicht etwa so, dass niederschlagsarme Jahre in Kalifornien allgemein zugenommen hätten. Doch wenn sie auftreten, steigt das Risiko für extreme Dürren - weil die Atmosphäre sich erwärmt. Und weil der Mensch das Klima verändert. Das ist eines der wesentlichen Ergebnisse unserer Studie."
2030: Keine kühlen Jahre mehr
In einem Computermodell haben die Forscher simuliert, was passiert, wenn die Erwärmung in Kalifornien ungebremst fortschreitet. Das Ergebnis: Um das Jahr 2030 herum gibt es an der US-Pazifikküste praktisch keine kühlen Jahre nach heutigem Maßstab mehr. Dementsprechend steigt das Risiko für extreme Dürren wie die jetzige.
Park Williams hält das für ein plausibles Szenario. Der Bioklimatologe arbeitet bei der Nationalen Behörde für Ozean und Atmosphäre in den USA und forscht ebenfalls über die Dürre in Kalifornien:
"Die neue Studie enthält wichtige Informationen. Und zwar, dass Kalifornien noch heftigere Dürren zu erwarten hat infolge der Erwärmung. Die meisten Klimamodelle sagen zwar für Kalifornien etwas mehr Niederschlag im Winter voraus, aber auch eine starke Temperaturzunahme. Dabei ist anzunehmen, dass die Erwärmung stärker ins Gewicht fällt als die leicht erhöhte Regenmenge."
Vor über 20 Jahren erlebte Kalifornien zuletzt extreme Trockenheit. In der Not wurden damals mehrere große Anlagen zur Entsalzung von Meerwasser gebaut. Am Ende ging aber keine von ihnen richtig in Betrieb - weil sich die Lage wieder entspannte. Jetzt, unter dem Eindruck einer noch größeren Dürre, gibt es wieder Pläne für über ein Dutzend solcher Anlagen in Küstennähe, sagt Williams:
"Diese Entsalzungsanlagen wurden damals schnell wieder dichtgemacht, teilweise auch abgebaut und verkauft. Ich hoffe, dass sie diesmal erhalten bleiben, auch wenn der Niederschlag zurückkommt. Denn die Anlagen werden zweifelsohne bei noch größeren Dürren in der Zukunft gebraucht. Ich denke, im Moment ist Kalifornien darauf überhaupt nicht gut vorbereitet."