Die Klimakonferenz - auch bekannt als Weltklimakonferenz oder COP - wird jährlich in wechselnden Gastgeberländern abgehalten. Teilnehmer sind die fast 200 Staaten, die die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen unterzeichnet haben. In Baku fand die 29. Konferenz im Rahmen der UN-Klimakonferenzen seit 1995 statt. Wieder einmal halten viele Fachleute die Ergebnisse für unzureichend.
Inhalt
- Was wurde bei der Klimakonferenz in Baku vereinbart?
- Warum war es so schwer, ein Ergebnis in Baku zu erzielen?
- Welche Klimakonferenzen haben bisher wichtige Beschlüsse hervorgebracht?
- Warum scheint es gerade in Sachen Klimaschutz kaum voranzugehen?
- Wie sinnvoll sind Klimakonferenzen?
- Gibt es Alternativen?
Was wurde bei der Klimakonferenz in Baku vereinbart?
Auf der Weltklimakonferenz in Baku wurde beschlossen, die Klimahilfen für arme Länder anwachsend bis 2035 auf jährlich mindestens 300 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Nun sollen neben den klassischen Industriestaaten auch Annex-Staaten - also groß gewordene Entwicklungsstaaten wie China - einzahlen können.
Die Entwicklungsländer kritisierten die Summe als zu gering und sprachen von "Beleidigung und Betrug". Sie fordern Beiträge von 1,3 Billionen US-Dollar jährlich. Diese Summe wird in dem Beschluss als Zielgröße genannt, die genaue Finanzierung soll aber erst bei der nächsten Klimakonferenz in Brasilien (10. bis 21. November 2025) geklärt werden.
In Baku wurden zudem neue Regeln für Kohlenstoffmärkte beschlossen: Emissionsminderungen können nun auch zwischen Staaten übertragen werden, sodass zum Beispiel Aufforstungsprojekte in Entwicklungsländern auf die Emissionsziele von Ländern wie Deutschland angerechnet werden können.
Warum war es so schwer, ein Ergebnis in Baku zu erzielen?
Es gab erhebliche Differenzen bei den finanziellen Zusagen. Einige der Entwicklungsländer stimmten am Ende nur zu, um zumindest einen minimalen Kompromiss zu erreichen und nicht völlig ohne Einigung auseinanderzugehen.
Auch die geopolitische Lage erschwerte die Verhandlungen der COP29 erheblich. Der Ukrainekrieg hat die internationalen Fronten verhärtet, auch die Krise im Nahen Osten verschärft die Situation weiter. Hinzu kommen der Ausstieg der USA aus dem Klimaabkommen und Chinas wachsende weltpolitischen Ambitionen.
Welche Klimakonferenzen haben bisher wichtige Beschlüsse hervorgebracht?
Zu den bedeutendsten Klimakonferenzen gehören die COP3 im Jahr 1997 in Kyoto, die COP21 im Jahr 2015 in Paris und die COP28 im Jahr 2023 in Dubai.
In Kyoto wurde 1997 das Kyotoprotokoll beschlossen, das erstmals konkrete Werte für die Reduktion von Treibhausgasen in Industrieländern festlegte. Bis 2012 sollten die Emissionen im Vergleich zu 1990 um durchschnittlich fünf Prozent unter den Wert des Jahres 1990 gesenkt werden, wobei das Protokoll erst nach jahrelangen Kontroversen in Kraft trat.
In Paris erzielte die Staatengemeinschaft 2015 einen Durchbruch mit dem Übereinkommen von Paris, das die Begrenzung der Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf 1,5 bis maximal 2 Grad Celsius festlegte und das Kyotoprotokoll ablöste.
Bei der COP28 in Dubai wurde erstmals die Abkehr von fossilen Energieträgern als Ziel formuliert. Zudem einigten sich die Staaten darauf, die Kapazitäten erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen und die Energieeffizienz zu verdoppeln.
Warum scheint es gerade in Sachen Klimaschutz kaum voranzugehen?
In Baku wurde wieder einmal deutlich, dass viele Länder unterschiedliche Interessen haben. Die Interessen der Industrieländer stehen denen der Entwicklungsländer entgegen.
Die zugesagten Maßnahmen der Industrieländer reichen nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen und weitere verheerende Klimaschäden zu verhindern. Insbesondere Länder wie Indien und China erhöhen weiterhin ihre Emissionen, was den Fortschritt behindert.
Hinzu kommen starke wirtschaftliche Interessen, besonders von Industrien, die auf fossile Brennstoffe angewiesen sind. Staaten wie Saudi-Arabien blockieren aus diesem Grund wichtige Klimaschutzmaßnahmen. Die Erdöllobby ist groß und war beispielsweise in Baku allgegenwärtig.
Dazu kommt die inkonsistente Politik der einzelnen Länder. Ein politischer Zickzack-Kurs durch wechselnde Regierungen – zum Beispiel aktuell in Deutschland oder den USA – lässt oft keine langfristige Planung für die Wirtschaft zu.
Diese Unsicherheit erschwert es Unternehmen und Ländern, sich auf nachhaltige, klimafreundliche Maßnahmen einzustellen. Die Umstellung auf grüne Technologien ist teuer und erfordert große Investitionen.
Klimaschutz wird zudem in vielen Ländern als Belastung empfunden, da es an positiven Anreizen für die Bevölkerung mangelt.
Wie sinnvoll sind Klimakonferenzen?
Klimakonferenzen sind sinnvoll, weil sie eine Plattform bieten, auf der die fast 200 Länder gemeinsam Lösungen finden können. Sie haben den Vorteil, dass sie globalen Druck erzeugen und alle Länder dazu zwingen, sich mit Klimaschutzmaßnahmen auseinanderzusetzen.
Trotz der unzureichenden Ergebnisse wurde in Baku deutlich: Besonders kleinere Inselstaaten, die durch den Klimawandel bedroht sind, erhalten so weltweite Aufmerksamkeit. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das Thema Klimawandel zudem stark in der internationalen Politik etabliert, und der Ausbau erneuerbarer Energien wird vorangetrieben. Das Pariser Abkommen von 2015 wird zum Beispiel als Erfolg gewertet, da fast alle Länder zugesagt haben, die Erderwärmung zu begrenzen.
Doch gibt es auch Nachteile. Kritiker bemängeln, dass die Umsetzung der Ziele zu langsam erfolgt und die Vereinbarungen oft nicht bindend genug sind. Es gibt keine Strafen für Nichteinhaltung der Ziele. Die Verhandlungen sind sehr zäh, da alle Staaten einstimmig zustimmen müssen. Viele Länder blockieren entscheidende Maßnahmen, wodurch häufig nur Minimallösungen gefunden werden. Auch die Vielzahl an Themen und Finanzfragen führt dazu, dass die Konferenzen vom eigentlichen Klimaschutz abdriften.
Außerdem verursachen die großen Konferenzen, bei denen Tausende von Teilnehmern anreisen, enorme CO2-Emissionen - nicht nur durch die Flugreisen. Und: Die Veranstaltungskosten für Logistik und die Versorgung der Teilnehmer belaufen sich schnell auf Millionenbeträge.
Klimaexperten halten Klimakonferenzen für "nicht zielführend"
Führende Klimapolitikexpertinnen, darunter der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, die Ex-UN-Klimachefin Christiana Figueres und der prominente Klimaforscher Johan Rockström kritisieren die UN-Klimagipfel als ineffizient. Sie fordern, dass künftige Konferenzen nur in Ländern stattfinden sollten, die den Klimaschutz nachweislich unterstützen. Ein zentraler Punkt ihrer Kritik ist der starke Einfluss der fossilen Brennstoffindustrie.
Benito Müller, Klimapolitikexperte an der Universität Oxford, kritisiert in einem "Spiegel"-Interview die Klimakonferenzen als zu groß und ineffektiv. Seit dem Pariser Abkommen 2015 sei ihre Hauptaufgabe erledigt. Die heutigen Mega-COPs mit Zehntausenden Teilnehmern erzeugten unrealistische Erwartungen, die oft enttäuscht werden, was das Vertrauen in das Klimaschutzregime schwäche.
Auch Klimaforscher Mojib Latif hält internationale Klimakonferenzen für wenig sinnvoll, da sie oft nur Absichtserklärungen hervorbringen, die nicht zu wirksamen Maßnahmen führen. Er betont, dass bereits beim Pariser Klimaabkommen die zugesagten Emissionsreduktionen nicht ausreichten, um die Klimaziele zu erreichen. Latif fordert stattdessen, dass große Emittenten wie China und die USA direkt zusammenarbeiten und langfristige, verbindliche Maßnahmen ergreifen, um den Klimawandel zu stoppen.
Welche Alternativen zu den Klimakonferenzen sind denkbar?
Alternativen zu Klimakonferenzen sind zum Beispiel kleinere, regionale und bilaterale Abkommen, die schneller zu konkreten Ergebnissen führen können. Oder eine "Konferenz der Willigen", wie es Klimaforscher Mojib Latif nennt - eine Konferenz mit denjenigen Staaten, die wirklich etwas tun wollen.
Der Klimaforscher hält generell kleinere, zielgerichtetere Formate wie G-20-Gipfel oder bilaterale Gespräche zwischen großen Emittenten wie China und den USA für aussichtsreicher. Diese Länder, die fast die Hälfte der weltweiten Emissionen ausmachen, sollten direkt miteinander verhandeln, um eine schnelle Transformation zu erreichen.
Klimaexperte Benito Müller von der Universität Oxford kritisiert im "Spiegel" die Größe der Teilnehmerzahl, die wichtige, informelle Gespräche erschwerten, die für Fortschritte nötig wären. Die Gipfel seien mittlerweile eine Vermischung von Fachverhandlungen, politischem Gipfel und Klima-Expo mit Vertretern von NGOs, Lobbygruppen und Unternehmen. Er schlägt vor, diese Elemente auch räumlich zu trennen.
Latif sieht zudem erdölreiche Staaten wie Saudi-Arabien als Schlüsselfiguren beim Umstieg auf erneuerbare Energien, beispielsweise durch die Produktion von grünem Wasserstoff. Mit der Aushandlung dieses neuen Geschäftsmodells könnten diese Länder ihren Wohlstand auch in einer nachhaltigen Wirtschaft sichern und sich von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen lösen.
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